Die AIDS-Beratungsstellen an den nordrhein-westfälischen Gesundheitsämtern haben eine positive Bilanz ihres Einsatzes gegen HIV und AIDS gezogen. Bei einer Tagung in Düsseldorf zum 30-jährigen Jubiläum der AIDS-Beratung sagte Karin Hoeltz vom Verband der AIDS-KoordinatorInnen NRW: „Seit 30 Jahren bieten die Gesundheitsämter in Nordrhein-Westfalen anonym, vertraulich und kostenlos Beratung zu HIV und den HIV-Test an.“ So auch in Münster.
Im November 1987 wurde die Sozialpädagogin Hiltrud Noll mit der neuen Aufgabe im Gesundheitsamt der Stadt Münster betraut. Für die medizinischen Aufgaben und die Koordinationstätigkeit erhielt sie im März 1988 Unterstützung durch die Ärztin Monika Brosda. „Wir haben damals Neuland betreten“, sagt Monika Brosda, „keine Aktenführung und anonyme Untersuchungen für eine Infektionskrankheit erforderten ein enormes Umdenken.“
„Die vor 30 Jahren befürchtete AIDS-Epidemie ist Gott sei Dank ausgeblieben“, sagte Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann jetzt in seinem Grußwort auf der Jubiläumstagung in Düsseldorf. „Im Jahr 2015 haben sich in Nordrhein-Westfalen 650 Menschen mit HIV neu infiziert. Vor 30 Jahren waren es dagegen doppelt so viele. Und damals haben viele Experten einen weiteren Anstieg befürchtet. Die bürgernahe HIV- und AIDS-Beratung und HIVTests in den Gesundheitsämtern haben einen großen Anteil daran, dass die Zahl der Neuinfektionen auf einem relativ niedrigen Niveau gehalten werden konnte.“
Gleichwohl – so der Minister weiter – müsse die Zahl der Neuinfektionen weiter gesenkt werden. Deshalb seien die Beratungsangebote der Gesundheitsämter wichtiger denn je.
1987 wurde das bundesweite „Großmodell Gesundheitsämter“ aufgelegt, das unter anderem Beratung und Test, aufsuchende präventive Arbeit und eine Koordination der AIDS-Arbeit vor Ort vorsah. Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium hatte bereits 1987 alle Gesundheitsämter in NRW beauftragt, jedem, der glaubt sich gefährdet und infiziert zu haben, einen kostenlosen und anonymen HIV-Test anzubieten. Die Kosten für die Tests hat das Land übernommen. „Seitdem haben sich die Beratung und Tests zu HIV fest in den Strukturen des öffentlichen Gesundheitsdienstes in Nordrhein-Westfalen verankert“, sagte Karin Hoeltz vom Verband der AIDS-KoordinatorInnen NRW.
Alle Angebote zu Prävention, Beratung, Test und Untersuchung werden ungebrochen und mit steigender Tendenz von Personen aus allen Bevölkerungsgruppen wahrgenommen. Dazu gehören neben Männern mit Mann-Mann-Kontakten auch Frauen und Männer in der Sexarbeit sowie Menschen aus Ländern, in denen Sexualität – insbesondere gleichgeschlechtliche Sexualität – tabuisiert oder sogar verboten ist. Im Jahr 2016 fanden allein in 24 Gesundheitsämtern über 50.000 Beratungskontakte zu HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen statt und in 900 Projekten, Veranstaltungen, Fortbildungen und Fachberatungen weitere 35.000 Gesprächskontakte.
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