Adam Riese Show: viel Musik, wenig Pfeffer Stargäste waren Höhner-Bassist Hannes Schöner, die Antenne Münster-Moderatoren Brukner & Hausdorf und Botschafter Dr. Heinrich Kreft

Anja Brukner und Christoph Hausdorf moderieren die „Morningshow“ auf Antenne Münster, bei Adam Riese saßen sie am Sonntag Abend auf dem Talk-Sofa. (Foto: Thomas Hölscher)

Drei bis vier Mal im Jahr lädt Adam Riese zu seiner Show in die Cloud am Germania Campus ein, wo er sich mit den Gästen auf dem Talk-Sofa unterhält, mit ihnen Spielchen treibt und wenigstens einen von ihnen singen lässt. Jede Ausgabe gibt es nur einmal und nur live, jede für sich ist also etwas Einzigartiges, manchmal sogar ein unvergessliches Erlebnis, an das man sich immer wieder gerne erinnert. Auch die Adam Riese Show am letzten Sonntag bot alle bekannten Zutaten – und trotzdem fehlte diesmal etwas.

Dr. Heinrich Kreft ist der Deutsche Botschafter in Luxemburg. (Foto: Thomas Hölscher)

Dabei war doch alles da: die mit Sofa und Sesseln für die Talk-Runden möblierte Bühne, die (sogar mit deutlichem Schwangerschaftsbauch) stets emsige Assistentin Miss Miri, die swingende Band (diesmal mit Christiane Hagedorn als Solistin) und natürlich die Gäste. Es begann mit einem honorigen Gast, nämlich dem bundesdeutschen Botschafter in Luxemburg, Dr. Heinrich Kreft. Seine münsterländischen Wurzeln waren schnell geklärt, denn er wuchs in Borghorst auf und hat in Münster studiert. Kaum einer zweifelte daran, dass die Arbeit im diplomatischen Dienst ziemlich unterschiedlich ausfallen kann. Es liegen eben Welten zwischen einem Journalisten-Termin bei Koka-Bauern und Drogenschmugglern im bolivianischen Dschungel oder einem Dinner in Tokio – beides schilderte Dr. Kreft recht bildhaft, ebenso wie die ständige Erdbebengefahr in Japan. Die Aufgabe als Botschafter in Luxemburg scheint dagegen weniger spektakulär zu sein. Er konnte sie aber bereits dafür nutzen, um in dem Fürstentum und den angrenzenden Regionen Künstler aus dem Münsterland zu präsentieren.

Wenn es gleich auf Sendung geht, muss das Brötchen schon mal ausgespuckt werden. (Foto: Thomas Hölscher)

Ein ganzes Stück lebendiger wurde es mit den nächsten Gästen, schließlich sind Anja Brukner und Christoph Hausdorf so etwas wie die Wecker der Stadt. Seit gut einem Jahr moderieren sie zusammen die Morningshow auf Antenne Münster und müssen dafür ziemlich früh aufstehen, damit sie um 6 Uhr auf Sendung gehen können. Wobei sie nicht vergessen sollten, das Studio „scharf“ zu stellen, damit die Radiohörer sie auch hören können. Und das Frühstücksbrot sollte rechtzeitig aufgegessen sein, bevor das nächste Lied zu Ende und das Mikrofon offen ist. Anja Brukner zeigte pantomimisch, wie ihr Kollege Christoph Hausdorf mal ein angekautes Brötchen wieder ausspuckte, als er die Uhr nicht so gut im Blick hatte. „Wie oft passieren solche Pannen?“, musste Adam Riese da natürlich fragen. „Ständig!“, antwortete das Moderatorenpaar unisono. Sie haben offenbar keine Angst vor Peinlichkeiten und lachten mit, als Riese nicht nur die obligatorischen Kinderbilder seiner Gäste zeigte, sondern auch Tonaufnahmen aus der Kindheit vorspielte. Anja Brukner sah sich nämlich schon im Vorschulalter als Radio-Moderatorin und nahm mit dem Kassettenrekorder im Kinderzimmer unter dem unschlagbaren Pseudonym „Emily Muskulös“ ihre ersten Sendungen auf.

