Für eine generelle Abschaffung von Zoos Protest des Tierbefreiungstreffs Münster / Allwetterzoo betont Wichtigkeit von Zoos für weltweiten Artenschutz

Die Demonstration des Tierbefreiungstreffs Münster vor dem Eingang des Allwetterzoos. (Foto: Tierbefreiungstreff Münster)
Die Demonstration des Tierbefreiungstreffs Münster vor dem Eingang des Allwetterzoos. (Foto: Tierbefreiungstreff Münster)

Am Sonntag haben Aktivisten vom Tierbefreiungstreff Münster gegen den Allwetterzoo demonstriert und darauf aufmerksam machen, dass dieser Steuergelder in Millionenhöhe erhält. Dieses Geld hätte laut der Gruppe sinnvoller ausgegeben werden können, zudem sollten Zoos ihrer Meinung nach gänzlich abgeschafft werden. Echter Naturschutz könne nur in den Lebensräumen der Tiere passieren. Der Allwetterzoo unterstreicht die Wichtigkeit von Zoos für den weltweiten Artenschutz.

Allein im Jahr 2018 habe der Allwetterzoo 20 Millionen Euro aus kommunalen Steuergeldern bekommen, die ihm über vier Jahre ausgezahlt werden sollen, heißt es in einer Mitteilung der Aktivisten. Zudem hätten die Tiere im Zoo ihre Fähigkeiten zum Überleben in der Natur verloren und seien ihr Leben lang auf den Menschen angewiesen. Eine Auswilderung dieser Tiere sei nicht mehr möglich, daher könnten Zoos nicht direkt zum Artenschutz beitragen. Gelder sollten stattdessen direkt in Projekte in den Lebensräumen der Tiere fließen. Die Gruppierung erneuerte ihre Forderung nach einer generellen Abschaffung von Zoos. „Die verbliebenen Tiere in den Zoos sollen zu Aufzucht-Projekten in ihren ursprünglichen Lebensräumen gegeben werden, wo sie bis zu ihrem Lebensende gepflegt werden“, heißt es weiter. Tiere in Zoos seien oft nervös und zeigten Zeichen von Stress.

„Wir nehmen die Forderungen vom Tierbefreiungstreff Münster gerne zur Kenntnis“, so der Allwetterzoo auf Anfrage unserer Redaktion. „Leider sieht die weltweite Situation für viele Tier- und Pflanzenarten sehr dramatisch aus, sodass wissenschaftlich geführte Zoos ihr Hauptaugenmerk auf den weltweiten Artenschutz legen. Nicht nur für bedrohte Arten außerhalb Deutschlands, sondern gerade auch für bedrohte Arten direkt vor der Haustür.“ Der Zoo weist hier beispielsweise auf einen deutschlandweiten Zusammenschluss von Naturschutzverbänden und zoologischen Einrichtungen hin, der versucht, den stark bedrohten einheimischen Feuersalamander zu retten.

Gesunde Population aufrechterhalten

Dies sei nur eine von vielen Arten, die kurz davor stehen, zu verschwinden. Hier könnten Zoos durch ihre jahrzehntelange Erfahrung in der Erhaltungszucht zum Erhalt dieser Art auf der einen Seite beitragen und durch gezielte Interaktionen mit Besuchern auf die Situation des Feuersalamanders aufmerksam machen. „Um eine zukünftige, genetisch gesunde Population zu erhalten, ist es unabdingbar, mit den genetisch wertvollen Tieren gezielt zu züchten.“ Nur so habe man eine Chance, eine gesunde Population aufrechtzuerhalten. Laut dem Allwetterzoo werden in zoologischen Einrichtungen viele Arten durch internationale Zuchtprogramme koordiniert, um einen optimalen Tierbestand zu ermöglichen. Hierzu gebe es sogenannte internationale Zuchtbücher, die die weltweit in menschlicher Obhut gehaltene Art managen.

„Zudem gibt es zahlreiche Arten, deren Lebensraum theoretisch in Takt ist, aber durch das Ausbringen invasiver Arten durch den Menschen in ihrem Fortbestand gefährdet sind“, wie der Zoo auf Nachfrage erklärt. Als eins von vielen Beispielen wird der ebenfalls im Allwetterzoo lebende Mitchells Waran genannt. Diese Art sei unter den Waranen die derzeit am stärksten bedrohte Art, wobei die genaue Populationsgröße im Freiland nicht erfasst sei. „Wie für viele andere australische Arten stellen auf der Insel eingeführte (invasive) Arten für diesen Waran die Hauptbedrohung dar. So wurden im Rahmen der biologischen Schädlingsbekämpfung ab 1935 Aga-Kröten im Nordosten Australiens ausgesetzt, die sich rasend schnell in Richtung Südwesten ausbreiteten. Diese für viele einheimische Arten giftige Kröte führte zu starken Bestandseinbrüchen bei zahlreichen Amphibien, Säugern und Reptilien, darunter auch der Mitchells Waran.“ Solange sich die invasive Art in dem Lebensraum der Warane ausbreitet, sei ein Überleben dieser Tiere ohne zoologische Einrichtung derzeit undenkbar. Der Lebensraum an sich sei hierbei nicht gefährdet, sodass die Tiere in Zukunft wieder ausgewildert werden können.

Auswilderung und Wiederansiedlung

Der Allwetterzoo betont die Wichtigkeit einer gut koordinierten Haltung und Zucht, da viele Populationen in der Natur „rapide abnehmen“. So würden wissenschaftlich geführte Zoos helfen, weltweite Bestände langfristig zu sichern und zu stützen. „Denn auch, wenn es weder einfach noch schnell gehen wird: Langfristig ist eine Auswilderung und Wiederansiedlung von Tieren jedweder Art ein fester Bestandteil der internationalen Zuchtstrategie auf Grundlage des One-Plan-Approach“ (Konzept, das die interdisziplinäre Kooperation zwischen Artenschutz-Akteuren beschreibt, Anm. d. Red.). Der Zoo versichert, sich an die wissenschaftlichen Empfehlungen der nationalen und internationalen Zooverbände „Verband der Zoologischen Gärten“ (VdZ), „European Association of Zoos and Aquaria“ (EAZA) und „World Association of Zoos and Aquariums“ (WAZA) zu halten.

Ein Kommentar

  1. Pflaster kleben kostet ja garnichts, und ist viel sinnvoller, gell ihr Großhirne?
    Macht so weiter, dann kommt ihr als letzte Generation auch in den Zoo zum Überleben. Aber bitte nicht wieder auswildern, obwohl, in der Wüste könnten sie kleben was das Zeug hält 🙄🐰🤗

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