Ärger um Einlass zum Preußenstadion Fanszene und Verein sehen Polizei verantwortlich für verzögerten Einlass zum Derby von Preußen Münster gegen Arminia Bielefeld am Sonntag

Während das Spiel von SC Preußen Münster gegen Arminia Bielefeld bereits einige Minuten lief, warteten noch hunderte Fans vor den Toren auf Einlass. (Foto: Tristan Eilers)

Als das Spiel vom SC Preußen Münster gegen Arminia Bielefeld gestern beim Stand von 2:1 abgepfiffen wurde, war die schwarz-weiß-grüne Welt erst einmal wieder in Ordnung. Denn mit dem Derby-Sieg war die Revanche genommen für die herbe 0:4-Klatsche im Hinspiel im August. Der Ärger über die Verzögerungen beim Einlass zum Stadion war damit aber nicht verflogen und wird weiter diskutiert.

Heute meldete sich die Fanhilfe Münster und die Fangemeinschaft Preußen Münster mit einem gemeinsamen Statement, in der sie die „völlig aus dem Ruder gelaufene Einlasssituation“ beklagen, dafür aber nicht den Verein, sondern die Polizei verantwortlich sehen. Die hatte am Sonntag um 13:26 Uhr, also kurz vor dem geplanten Anpfiff, kurz gemeldet: „Aktuell blockiert eine Gruppe von Fans den Eingangsbereich der Heim-Fans. Hierdurch verzögert sich der Einlass.“

Gemeinsames Statement von Fanhilfe und Fangemeinschaft

Laut Fanhilfe und Fangemeinschaft sah es aber anders aus. Hier der Wortlaut aus ihrer gemeinsamen Erklärung: „Während das Spiel bereits einige Minuten lief, warteten noch hunderte Fans vor den Toren auf Einlass. Als Begründung wurde eine besondere polizeiliche Präsenz im Bereich der Materialkontrolle genannt. Durch diese willkürliche Maßnahme verzögerte sich der Einlass deutlich. Über nachrückende Zuschauer auf dem Vorplatz und in einer immer hektischeren Stimmung agierte die Polizei ohne Absprache auf dem Vereinsgelände des SC Preußen, sperrte Eingänge, kesselte wahllos Preußenfans ein, um sie wenig später dann doch wieder passieren zu lassen. Kurzum: Es regierte das Chaos in einer völlig unkoordinierten Einlasssituation. Eine aggressive Polizeieinheit schwang sich dazu auf, Tickets zu kontrollieren und anlasslos Personalien aufzunehmen. Sichtlich überfordert wurden in dieser Situation auch Frauen und Kinder von der Polizei gestoßen und bedroht. Nur der außerordentlichen Besonnenheit der Preußenfans ist es zu verdanken, dass keine Massenpanik mit schlimmeren Folgen entstand. Vereinsvertreter von Preußen Münster, Fanszene, der FANport, die Fanhilfe und viele andere versuchten verzweifelt, die Situation zu entschärfen. Dies wurde aber vom Einsatzleiter abgelehnt, der bezeichnenderweise gar nicht vor Ort war und sein warmes Büro vorzog.“

Polizei zieht Bilanz: „Die aktive Fanszene blockierte den Eingangsbereich“

Die Polizei Münster hat auf die Vorwürfe geantwortet und dabei betont, dass es „ein Risikospiel mit rivalisierenden Fanlagern“ gewesen sei. Polizisten hätten beobachtet, dass beim Fanmarsch der Preußen-Fans über die Hammer Straße zum Stadion sich mehrere Personen aus der Gruppe herauslösten und zuvor deponierte Rucksäcke aus einem Versteck genommen hätten. Das weitere Vorgehen am Stadion schildert die Polizei so: „Die Gruppe verweigerte im Eingangsbereich des Stadions eine Kontrolle der mitgeführten Gegenstände durch den Ordnerdienst. Die Kontrolle fand in Anwesenheit der Polizei statt. Verein und Polizei suchten gemeinsam nach Lösungen. Die aktive Fanszene blockierte weiterhin den Eingangsbereich. Schließlich öffneten die Ordner die Tore, wodurch auch Fans ohne Kontrolle ins Stadioninnere gelangten. Die Situation wird nun gemeinsam nachbereitet.“

