Angela Merkel in Münster: 5000 Menschen jubeln, einer buht

Kanzlerin Merkel und einige CDU-Parteigenossen sprachen gestern auf dem Domplatz in Münster. (Foto: Thomas M. Weber)
Kanzlerin Merkel und einige CDU-Parteigenossen sprachen gestern auf dem Domplatz in Münster. (Foto: Thomas M. Weber)

Gestern hatte Münster hohen Besuch von der Bundeskanzlerin. Angela Merkel war kurz vor der Wahl hier, um die CDU-Bundestagskandidatin Sybille Benning zu unterstützen. Rund 5000 Menschen kamen zur Bühne auf den Domplatz.

Um 16 Uhr sollte die Kanzlerin am Domplatz ankommen, aber bereits eineinhalb Stunden vorher bildeten sich lange Schlangen vor den wenigen Zugängen zu den abgesperrten Plätzen direkt vor der Bühne. Überall wurden Ausweise und Taschen kontrolliert und die Polizeipräsenz war auf dem gesamten Gelände sehr hoch.

Moderatorin Claudia von Brauchitsch kündigte um 15 Uhr dann die ersten Gäste an. Zunächst ohne die Kanzlerin und später neben ihr auf der Bühne, waren CDU-Bundestagsabgeordnete Sybille Benning, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Reinhold Sendker (MdB Warendorf), Anja Karliczek (MdB Kreis Steinfurt), Karl-Josef Laumann (CDU-Bezirksvorsitzender und NRW-Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales), Marc Henrichmann (CDU-Bundestagskandidat Kreis Coesfeld) und Jens Spahn (Parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium). Oberbürgermeister Markus Lewe saß als Gastgeber in der ersten Reihe.

Die erste Frage richtete sich an Sybille Benning. Von ihr wollte Claudia von Brauchitsch wissen, was sie zu den wichtigsten Pfeilern ihres Programmes sagen möchte: Mittelstand, Familie und Bildung. „Eine solide Wirtschaftspolitik ist notwendig, das heißt, dass viele einen Arbeitsplatz und damit Einkommen haben“, antwortete Benning, „und um das zu haben, brauchen wir eine starke Bildung. Das haben wir beispielsweise dadurch unterstützt, das wir die Ausbildungsförderung erweitert und das Meisterbafög raufgesetzt haben.“ Die Familie, sagte die Abgeordnete, sei Rückgrat und Motor unserer Gesellschaft. Familie sollte füreinander Zeit haben und Frauen und Männer sollten sich, durch flexible Arbeitszeiten, gleichermaßen um Familie und Beruf kümmern können.

Während auf der Bühne noch geredet wurde, wurde es in den Reihen vor der Bühne unruhig. Viele standen auf und schauten erwartungsvoll in die Richtung, aus der Angela Merkel kommen sollte. Und es tat sich etwas. Durch die Menschenmenge auf dem Domplatz hindurch, ging eine Gruppe in Richtung Bühne – unter ihnen die Kanzlerin.

„Wir haben mal so überlegt, wer schon unser 75-seitiges Regierungsprogramm gelesen hat“, begann Merkel und schaute sich prüfend zu den Parteigenossen auf der Bühne um. „Ich sehe, auf der Bühne gibt’s ein paar Freaks“, stellte sie fest und erntete Lacher. „Wir haben dann eine Audioversion vorbereitet, die dauert nur 23 Minuten zuhören, aber selbst da bin ich noch nicht sicher. Und deshalb haben wir es jetzt anders probiert. Falls jemand noch nach Berlin kommt, da haben wir ein begehbares Programm, einen virtuellen Rundgang. Ab Donnerstag auch für Ihr Smartphone.“

Die Kanzlerin hatte Fans im Publikum. (Foto: so)

Moderatorin von Brauchitsch fragte Angela Merkel nach ihrem Bezug zum schönen Münster. „Münster ist eine junge Universitätsstadt, Stadt des Westfälischen Friedens, drum herum entfaltet sich das Münsterland. Ich habe immer tolle Kundgebungen hier, deshalb freue ich mich auch heute wieder, sie alle hier zu sehen. Münster ist historisch sehr bedeutungsschwer und jetzt müssen wir sehen, dass die Menschen in 100 Jahren darüber sprechen, was im Jahr 2017 alles entstanden ist“, war die Antwort der Kanzlerin.

Weiter sprach sie über Digitalisierung, virtuelle Welten und die Gamescom: „Die digitale Entwicklung ist so bedeutend wie seinerzeit der Buchdruck.“ Außerdem über die Autoindustrie: „Wenn man über „made in Germany“ spricht, denkt man dabei an die Autos, weil unsere Autos spitzenklasse sind. Aber inzwischen sind grobe Fehler passiert. Und die Automobilindustrie ist jetzt in der Verantwortung diese Fehler wiedergutzumachen.“ Auch Europa war ein Thema: „Europa ist für unsere Zukunft wichtig. Europa ist aber auch mühselig. Trotzdem wissen wir, dass viel leichter Vorurteile entstehen, wenn wir in Europa nicht zusammenarbeiten. Wenn man einmal sagt, die Griechen sind so und die Italiener sind so und die wiederum sagen, die Deutschen sind knauserig – wenn also einmal alle diese Vorurteile wieder Platz haben und wir nicht mehr miteinander sprechen, sondern nur noch übereinander, dann kommt schnell Hass und aus Hass entsteht sehr schnell Gewalt.“

Über das und über viele Dinge mehr, sprach die Kanzlerin und laut Polizei hörten ihr 5000 Menschen zu. Ein Blick in die Menge verriet, dass viele von ihnen CDU-Wähler und teils große Fans der Kanzlerin waren, denn wo man hinschaute, wurden Schilder in den Parteifarben, mit Herzen und ihrem Namen darauf hoch gehalten.

Und immer wieder jubelte die Menge und applaudierte begeistert. Nur eimal war aus einer weit entfernten Ecke des Platzes ein Buhruf zu hören, wem der galt, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Nur so viel: Angela Merkel war es nicht, die auf der Bühne gerade das Wort hatte.

 

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