Vom verjüngenden Effekt des Genderns Sarah Hakenberg begeistert mit ihrem neuen Programm „Mut zur Tücke“ das Publikum im Kreativ-Haus

Sarah Hakenberg an der Ukulele. (Foto: Michael Bührke)
Sarah Hakenberg an der Ukulele. (Foto: Michael Bührke)

Wenn Sarah Hakenberg loslegt, muss man auf alles gefasst sein, nur nicht auf Vorhersehbarkeit oder Stereotypen. Themen wie die Auseinandersetzung mit dem anderen Geschlecht, die bei vielen weiblichen Comedians durchaus langweilen können, kommen bei der gebürtigen Kölnerin, die in Oberbayern aufwuchs, erst gar nicht vor. Dafür Männer mit SUV, Magen-Darm-Erkrankungen an Heiligabend oder die immerwährende Auferstehung von Hamster Piet. Und das ist schlicht großartig!

Sie kann Klavier spielen ohne hinzusehen, wie sie sagte und unter Beweis stellte. (Foto: Michael Bührke)
Sie kann Klavier spielen ohne hinzusehen, wie sie sagte und unter Beweis stellte. (Foto: Michael Bührke)

Die Voraussetzungen für einen stolperfreien Konzertabend waren denkbar schlecht, von einer Bronchitis geplagt, fielen für die Künstlerin die Vorpremieren aus, viele Stücke ihres neuen Programms hat Hakenberg in Münster daher zum ersten Mal auswendig vorgetragen, was das begeisterte Publikum im Kreativ-Haus mit einer Extraportion Applaus würdigte, auch wenn sie, wie sie sagte, in ihrer aktuellen Lieblingstonart Pull-Moll spielen müsse. Am Flügel oder mit der Ukulele begleitete die Sängerin ihre zum Teil tiefschwarzen Texte. Wenn die Künstlerin einem Bänker, der im Zuge der Cum-Ex-Geschäfte Millionen an Steuergeldern erschlichen hat, mit den Worten „Vor kühnen Taten hast Du Dich bisher ja nicht gescheut, doch diese wär die erste, die auch andre sehr erfreut“ zur Schunkelmusik den Sprung von einer Brücke nahelegt, wissen Zuhörerinnen und Zuhörer, wo bei Hakenberg der Hammer hängt.

Das Publikum im Kreativ-Haus war ein gutes, wie die Künstlerin am Ende ihrer Show sagte. (Foto: Michael Bührke)
Das Publikum im Kreativ-Haus war ein gutes, wie die Künstlerin am Ende ihrer Show sagte. (Foto: Michael Bührke)

Das gelegentliche Gendern in ihrer Moderation erklärt die 45-Jährige mit dessen verjüngendem Effekt. „Früher war ich ein strikter Gegner des Genderns. Ich war nicht mal eine Gegnerin, ich war ein Gegner! Aber Gendern ist so eine Sache der Jugend und wenn man gendert, fühlt man sich viel jünger“, erklärt sie launig dem Publikum und der eine oder andere dürfte ihr wohl geglaubt haben. Neben den Stücken des neuen Programms „Mut zur Tücke“, brachte Hakenberg auch einige Lieder älterer Programme. Das Komponieren würde enorme Ressourcen verbrauchen, da sei das verwenden älterer Lieder im Sinne der Nachhaltigkeit, wie sie betont. „Pro Komposition verbrauche ich im Schnitt 38 Tafeln Schokolade, zwei Kilogramm Kaffee und diverse Zalando-Retouren von den ganzen Frustkäufen“, wie sie sagt. So wurde das ältere „Kinderfest der NPD“ kurzehand in „Kinderfest der AfD“ umbenannt, was inhaltlich nicht weiter auffiel. Der Weg, ein Weihnachtslied von der Online-KI Chat GPT texten zu lassen, kann allerdings als gescheitert betrachtet werden, da waren sich Künstlerin und Publikum nach dem Vortrag eines entsprechenden Versuchs einig.

Die Texte der 45-Jährigen haben oft einen beißenden Humor. (Foto: Michael Bührke)
Die Texte der 45-Jährigen haben oft einen beißenden Humor. (Foto: Michael Bührke)

Sarah Hakenberg, die 2014 den Münchner Ernst-Hoferichter-Preis, 2016 den Deutschen Kabarettpreis und in diesem Jahr den Peter-Hille-Literaturpreis verliehen bekam, in eine musikalische Schublade einzuordnen, ist nicht ganz einfach. Musikalisches Kabarett dürfte wohl am ehesten passen. Wenn überhaupt, ist ihre Arbeit vielleicht mit der von Georg Kreisler zu vergleichen. Wie auch immer, das Publikum im ausverkauften Kreativ-Haus war begeistert und stimmte am Ende buchstäblich mit den Füßen ab, als es neben dem Applaus trampelnd den Boden zum Beben brachte und lautstark eine Zugabe einforderte. Wer das Konzert verpasst hat, kann Hakenberg zum Beispiel am 13. Januar in Hamm oder am 19. Januar in Rheine sehen. Eine Übersicht ihrer Konzerte findet sich hier: Sarah Hakenberg

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