Wichtige Entscheidungsträger aus der Stadtverwaltung und vom SC Preußen Münster kamen am Montagnachmittag im städtischen Stadion an der Hammer Straße zusammen, um sich vor Ort einen Eindruck darüber zu verschaffen, ob und unter welchen Voraussetzungen das von der DFL und dem DFB entwickelte Hygienekonzept im Preußenstadion umgesetzt werden kann, um im Falle einer Wiederaufnahme des Spielbetriebes mit bis zu 300 involvierten Personen als Austragungsort in Frage zu kommen.
Aus der Stadtverwaltung waren der Leiter des Krisenstabes, Wolfgang Heuer, der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Norbert Schulze Kalthoff, Stadtdirektor Thomas Pahl und Frau Dr. Christina Cappenberg aus dem Dezernat für Bildung, Jugend, Familie und Sport anwesend. Für den SC Preußen nahmen Vereinspräsident Christoph Strässer, der Aufsichtsratsvorsitzende Frank Westermann, die beiden Geschäftsführer Bernhard Niewöhner und Malte Metzelder, der Veranstaltungsleiter Thomas Hennemann sowie Mannschaftarzt Dr. Tim Hartwig teil. In zwei Gruppen wurden die relevanten Stadionbereiche begutachtet, wobei alle Beteiligten Zweifel an der Umsetzbarkeit des Konzeptes äußerten und die Frage nach der gesellschaftspolitischen Signalwirkung aufwarfen. Am Dienstagvormittag wurde das Thema unter der Leitung des Oberbürgermeisters Markus Lewe im Verwaltungsvorstand weiter diskutiert.
„Die aktuellen Diskussionen auf Bundesebene zu Geisterspielen und anderen Initiativen zur Wiederaufnahme des Profispielbetriebes kann ich nicht nachvollziehen. Solange wir Kindern und Jugendlichen aus Corona-Schutzgründen den Mannschaftssport in der Breite verbieten, können wir nicht vermitteln, dass Profifußballer wieder aufs Spielfeld dürfen“, findet Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe klare Worte. Wolfgang Heuer, Leiter des Corona-Krisenstabes der Stadt Münster: „Unabhängig davon, unter welchen besonderen Auflagen ein solcher Spiel- und Trainingsbetrieb erfolgen soll, und unabhängig davon, ob diese Auflagen überhaupt einen ausreichenden Schutz gegen die Übertragung des Corona-Virus gewährleisten können: Der Profi-Fußball hat eine Ausstrahlung weit über die Fußballszene hinaus. So sehr ich mir wieder schöne Fußballspiele wünsche – zum gegenwärtigen Zeitpunkt wären sie das falsche Signal.“ Wie Heuer argumentiert auch Lewe damit, dass weite Teile der Gesellschaft und der Wirtschaft im Kampf gegen die Pandemie derzeit massive Einschränkungen hinnehmen müssen. Lewe: „Vor diesem Hintergrund sind Ausnahmeregelungen für den Profifußball kaum vertretbar.“
Vorrangig im Innenbereich sind die Vorgaben der Task-Force nicht umzusetzen. Anders als viele Erst- und Zweitligisten verfügt der SC Preußen Münster nicht über Ausweichflächen, sodass die Einhaltung von Abstandsregeln und Hygienestandards kaum zu garantieren ist. Insbesondere die Mannschaftsbereiche, in denen sich an einem Spieltag auf engstem Raum bis zu 30 Personen aufhalten müssen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Mannschaft zu sichern, sorgte für große Bedenken. Hinzu kommen sehr große Aufwendungen für den Verein, etwa um das an sich leicht zugängliche Stadiongelände zu sichern, um einen hauptamtlichen approbierten Arzt als Hygienebeauftragten einzustellen, der den Trainings- und Spielbetrieb überwacht oder um sich vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebes in ein siebentägiges Trainingslager zu begeben.
„Gerade die aktuelle Berichterstattung hat gezeigt, dass das Corona-Virus auch vor der 1. und 2. Bundesliga keinen Halt macht. Innerhalb kürzester Zeit wurden zehn positive Corona-Fälle diagnostiziert, ohne dass der offizielle Mannschaftstrainingsbetrieb überhaupt begonnen hat. Nach wie vor bleiben viele Fragen seitens des DFB unbeantwortet, wie ein Verein wie Preußen Münster als Drittligist mit bescheidenen Mitteln und sehr beschränkten örtlichen Gegebenheiten die Anforderungen eines DFL-Konzeptes erfüllen kann“, sagt Vereinspräsident Christoph Strässer. Malte Metzelder, Geschäftsführer Sport beim Adlerclub ergänzt: „Priorität hat für uns der Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Spieler, Betreuer und all derjenigen, die für die Durchführung des Spielbetriebs ihre Gesundheit aufs Spiel setzen müssen. Darüber hinaus sollte der Fußball seiner besonderen gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden, statt für sich Sonderregelungen zu beanspruchen, während in Schulen und Kitas, in Gaststätten und im alltäglichen Leben weiterhin viele Beschränkungen weiterbestehen.“
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