Weiblich, witzig, wunderbar Kabarettistin Gerburg Jahnke und ihre „Gästinnen“ traten am Donnerstag in der Halle Münsterland auf

Gerburg Jahnke und ihre „Gästinnen“. (Foto: Thomas Hölscher)

Wenn die humorvolle Vorreiter-Feministin Gerburg Jahnke einlädt, überrascht es nicht, dass die Frauenquote im Publikum bei etwa 95% liegt. Und wer Frau Jahnke kennt, weiß, dass das Mangelexemplar Mann an solchen Abenden von ihr nicht verschont bleibt. „Ich sehe Männer in der ersten Reihe!“ begrüßt Jahnke den vollen Congress-Saal der Halle Münsterland. „Bist Du freiwillig da? Ist eine der Frauen neben Dir Deine Betreuerin?“ Nachdem Klaus und Alfred sich namentlich vorstellen (müssen), werden sie von der Gastgeberin gewarnt: “Jetzt wissen auch die Damen nach mir, wie Ihr heißt, das wird Konsequenzen haben!“

Doch erst einmal lässt Jahnke die beiden in Ruhe und wendet sich mit ihrer Frage an das gesamte Publikum: „Gibt es hier Menschen über 59?“ Angesprochen werden hiermit die sogenannten „Babyboomer“ – eine Generation, die nun für alles Übel der Welt als Sündenbock herhalten müsse. „Wir hatten keine Zeit, uns um die Umwelt zu kümmern. Ich war mit meiner…wie sage ich das? Carolin Kebekus hat das ganz treffend benannt: Fuckability. Ich war mit meiner Fuckability beschäftigt, das war wichtig. Dafür haben wir die Disko erfunden!“

Die Kunst der Selbstfotografie
Die Comedian Anka Zink sieht Internet-Dating kritisch. (Foto: Thomas Hölscher)

Die erste „Gästin“, wie Jahnke ihre weibliche Unterstützung nennt, ist die Komikerin Anka Zink aus Bonn. „Ich hab` auch `nen Mann, kann ich ja offen sagen. Der kann auch was, zum Beispiel die Hecke schneiden oder von der Couch aus das Stürmer-Problem der Nationalmannschaft lösen…“ Es bringe einige Tücken mit sich, in der heutigen Zeit des Online-Datings erst noch einen Mann finden zu müssen. Verbesserungswürdig seien hierbei vor allem die Fotos der Herrenwelt. Ihr Tipp: Bei Selfies kommt es auf den richtigen Winkel an – keinesfalls von unten! „Da kannste bis oben in die Scheune gucken und siehst, dass keiner zuhause ist. Wenn Du auf der Resterampe des Lebens unterwegs bist, musst Du auch ein bisschen Würde für Dich selbst haben.“

Mit Würde hat ihr nächstes Stichwort wenig zu tun: Das Dick-Pic. Während die einen sofort in pubertäres Gekicher verfallen, bedarf es bei einigen ratlosen Gesichtern eine Begriffserläuterung. „Sagen wir, es ist ein Persönlichkeitsausschnitt, ein …Teilportrait.“ Was die Kabarettistin dagegen nicht erklären kann, ist der Grund dafür, ein solches Foto zu verschicken. „Es gibt sicher eine Zielgruppe, aber Frauen sind`s nicht!“

Lautes Gelächter und Applaus geleiten Zink von der Bühne – schließlich kam man… äh, frau… genau aus diesem Grund her: Mal ein bisschen gemein zur Männerwelt sein.

Die Single-Börse der Senioren
Jahnke als lässige und spitzzüngige Gastgeberin. (Foto: Thomas Hölscher)

„Wie haben wir uns eigentlich früher verliebt?“ sinniert Jahnke. Die Disko sei damals der optimale Ort für die Partnersuche gewesen. Die Phase der schicken Bars habe sie überspringen müssen, da es etwas Derartiges in ihrer Heimat Oberhausen einfach nicht gebe. Jetzt, ein paar Jahre später, habe sie jedenfalls DEN neuen Hotspot entdeckt: Die Apotheke.

