Wenn eine sanfte Stimme ernste Worte spricht Am Samstagabend war der Schauspieler Hannes Jaenicke zu Gast im Hotel Mövenpick

Der Schauspieler Hannes Jaenicke spricht gerne mal Klartext. (Foto: Claudia Feldmann)

Der Altersdurchschnitt im großen Saal des Hotels dürfte am Samstagabend etwa bei 65 gelegen haben. Und das aus gutem Grunde: Prof. Lioba Werth, Professorin für Sozial-, Wirtschafts- und Organisationspsychologie, hatte im Rahmen ihres Benefiz-Projekts zu einem Vortrag ihrer Reihe „Die hohe Kunst des Älterwerdens“ eingeladen. Prominenter Gast war der Schauspieler, Synchronsprecher, Autor und Umweltaktivist Hannes Jaenicke, der mit seinen fast 64 Jahren dem optischen Alterungsprozess eine lange Nase zu zeigen scheint.

Bekannt ist Jaenicke unter anderem aus „Abwärts“ mit Götz George (1984), aus Schimanski-Tatorten, „Knocking on Heaven’s Door“ mit Til Schweiger (1997) und dem aktuellen „Amsterdam Krimi“.

Schwank aus der Jugend

Der erste Teil des Abends bestand daraus, den Menschen Hannes Jaenicke und seine Biografie besser kennenzulernen. Während im Hintergrund schwarz-weiße Kinderfotos an die Wand projiziert wurden, erzählte der gebürtige Frankfurter mit der angenehmen Stimme von seiner Kindheit in den USA. 1966 war die Familie aufgrund eines Forschungsauftrags des Vaters nach Pittsburgh, Pennsylvania gezogen. Diese Zeit sei zwar großartig gewesen, doch sei er durch die dortigen politischen Ereignisse (u.a. das Attentat auf Martin Luther King) stark geprägt worden. Er selbst sei sehr privilegiert aufgewachsen, doch begründet er seinen starken Gerechtigkeitssinn mit jenen kindlichen Eindrücken. Der kurz darauf folgende Umzug nach Bayern sei für ihn wohl aber der „größte Kulturschock“ gewesen.

Wie die Jungfrau zum Kinde…

…sei er zur Schauspielerei gekommen, beschreibt Jaenicke seinen Werdegang. Als jugendlicher Barkeeper in Regensburg kam er regelmäßig mit Schauspielern vom Theater ins Gespräch und erhielt oftmals Freikarten. So lernte er das Metier kennen und lieben und entschied sich zur Schauspielausbildung in Wien. Auch die bekannte School of Modern Dance in London besuchte er und trat im Musical „My Fair Lady“ seinen ersten bezahlten Job an.

Auch Geschichten und Fotos aus der Kindheit wurden mit dem Publikum geteilt. (Foto: Claudia Feldmann)

„Ich habe im Leben unverschämt viel Glück gehabt“, fasst er die Fügungen zusammen. Beim Blick auf die Filmographie besteht kein Zweifel daran, dass der attraktive Darsteller diverse Facetten bedienen kann. Jaenicke habe vom Bauarbeiter bis zum Schönheitschirurgen schon alles gespielt und liebe an seinem Beruf eben diese Abwechslung. Besonders spannend finde er psychisch schwer geschädigte Charaktere, weil sie seinem Naturell als „harmoniebedürftigem, wohlerzogenem Menschenkind“ nicht ferner liegen könnten. Dennoch eine authentische Figur zu erschaffen, sei sehr reizvoll.

Sein nächstes Projekt ist die RTL-Live-Produktion „Die Passion“, in welcher er die Rolle des Erzählers übernimmt und damit in die Fußstapfen von Thomas Gottschalk tritt. „Ich bin der Meinung, dass man die jüdisch-christliche Geschichte schon ein bisschen kennen sollte. Insbesondere in der aktuellen Zeit.“

Ob er etwas an seinem eigenen Drehbuch, also Leben, verändern würde? „Ich würde mich im Alter zwischen 20 und 30 mehr um die Beziehung zu meinen Eltern bemühen. Ein bisschen konnte ich nachholen, als sie pflegebedürftig waren.“

