Andere machen Urlaub, aber Sven Schöpper und Natascha Rubner von den Münsteraner Maltesern machen sich auf nach Bosnien und Herzegowina, um ehrenamtlich Sanitätsdienst zu leisten. Genauer gesagt nach Medjugorje, das liegt südlich von Mostar.
Der 4300 Einwohner zählende Ort wurde in den vergangenen 20 Jahren zu einem der meistbesuchten katholischen Pilgerorte in Europa. Seit 1981 soll dort regelmäßig die Jungfrau Maria erscheinen.
Die zwei ehrenamtlichen Malteser Sanitäter unterstützten als erstes Team aus dem Bistum Münster im Rahmen der internationalen humanitären Hilfe des Malteser Ordens den Betrieb der Sanitätsstation und den Sanitätsdienst vor Ort und trugen dazu bei, dass die Pilgerinnen und Pilger die Wallfahrt wohlbehalten und gut versorgt überstehen. Natascha Rubner ist Medizinstudentin und war zum ersten Mal in Medjugorje. Ein Interview.
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Natascha, wie ist dein Eindruck von Medjugorje?
Natascha Rubner: Medjugorje ist komplett auf den Tourismus ausgerichtet. Es gibt viele Souvenirläden, dicht an dicht nebeneinander. Dort kann man Marienstatuen in jeder vorstellbaren Größe und Farbe, Rosenkränze in diversen Ausführungen und sämtliche andere Touristenartikel kaufen. Es gibt zwei Berge, die die Pilger besteigen: Der Kreuzberg (Križevac), auf den ein Kreuzweg hinaufführt und der Erscheinungsberg (Podbrdo). Die Pilger in Medjugorje wandern teilweise barfuß auf den Wegen, so dass wir mit vielen fußchirugischen Notfällen rechnen mussten – wie zum Beispiel Bänderrisse durch Umknicken oder Abschürfungen.
Wo befindet sich die Malteser Ambulanz?
Die Ambulanz befindet sich direkt neben dem Außenaltar und der Kirche in Medjugorje. Im oberen Stockwerk wohnen die eingesetzten Helfer aus Deutschland und der Einsatzleiter. Die meisten Ehrenamtlichen kommen für zwei Wochen. Geleitet wird die Ambulanz von einheimischen Schwestern und Ärzten, die wie wir in Früh- und Spätschicht arbeiten. Das Einsatzaufkommen war in beiden Wochen glücklicherweise sehr gering.
Wie muss man sich eure Arbeit vor Ort vorstellen?
Unsere Aufgaben bestanden darin, die Patienten, die in die Ambulanz kamen, aufzunehmen. Wenn ein Notruf von einem der Berge oder aus dem Dorf bei uns eintraf, fuhren wir mit dem Krankenwagen dorthin. Als Patienten kamen allerdings nicht nur Pilger zu uns, sondern auch Dorfbewohner oder Menschen aus der Umgebung, die sich keine Krankenversicherung leisten können.
Hattet ihr auch mal die Gelegenheit, die Umgebung zu erkunden?
In unserer zweiten Woche kam ein zweites Team aus Deutschland an, so dass wir uns auch ein bisschen von Bosnien und Herzegowina ansehen konnten. Wir haben uns ein Auto gemietet und sind nach Sarajevo und Mostar gefahren – diese beiden Ziele sind auf jeden Fall einen Ausflug wert! Leider hat die Zeit nicht mehr gereicht, um die Wasserfälle in Caplijna zu besuchen. Die sollen sehr sehenswert sein.
Wie sah es mit dem leiblichen Wohl aus?
Die Küche in der Ambulanz ist sehr gut ausgestattet. Wir haben jeden Tag gemeinsam abends gekocht und einmal sogar einen Kuchen gebacken. Die Preise sind allerdings so günstig, dass man dort auch jeden Tag problemlos essen gehen könnte.
Was hast du gelernt? Was nimmst du aus diesem außergewöhnlichen Einsatz mit?
Während unserer Zeit dort waren, laut den einheimischen Schwestern, ungewöhnlich wenige Pilger in Medjugorje. Trotz des geringen Einsatzaufkommens empfand ich die Arbeit dort als sehr bereichernd. Gerade die Geschichten der einheimischen Patienten, die teilweise vier Stunden gelaufen sind, um medizinische Hilfe zu erhalten sowie die Erzählungen der Ärzte und Krankenschwestern, die den Nebenverdienst in der Ambulanz brauchen, um ihr Leben zu finanzieren, haben mich sehr berührt. Auch die Unterschiede zum deutschen Gesundheitssystem und in der Patientenversorgung kennenzulernen, war eine besondere Erfahrung. Ich würde auf jeden Fall wieder nach Medjugorje in die Ambulanz fahren, um die dortigen Schwestern und Ärzte zu unterstützen.
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