Ganz ohne Selbstironie erzählte Hannes Schöner von seiner kurzen Karriere als Schlagersänger. (Foto: Thomas Hölscher)

Man hätte sich gewünscht, dass auch der dritte Gast des Abends so unprätentiös mit seiner eigenen Vergangenheit umgeht. Schließlich hatte Gastgeber Adam Riese ein paar Filmschnipsel aus den frühen 1980er Jahren ausgegraben, als Hannes Schöner noch kein Mitglied der Kölner Kultband „Höhner“ war, sondern als Schlagersänger in der ZDF-Hitparade auftrat, zeittypisch ausgestattet mit der damals üblichen Föhnwelle und im bonbonfarbenen Blouson. Leider schien er nicht zu verstehen, warum alle lachten, als dann das Video seines Duos „Fair Control“ von 1985 fast jeden an eine unfreiwillig komische Kopie von Modern Talking denken ließ – mit richtig großen Schulterpolstern. Live sang Hannes Schöner dann aber viel schönere Lieder, vor allem „Demm Rievkoochebuudebesitzersingfrauihre-Blues“ und natürlich einen der ganz großen Hits seiner Band, „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, das dann zusammen mit Christiane Hagedorn. Im Talk erzählte er, wie er 1990 am 1. Februar, also mitten in der Karnevalssession, bei den Höhnern einstieg, um dann bis zum Aschermittwoch weitere 170 Auftritte zu absolvieren. Heute lassen sie es ruhiger angehen, treten im Karneval aber immer noch fünf Mal am Tag auf. Dabei ist Schöner, den man mit seinem richtigen Namen Johannes Schulte-Ontrop eher für einen Westfalen halten könnte, inzwischen der einzige gebürtige Kölner in der Band.

„Wenn nicht jetzt, wann dann?“ und „That’s What Friends Are For“ sang Christiane Hagedorn im Duett mit Hannes Schöner, begleitet von Markus Paßlick und seinen Original Pumpernickel. (Foto: Thomas Hölscher)

Am Ende der Show hatten die Zuschauer viele Kinderbilder gesehen und Einblicke in ganz unterschiedliche Berufe genommen, bei den Ratespielen mitgefiebert, ein paar interessante Geschichten und vor allem viel Musik gehört, denn Christiane Hagedorn präsentierte zusammen mit  Markus Paßlick und seinen Original Pumpernickel allerlei Ausschnitte aus ihren Programmen mit Liedern von Sezen Aksu („Der kleine Spatz vom Bosporus“) und über den Mond („Mondsüchtig“). Zum Abschluss gab’s wieder ein Spiel mit allen zusammen – doch das von Markus Paßlick pointenreich geschriebene Theaterstück konnte keiner so richtig mit Leben füllen, es lasen ja alle den Text zum ersten Mal vom Blatt. Da fiel es dann wirklich auf, was dieser Ausgabe der Adam Riese Show fehlte: es war der Pfeffer, der echte Schwung und die große Überraschung, die hier fehlten. Nun, das kann es nicht immer geben, mit diesem Risiko muss jeder Besucher leben. Schließlich ist jede Adam Riese Show einmalig und einzigartig, die nächste kann schon wieder ein großer Knüller werden. Das verheißt jedenfalls die Gästeliste für die kommende Auflage: am 2. Dezember begrüßt Adam Riese nämlich den KiKA-Moderator André Gatzke, Dirigent Fabrizio Ventura und den aus der Harald-Schmidt-Show und als Böhmermanns Sidekick beim „Neo Magazin Royale“ bekannten Ralf Kabelka in seiner Show. Vielleicht geht der Moderator seine Gäste dann auch etwas frecher an und lässt ein bisschen den kleinen Punk aus sich heraus, anstatt wie diesmal nur ein paar Zeitungsartikel aus den 80ern über seine damalige Band Äni(x)Väx zu präsentieren. Karten gibt es im Auditorium (Alter Steinweg), beim WN Ticket-Shop oder online auf der Homepage von „Sound Lake City“. 

Noch mehr Bilder findet ihr in unserer Fotostrecke.

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