Der SC Preußen Münster als Veranstalter sah „keinerlei Gefahrenpotenzial“

Der Verein selbst hatte sich bereits gestern Abend zu Wort gemeldet, unter anderem via Facebook. Er betonte, dass es grundsätzlich Sache des Veranstalters und des von ihm beauftragten Ordnungsdienstes ist, die Personen- und Materialkontrollen durchzuführen: „Vor dem Derby positionierte sich bei diesen Kontrollen aber auch die Polizei, was die aktive Fanszene dazu bewegte, den Zutritt zunächst zu verweigern. Dies löste einen langen Rückstau aus, der kurz vor Anpfiff erheblichen Druck auf die Eingänge ausgelöst hat. Durch verschiedene Maßnahmen des Ordnungsdienstes – unter anderem die Öffnung eines seitlich gelegenen Mitarbeitereingangs, sowie die zeitweise Aussetzung einer gründlichen Personenkontrolle – konnte dieser aufgelöst und so eine weitere Verschlimmerung der Situation verhindert werden.“

Der SCP weist darauf hin, dass er sich „gegenüber der Polizei eindeutig positioniert und auf eine schnelle Lösung gedrängt“ habe, um eine Verschärfung der Situation zu verhindern. „Anders als die Behörden, sah der SC Preußen Münster als Veranstalter keinerlei Gefahrenpotenzial beim Stadionzutritt durch die aktive Fanszene oder andere Zuschauer. Die Preußenfans verhielten sich absolut friedlich“, unterstrich Veranstaltungsleiter Thomas Hennemann gestern die Einschätzung des Sportclubs.

Fans fordern: „Keine Polizei im Eingangsbereich des Stadions“

Fanhilfe und Fangemeinschaft betrachten es als als positiv, „dass der Verein hier bereits am Sonntagabend mit einer Stellungnahme ein identisches Bild unserer Wahrnehmung an den Einlasstoren wiedergegeben hat“. Sie fragen nach dem Sinn der Maßnahmen und stellen Forderungen für die Zukunft: „Wir wünschen uns, dass die Vereinsvertreter des SC Preußen selbst intern Konsequenzen aus den Vorgängen ziehen und die Ereignisse aufgearbeitet werden. Das Vorgehen der Polizei muss kritisch hinterfragt werden. Der SC Preußen sollte künftig auch gegenüber der Polizei konsequent vom eigenen Hausrecht Gebrauch machen. Unsere Forderung: Keine Polizei im Eingangsbereich des Stadions.“ Die Fangruppen danken ausdrücklich „allen Personen, die mit Besonnenheit versucht haben, die Situation zu entspannen“ –  damit können wohl nur die Vertreter des Vereins gemeint sein.

Der Verein sucht nach konstruktiver Lösungen für kommende Heimspiele

In den kommenden Tagen will der SC Preußen Münster „gemeinschaftlich und konstruktiv Lösungen für die kommenden Heimspiele zu finden“. Die Situation beim Derby gegen Arminia Bielefeld, „die ausschließlich zu Lasten der Preußenfans ging, hätte durch ein abgestimmtes Vorgehen und eine Kommunikation auf Augenhöhe verhindert werden können. Der SC Preußen Münster ist davon überzeugt, dass dies auch der Weg in der Zukunft sein muss.“ Damit stimmen auch die Fanvertreter überein: „Derbys und brisante Gegner werden auch zukünftig regelmäßig im Preußenstadion stattfinden. Bei ausverkauften Spielen wird ein Andrang wie gestern regelmäßig entstehen. Bis zu einem erfolgreichen Stadionumbau werden die Rahmenbedingungen am Einlass weiterhin kompliziert sein. Gegen Rot Weiß Essen darf sich am kommenden Sonntag ein ähnliches Vorgehen nicht wiederholen.“

Mehr über das Fanprojekt Preußen Münster findet ihr unter www.fanprojekt-muenster.de

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