„Zeit ist der Stoff aus dem das Leben ist“

Er habe sich auf konstruktive Art mit dem Kreislauf des Lebens beschäftigt. „Dieses in Windeln dazuliegen, nicht laufen zu können, kommt irgendwann wieder. Und so wie meine Eltern sich um mich als Baby gekümmert haben, tat ich es am Ende für sie.“ Und weil Jaenicke ein Mensch klarer Worte ist, sollte der philosophische Moment diesen alsbald weichen: „Jeder Mechatroniker bekommt mehr Geld als die Menschen in sozialen Berufen. Es werden Milliarden für Autokonzerne lockergemacht, aber für Kranken- und Altenpfleger ist kein Geld da – das verstehe ich nicht!“

„Dass Deutschland das mit der Pflege nicht hinbekommt ist eine Schande!“

Wir von ALLES MÜNSTER fragten nach, ob er sich vorstellen könne, das brisante Thema „Pflegenotstand“ ebenso öffentlich anzugehen, wie er es mit den Tierschutz handhabt: „Ich glaub nicht, dass mich ein Sender das machen lässt. Dafür gibt es reichlich Formate, die sich mit dem Thema Gottseidank beschäftigen. Es ist ja auch regelmäßig in den Medien. Dass die Politik nichts unternimmt und die Gesellschaft das offensichtlich auch nicht so wichtig findet, das wundert mich.“

Hannes Jaenicke mit der Gastgeberin Prof. Lioba Werth. (Foto: Claudia Feldmann)

Dem eigenen Altern strotze er mit Optimismus. Werths Frage, ob er gerne wieder jünger wäre, beantwortete er mit „körperlich ja, geistig nein“. Er habe selbst auch schon einige gesundheitliche Einschränkungen, wie ein künstliches Knie, gehe aber weiterhin seinem heißgeliebten Wassersport nach. „Hier sitzt kein Jungspund, aber ich mache das Beste draus! Altern wird nie Spaß machen, aber je humoriger man sich damit beschäftigt umso leichter wird`s.“ Auch Neues auszuprobieren, sich Herausforderungen zu stellen, halte jung, glaube er.

Wir haben den Schauspieler auch gefragt, wie er mit der altersbedingten Veränderung der Filmrollen umgeht: „Das ist toll. Ich kann doch nicht ewig so tun, als wäre ich ein junger Action-Hopser. Ich habe auch schon Großväter gespielt. Im Amsterdam-Krimi darf ich auch immer noch ein bisschen Action machen. Das Tolle ist, man kann ja auch `nen alternden Actionhelden spielen. Ich finde das großartig an diesem Beruf, dass sich das Rollenangebot so verändert. Das wusste ich von vorne herein, dass ich nicht ewig den Romeo spielen kann.“

Vom Älterwerden zum Tierschutz
Ebenfalls zu Gast war die Meeresbiologin Dr. Christine Figgener. (Foto: Claudia Feldmann)

Lechzte das Publikum auch noch so sehr nach dem Geheimnis des charismatischen Mittsechzigers, so lenkte dieser die Aufmerksamkeit lieber auf das wohl wichtigste Thema des Abends: Dem Tier- und Umweltschutz, für den er sich seit Jahren einsetzt. „Hannes hat fast mehr Auszeichnungen für seine Tierprojekte bekommen als für die Schauspielerei“, führt Werth an.

Die von ihm gegründete Pelorus Jack-Foundation dient u.a. dem Artenschutz von Gorillas, Eisbären und Meeresschildkröten. In hierfür eigens gedrehten Tier-Dokumentationen wird über verheerende Zustände und den dringenden Handlungsbedarf aufgeklärt. Für die wissenschaftliche Untermauerung sorgt die Meeresbiologin Frau Dr. Christine Figgener, welche ebenfalls zu Gast war. Und so endete die Veranstaltung „Die hohe Kunst des Älterwerdens“ zwar nicht mit der Erkenntnis der ewigen Jugend, aber mit einem Spendenaufruf, damit die Tiere dieser Erde älter werden können. Und vielleicht liegt am Ende das Geheimnis darin, so wie Jaenicke für eine Sache zu brennen.

Wer mehr über die Foundation (und die rührende Geschichte hinter dem Namen) erfahren und spenden möchte, findet mehr Infos unter pelorus-jack.org.

 

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