Mit dem blauen Reifen über die Promenade "Swapfiets" bietet in Münster deutschlandweit zum ersten Mal ein Fahrrad-Abo an

Der blaue Reifen am Vorderrad ist das Erkennungszeichen der Abo-Räder. (Foto: Michael Bührke)

Ein Fahrrad mit einem einzelnen blauen Reifen könnte Zufall sein, zwei vielleicht auch noch – aber Hunderte? Überall in Münster sind sie unterwegs, die Fahrräder mit den blauen Vorderrädern. Und alle gehören zu einer Geschäftsidee, die vor zwei Monaten in Münster Fuß gefasst hat: „Swapfiets“. So nennt sich das Konzept, das vor drei Jahren von drei Jungunternehmern in den Niederlanden mit 40 Fahrrädern an den Start gegangen ist und heute rund 45.000 Leezen in den Niederlanden, Belgien und in Münster auf die Straße bringt.

In der Filiale an der Aegidiistraße liegt glitzerndes Konfetti auf dem Boden „Wir haben gerade den 500. Kunden gefeiert“, berichtet die Filialleiterin Alena Milte begeistert und kann offenbar selber kaum fassen, wie erfolgreich das Konzept in der westfälischen Fahrradmetropole bereits ist. „Wir sind das erste Fahrrad-Abo Deutschlands, bei uns kauft man kein Fahrrad, sondern Mobilität“, erklärt die 32-Jährige die Idee hinter „Swapfiets“. Es gibt nur einen Fahrradtyp in drei Rahmengrößen und in drei gedeckten Farben, unter denen der Kunde wählen kann. Anders als bei einem Leihrad hat der Käufer immer das selbe Rad, ständiges Umgewöhnen und Neueinstellen von Sattel oder Lenker entfallen dadurch. Wenn das Rad defekt ist, wird es repariert, vom Platten bis zur gebrochenen Speiche oder gerissenen Kette und das entweder im Laden an der Aegidiistraße oder vor Ort, in dem Fall kommt das Reparaturteam mit dem Auto vorbei. „Sollte das Rad nicht innerhalb kurzer Zeit zu reparieren sein, gibt es direkt ein Ersatzrad“, verspricht Milte.

Sollte das Fahrad nicht auf die Schnelle zu reparieren sein, gibt es ein neues. (Foto: Michael Bührke)
Sollte das Fahrad nicht auf die Schnelle zu reparieren sein, gibt es ein neues. (Foto: Michael Bührke)

Die Kosten für das Fahrrad-Abo liegen bei 17,50 Euro im Monat, Studenten bezahlen 15,00 Euro. Alle Räder sind mit soliden Schlössern ausgestattet, sollten sie dennoch gestohlen werden, gibt es für 60 Euro Eigenbeteiligung ein neues. Wenn das Fahrrad allerdings unabgeschlossen gestohlen wurde, muss der Neupreis auf den Tisch. Ausschlaggebend ist, ob der Kunde den Schlüssel vorweisen kann oder nicht. Für Alena Milte ist „Swapfiets“ mehr als nur eine kluge Geschäftsidee: „Wir wollen Münster damit noch ein bisschen schöner machen! Die vielen ‚Fahrradleichen’ würde es mit Konzepten wie unserem nicht mehr geben. Wer jeden Monat Geld für sein Rad bezahlt, lässt es nicht irgendwo herumliegen und verrosten“. Sollte das Rad auf irgendeinem Weg in die großen städtischen Sammelstellen gelangen, wissen die Mitarbeiter schon Bescheid, wenn sie einen blauen Vorderreifen sehen: „Wir werden dann sofort informiert, können anhand der Rahmennummer den Besitzer identifizieren und anrufen“.

Alena Milte freut sich über den Erfolg von "Swapfiets". (Foto: Michael Bührke)
Alena Milte freut sich über den Erfolg von „Swapfiets“. (Foto: Michael Bührke)

In den Niederlanden laufen derweil erste Versuche mit E-Bikes. Zielgruppe sind Pendler, die auf diese Weise dazu gebracht werden sollen, ihr Auto in der Garage zu lassen. „Es waren schon einige Lokalpolitiker bei uns, um sich unser Konzept erklären zu lassen. Gerade mit Blick auf die geplanten Velorouten machen Fahrrad-Abos besonders Sinn!“ Das Abo ist monatlich kündbar, alles läuft online. „Wir arbeiten komplett papierlos, aktuell ist eine App im Aufbau, um den Service noch weiter zu verbessern“, berichtet Alena Milte, während schon der nächste Kunde den Laden an der Aegidiistraße betritt um wenig später mit einem blauen Reifen an seinem neuen Rad über die Promenade davonzufahren.

(Fotos: Michael Bührke)

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7 Kommentare

    1. Hallo Jennifer, danke für deinen Hinweis! Seit Anfang Juli hat Swapfiets eine Niederlassung in Dresden, da kam der Radler wohl her. Grüße aus Münster, Michael

  1. Das passt ja super in die “heutige Gesellschaft“. Hauptsache keine Verantwortung übernehmen müssen, nicht mal für ein eigenes Fahrrad.. Besser wäre ein funktionierender gebraucht Markt (den es gibt) und Menschen die sich so um ihr Rad kümmern, dass sie es auch reparieren wollen. Statt dessen wird jetzt der gebraucht Markt ersetzt mit Abo und Komfort – Hauptsache um nix kümmern müssen. Den Erfolg gönne ich dem Unternehmen, gut finde ich es garnicht.

  2. Jetzt weiss ich endlich warum so viele Union Fahrräder unterwegs sind.Wirklich nicht normal dachte ich.Klasse Idee.Vor allem für diese Stadt sinnvoll und erfolgversprechend für den Ideengeber.

    1. Hallo!?!
      Wo ist Dein Problem?
      Holländische Unternehmen sollen in Münster verboten werden?
      Ich wünsche dem startup viel Erfolg in der Fahrradstadt.
      Ich denke es gibt auch clevere Münsteraner Firmen, die Erfolg auf dem niederländischen Markt haben.
      Und das ist auch gut so!

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