„Öfter und intensiver miteinander sprechen!“ Erste Westfälische Friedenskonferenz in Münster / Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hält Eröffnungsrede

Erstmals findet in Münster eine internationale Friedenskonferenz statt. (Foto: Thomas Hölscher)
Erstmals findet in Münster eine internationale Friedenskonferenz statt. (Foto: Thomas Hölscher)

Morgen (15. September) findet erstmals eine internationale Friedenskonferenz in Münster statt. Eingeladen zur Westfälischen Friedenskonferenz hat die „Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe e. V. (WWL) ins historische Rathaus. Die Eröffnungsrede des Friedenskongresses wird von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius gehalten und auch Vitali Klitschko, der Bürgermeister von Kiew, hat seine Teilnahme zugesagt.

375 Jahre nach dem Westfälischen Frieden werden internationale Politiker, Unternehmer und Politikwissenschaftler im Rathaus in Münster zusammenkommen, um die weltweiten Auswirkungen von Putins Angriff auf die Ukraine zu erörtern. Die Konferenz wird jedoch über die Grenzen Europas hinausgehen und auch die Konflikte im Nahen Osten, in der Golfregion sowie die Herausforderungen in Afrika und deren globale Folgen für Europa diskutieren. „In dieser angespannten und herausfordernden Situation haben westfälische und lippische Unternehmer, die eine enge Verbindung zum historischen Friedensschluss von 1648 haben, gespürt, dass sie aktiv werden müssen“, betont der Vorstandsvorsitzende der WWL Dr. Reinhard Zinkann. „Es lässt uns nicht kalt, wenn Menschen plötzlich in bewaffnete Konflikte verwickelt werden, und wir beobachten mit großer Besorgnis, wie politische Konflikte direkte Auswirkungen auf die weltweite Wirtschaft haben.“

Traditionell treffen sich Politiker und Wirtschaftsvertreter seit Jahrzehnten zu Jahresbeginn in Davos und später zur Münchner Sicherheitskonferenz. „Die Zeitspanne zwischen diesen jährlichen Konferenzen erschien uns zu lang, wir müssen öfter und intensiver miteinander sprechen“, so Dr. Zinkann. So entstand die Idee zur Westfälischen Friedenskonferenz. „Wir wollen über mögliche Friedenslösungen im Ukraine-Konflikt, über Sicherheitsfragen in unseren europäischen Staaten und darüber diskutieren, welche Rolle die Wirtschaft in Friedensprozessen spielen kann.“

„Russlands Angriff auf die Ukraine stellt die regelbasierte Koexistenz der Völker in Frage und offenbart tiefe Konflikte zwischen global konkurrierenden Systemvorstellungen“, weiß Armin Laschet, der die Konferenz leiten wird. „Vertreter einer liberalen, auf internationalen Regeln basierenden Staatengemeinschaft sind aufgerufen, erneut für unser Modell zu werben, das auf der Integrität von Staatsgrenzen und der friedlichen Beilegung von Interessenkonflikten basiert. Gerade in Münster wurde 1648 mit dem Westfälischen Frieden die Grundlage für das moderne Völkerrecht gelegt. Daher ist es nur richtig, dass die WWL die Westfälische Friedenskonferenz einberuft. Wirtschaft und Politik müssen gemeinsam Wege für ein friedvolles Miteinander in Europa und global finden.“

Hochrangige Gäste

Nach der Eröffnungsrede von Bundesverteidigungsminister Pistorius werden hochrangige Persönlichkeiten wie Peer Steinbrück, Kuratoriumsvorsitzender der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung, Ronald Pofalla, der letzte Vorsitzende des Petersburger Dialogs, Wolfgang Ischinger, ehemaliger Botschafter in Washington und London sowie langjähriger Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Europas Rolle auf der Weltbühne erörtern. Christian Kullmann, CEO des Weltkonzerns Evonik AG, Arbeitgeberpräsident Arndt Kirchhoff und NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur werden darüber diskutieren, welche Rolle die Wirtschaft im globalen Friedensprozess spielen kann.

Auch der ungarische Außenminister Péter Szijjártó nimmt kurzfristig an der Westfälischen Friedenskonferenz teil. Konferenzleiter Armin Laschet hatte ihn vergangene Woche als Gast für eine Diskussion über die Konfliktregion Mittlerer und Naher Osten gewinnen können. „Péter Szijjártó war als einziger Vertreter der Europäischen Union an dem Abkommen zwischen Israel, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrein, Sudan und Marokko beteiligt“, so Laschet. Diese Vereinbarung aus dem Jahr 2020 sei ein entscheidender Schritt im Aussöhnungsprozess zwischen Israel und seinen Nachbarn gewesen, den die Amerikaner im Wesentlichen initiiert haben. „Péter Szijjártó ist deshalb ein wichtiger Teilnehmer an der Diskussion über die Friedensentwicklung in der Golfregion.“

Dialog mit Vitali Klitschko schon vormittags

Eine kleinere Verschiebung im Programm ergibt sich durch die Beteiligung von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko. Dieser werde schon bei der Eröffnung durch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius am Morgen zugegen sein. „Rund um seinen Besuch in Münster haben sich für den ukrainischen Politiker weitere wichtige Termine in Europa ergeben, so dass er bereits am Nachmittag weiterfliegen muss“, teilten die Organisatoren am Mittag mit. Deshalb werde sein Auftritt vorgezogen. So stellt sich Klitschko bereits nach der Mittagspause den Fragen der Moderatoren Dunja Hayali und Wulf Schmiese.

Der EU-Sonderbeauftragte für die Golfregion, Luigi di Maio, die Staatsministerin für auswärtige Angelegenheiten der Vereinigten Arabischen Emirate, Noura Al Kaabi, sowie der Sicherheitsexperte Professor Neumann am Londoner King’s College werden die Chancen einer Annäherung zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn diskutieren. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst wird mit seinem Statement den Schlusspunkt der Konferenz setzen.

Wir berichten ab morgen früh zur Westfälischen Friedenskonferenz in einem Newsblog.

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