„Alle 11 min verliebt sich ein Witwer beim Blutdruck messen“, scherzt sie. Die Stammapotheke eigne sich hervorragend zum Kennenlernen von Gleichaltrigen. “Wenn ich da `reingehe, höre ich jedes Mal ein Pfeifen und denke, da pfeift mir einer hinterher. Das ist aber immer der Norbert, der wartet auf sein Asthmaspray.“

Die zweite Gästin des Abends nennt sich selbst das „Multifunktionswerkzeug unter den weiblichen Comedians“. Und das stellt Mirja Regensburg direkt unter Beweis. Die Mission ihres neuen Bühnenprogramms „Happy“ sei ein liebevollerer Blick auf sich selbst dass man auch mal über sich selbst lachen kann. Und welches hochsensible Thema wäre dafür nicht besser prädestiniert als das der ewigen Figurprobleme? Neben gnadenlos ehrlichen Wortkreationen wie der „Muffin-Jeans“, weil „der Teig oben so `rüberquillt“, berichtet die Komikerin von ihrem Versuch, unschöne Röllchen mit straffer Shapewear zu kaschieren. „Dem Mann, der mir das ausziehen wollte, fehlt jetzt ein Auge.“

„Deutschland braucht beim ESC mehr Show!“
Mirja Regensburg präsentiert ihre Idee für den ESC. (Foto: Thomas Hölscher)

Nachdem sich Mirja als Eurovision Song Contest-Fan der ersten Stunde outet, präsentiert sie dem Publikum direkt ihre eigene Idee für einen Auftritt beim ESC. Geschmückt mit einem leuchtenden Umhang und Rundungen, die großzügig zum Takt wackeln, singt sie ihren osteuropäischen Song mit dem Titel „So habe ich die Hochzeitsnacht mit meinem vierten Ex verbracht, ZACK ZACK“.

Als sich die klatschende Menge wieder beruhigt hat, nutzt Jahnke den kleinen Zeitpuffer bis zur nächsten Künstlerin für eine weitere frivole Erkenntnis: „Wenn es zwischen Mann und Frau nur noch um das Ding geht… also dann kann man sich ja auch was SCHÖNES kaufen. Gibt es doch in alle Variationen. Und das Beste: Man kann es auch mit ins Reisegepäck tun, weil nicht der ganze Mann dranhängt!“

Ob mit oder ohne Spielzeug im Gepäck, geht die Reise nun nach Frankreich. Die französische Chansonsängerin Maladée betritt in einem goldenen Glitzerkleid die Bühne und unterstreicht ihre imposante Erscheinung mit einer gefühlvollen Stimme. In französischem Akzent kokettiert die Femme fatale mit Alfred aus der ersten Reihe und schwelgt in leidenschaftlichen Erinnerungen an die gemeinsame Zeit in Paris. Und als ob das nicht genüge, einen Mann nervös zu machen, findet sich Alfred plötzlich auf der Bühne wieder – als Teil ihrer lasziven Tanznummer.

Mit dem Cello um die Welt

Den krönenden Abschluss macht das Musik- und Comedytalent Rebecca Carrington aus Großbritannien. In einem unüberhörbar britischen Akzent nimmt sie uns mit auf ihre Weltreise, immer an ihrer Seite: Ihr Cello „Joe“. Ebenso witzig, wie beeindruckend imitiert sie – nur mit ihrem Cello – die jeweils landestypischen Instrumente und Musikstile: So erzeugt sie durch eine Art „Brabbeln“ mit ihrem Mund den Klang eines Dudelsackes. Das französische Lied „La vie en rose“ trägt sie in überspitzten Schafslauten vor. Als sie von Spanien erzählt, mimt sie nicht nur die Sprache – inklusive einer Entschuldigung bei der ersten Reihe für ihre feuchte Aussprache – sondern verzaubert „Joe“ in eine Gitarre. Carrington setzt noch ein Medley aus klassischer Musik und eine Bollywood-Inszenierung oben drauf und hinterlässt die Menge mit strahlenden, geröteten und glücklichen Gesichtern. Und Gastgeberin Jahnke zieht zufrieden ihre Bilanz für den Abend:

„Boar, Ihr habt`s so richtig besorgt bekommen.“

Musiktalent Rebecca Carrington mit ihrem Cello „Joe“. (Foto: Thomas Hölscher)
Tickets für die Tour „Frau Jahnke hat eingeladen…“ gibt es hier: https://www.eventim.de/artist/gerburg-jahnke/

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