Trinken und Talken Auch die zweite Runde von "Thirsty Talk" wusste die Gäste zu begeistern

Drei spannende Gäste haben mit Sonja Schrapp (2.v.r.) auf dem Tresen Platz genommen. (Foto: Bührke)
Drei spannende Gäste haben mit Sonja Schrapp (2.v.r.) auf dem Tresen Platz genommen. (Foto: Bührke)

Wenn ein neues Showformat zum zweiten Mal in Folge ausverkauft ist, müssen die Macher wohl den Nerv des Publikums getroffen haben. Der „Thirsty Talk“ lockte Mittwoch 150 Gäste in die „Pension Schmidt“ und als Gastgeberin Sonja Schrapp den Raum betrat, hätte der tosende Applaus auch von der doppelten Anzahl von Zuschauerinnen und Zuschauern stammen können. Von Anfang an war klar: Hier sitzen echte Fans und diese wurden von der folgenden Show nicht enttäuscht!

Carola Nahnsen ist Stilberaterin und geht auch schon mal mit ihren Kundinnen und Kunden gemeinsam einkaufen. (Foto: Bührke)
Carola Nahnsen ist Stilberaterin und geht auch schon mal mit ihren Kundinnen und Kunden gemeinsam einkaufen. (Foto: Bührke)

Das Konzept ging auch beim zweiten Mal wieder auf, drei Gäste nahmen nacheinander auf der Theke Platz, zwei waren der Moderatorin bekannt, einer kam als Überraschungsgast. Begleitet wurde sie von Jonas Heeke, der als eine Art Mischung aus Assistent und Model fungierte. Den Anfang machte Image- und Outfitberaterin Carola Nahnsen, die neben ihrer Tätigkeit als Coach auch als Autorin erfolgreich ist. Gemeinsam mit dem Publikum unternahm sie eine Gedankenreise in den heimischen Kleiderschrank, sprach von Ziel- und Hoffnungshosen, also von Kleidungsstücken, die eigentlich zu klein sind, in die man vermutlich auch nie passen wird und von denen man sich daher auch besser trennen sollte. Still wurde es im Raum, als sie von ihren Still-BHs erzählte, die für sie untrennbar mit der Erinnerung an eine Fehlgeburt verbunden waren und von denen sie sich dennoch nicht trennen wollte, aus Angst, dann nie wieder schwanger zu werden. Sie packte die Kleidungsstücke in einen anderen Raum und wurde glücklicherweise trotzdem später Mutter.
In der Ankündigung wurden die Besucherinnen und Besucher der Show gebeten, Bekleidungsfehlkäufe mitzubringen, allerdings traute sich nur ein Gast, mit diesem auch zum Tresen zu gehen. Mit ein paar Kombi-Tipps rettete Nahnsen das gute Stück vor der Altkleidersammlung.

Adrian Schäper (l.) berichtete von seinem (Leidens-)weg als trans Mann. (Foto: Bührke)
Adrian Schäper (l.) berichtete von seinem (Leidens-)weg als trans Mann. (Foto: Bührke)

Als zweiter Gast nahm Felix Adrian Schäper auf dem Tresen der „Pension Schmidt“ Platz. Schäper ist Leiter von Trans*-Inter*-Münster e.V. und berichtete ebenso humorvoll wie spannend von seinem Lebensweg, der als Frau begann und bis zu seiner Umwandlung im Alter von 42 Jahren geprägt war von Unverständnis und Ignoranz seitens seiner Umwelt. Als Kind einen Rock zu tragen, war für Schäper eine Qual, „Viele Kinder und Jugendliche beten in ihrer Kindheit, dass sie am nächsten Morgen aufwachen und das richtige Geschlecht haben“, wie er berichtet. Ausgerechnet auf der münsterschen Marienschule, einem bischöflichen Mädchengymnasium, verbrachte er seine Schulzeit, „Ich kenne mindestens sechs Trans-Männer, die dort zur Schule gegangen sind.“ Für die 150 Gäste, die Felix Adrian Schäper gebannt zuhörten, gab es dann zum Abschluss der Talkrunde noch „Somewhere over the Rainbow“, das er bereits Anfang September während der Solidaritätskundgebung auf dem Prinzipalmarkt nach dem gewaltsamen Tod von Malte C. vor über 6000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesungen hat. Die Gäste des „Thirsty Talks“ dankten ihm mit Standing Ovations.

Tobias Oetzmasnns Meme-Seite "muenster_dings" ist bei Instagram sehr erfolgreich. (Foto: Bührke)
Tobias Oetzmasnns Meme-Seite „muenster_dings“ ist bei Instagram sehr erfolgreich. (Foto: Bührke)

Der Überraschungsgast des Abends sorgte selbst dann noch bei den allermeisten Zuschauerinnen und Zuschauern für Fragezeichen in den Augen, als sich dieser mit Tobias Oetzmann vorstellte. Erst, nachdem der junge Mann nach und nach mehr von sich und seiner Tätigkeit preisgab, fiel irgendwann der Groschen, Oetzmann ist der Mann hinter muenster_dings, der beliebten Münster Meme-Seite bei Instagram mit über 46.000 Followern. Auf Sonja Schrapps Frage, ob er davon leben könne, gab Oetzmann an, dass ihm dazu möglichweise der Geschäftssinn fehle: „Wenn ich es clever anstellen würde, könnte ich eventuell davon leben. Kann ich aber nicht.“ Er habe auch schon Meme-Posts auf Bitten seiner Fans gelöscht, so zum Beispiel ein Beitrag, der im Kontext des kurze Zeit später ausgebrochenen Ukraine-Kriegs hätte falsch verstanden werden können. Grundsätzlich ist Tobias Oetzmann allerdings davon überzeugt, dass man über alles Witze machen könne, die Frage sei nur, wer ihn wann und wo mache.

Jakob Reinhardt sorgte als Jakov Williwitsch für den musikalischen Rahmen. (Foto: Bührke)
Jakob Reinhardt sorgte als Jakov Williwitsch für den musikalischen Rahmen. (Foto: Bührke)

Musikalisch wurde der Abend von Jakob Reinhardt alias Jakov Williwitsch mehr als nur begleitet, als Multiinstrumentalist bot er die gesamte Bandbreite zwischen Hintergrundmusik und fulminantem Live-Act. Ein prima Abend, der die 150 Gäste in der „Pension Schmidt“ bestens unterhalten hat und neben sehr unterschiedlichen Talk-Gästen mit Sonja Schrapp und Jonas Heeke auch wunderbare Gastgeber bot. Weiter geht es mit der Reihe „Thirsty Talk“ 15. Juni, dann mit dem Showmaster Adam Riese, dem Leiter des Trauerzentrums Sternenland e.V., Christoper Luig und einem Überraschungsgast. Diesmal muss der Tresen des Skaters Palace zeigen, was er drauf hat!

Mit 150 Gästen war die "Pension Schmidt" bis auf den letzten Platz ausverkauft. (Foto: Bührke)
Mit 150 Gästen war die „Pension Schmidt“ bis auf den letzten Platz ausverkauft. (Foto: Bührke)

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