Westfale und trotzdem lustig Jens Heinrich Claassen ist ein Kind des Südviertels und als Comedian buchstäblich auf allen Weltmeeren unterwegs

Jens Heinrich Claasen ist nicht alles latte, bis auf dieses Heißgetränk (Foto: Michael Bührke)
Jens Heinrich Claasen ist nicht alles latte, dieses Heißgetränk jedoch schon (Foto: Michael Bührke)

Geboren im Clemenshospital, im Hittorf-Gymnasium zur Schule gegangen, im Schatten der Josephskirche aufgewachsen. „Ich bin ein echtes Südviertelkind“ sagt Jens Heinrich Claassen, während er genussvoll einen Schluck Latte Macchiato nimmt, selbstverständlich in einem Café im Südviertel. „Westfale zu sein ist ja nicht unbedingt ein Garant dafür, viel mit Humor am Hut zu haben“, sagt Claassen und beweist laufend das Gegenteil.

Glücklicherweise hat Claassen dann doch irgendwann den Absprung geschafft und gehört heute zu den erfolgreichsten Comedians hierzulande. NightWash, Quatsch Comedy Club, das Kommödchen in Düsseldorf, das Hamburger Ohnsorg-Theater, das Bonner Pantheon, das Hamburger Schmidt Theater, die Wühlmäuse in Berlin oder der Münchner Schlachthof – Claassen stand schon auf den wichtigsten Bühnen des Landes, wenn es um das Thema Humor geht. Auf dem Kreuzfahrtschiff AIDA gehört er inzwischen zum festen Programm, mehr als fünfzig Mal war er mit dem Feriendampfer unterwegs und sorgte für beste Laune unter den bis zu 1500 Gästen. „Ich musste neulich einen neuen Reisepass beantragen. Nicht weil der alte abgelaufen ist, sondern weil kein Platz mehr für die Stempel war“, erzählt Claassen, offenbar über den eigenen Erfolg staunend.

Claassen im Interview mit ALLES MÜNSTER (Foto: Michael Bührke)
Claassen im Interview mit ALLES MÜNSTER (Foto: Michael Bührke)

Während der Abi-Zeit hat Claassen mit zwei Freunden angefangen Straßenmusik zu machen, „erst woanders, damit unsere Freunde nicht sehen, wenn es schiefgeht“, erzählt er lachend. Obwohl die Begeisterung für die Bühne geweckt war, ging es nach der Schule erstmal zum Touristikunternehmen TUI nach Düsseldorf, um als Servicekaufmann im Luftverkehr zu arbeiten. Auf Firmenfeiern hat Claassen dort immer wieder sein musikalischen und komödiantisches Talent gezeigt, „Kollegen haben mich dann auf einen Kabarett-Workshop in Neuss hingewiesen und direkt gesagt: Da musst du hin!“ Danach nahm die Karriere als Comedian Fahrt auf, seit 2017 lebt Jens Heinrich Claassen wieder in Münster und ist glücklich. „Ich bin für meinen Beruf sehr dankbar“, sagt Claassen, macht aber auch deutlich, dass leichte Unterhaltung oft harte Arbeit bedeutet: „Es gibt niemanden, der berühmt ist und faul.“ Ein Drittel dessen, was er schreibt, ist nicht lustig, schätzt der 44-Jährige. „Nur weil ich denke, das ist der große Hit, muss das nicht so sein“. Was vor Publikum floppt, fliegt raus, da ist der Künstler rigoros. „Ich habe schon Lieder geschrieben, da bin ich eingeschlafen mit dem Gedanken, damit wirst du berühmt. Als ich es dann vor Publikum gespielt habe, schaute ich in lauter leere Augen.“

Die humorvolle Ader hat er von seinem Vater, das steht für Claassen fest. Als Claassen-Brothers ist dieser mit seinem Bruder aufgetreten und hat die Begeisterung für die Bühne an den Sohn vererbt und diesen immer beim Aufbau seiner Bühnenkarriere bestärkt. „Mein Vater hatte ein Album mit Zeitungsausschnitten über mich, die ich zum Teil selber gar nicht kannte. Er war stolz wie Oskar auf mich“, berichtet der Münsteraner leise. Er hat seinen sterbenden Vater auf der Palliativstation der Raphaelsklinik begleitet und dafür mehrere Auftritte abgesagt. Als der Auftritt im Kommödchen anstand und Claassen diesen ebenfalls canceln wollte, sagte sein Vater zu ihm, dass er das auf gar keinen Fall machen soll. Zu stolz war er darauf, dass sein Sohn auf dieser berühmten Bühne stehen wird. „Ich fuhr also mit der Bahn schnell nach Düsseldorf, spielte mein Programm und bin sofort wieder zurückgefahren. Vier Tage später ist mein Vater verstorben.“

Claassens Themenspektrum ist beachtlich, vom ständigen Problem, eine Partnerin zu finden über das Thema Übergewicht bis zur Wirkung der Zahl Pi auf Frauen fehlt eigentlich nichts. Wer’s nicht glaubt, kann Jens Heinrich Claassen nächsten Donnerstag in der Alexianer Waschküche erleben.

Das Jahresprogramm von Jens Heinrich Claassen ist rappelvoll und verzeichnet allein von März bis Mai 32 Auftritte. Am 12. März tritt Jens Heinrich Claassen um 19.30 Uhr in der Alexianer Waschküche, Bahnhofstraße 6, mit einem Best-Of-Programm auf. Der Auftritt ist zugunsten der Palliativstation, auf der sein Vater verstorben ist. Karten gibt es im WN-Ticketshop, in der Alexianer Waschküche oder an der Abendkasse.

 

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