Rock’n’Roll als Jungbrunnen Die Spider Murphy Gang spielte am Samstagabend in der JOVEL Music Hall

Die Spider Murphy Gang liefert eine „Überdosis Rock`n`Roll“. (Foto: Thomas Hölscher)

Jeder hat doch schon einmal bei einem Konzert gedacht: Man kann beim Blick in das Publikum erahnen, um welchen Künstler oder welche Band es sich bei der Veranstaltung handelt. Oder? Das JOVEL ist am Samstagabend gefüllt mit Damen und Herren – sagen wir – mittleren Alters. Damit sind sie aber noch unter dem Altersdurchschnitt der Künstler, die heute auf der Bühne stehen. Einige Besucher tragen Lederhosen und in der ersten Reihe wird getwistet.

Um Punkt 20 Uhr startet die Spider Murphy Gang um den 78-jährigen Sänger Günther Sigl ihr knapp zweistündiges Programm. „Servus Münster!“ begrüßen sie den fast ausverkauften Saal und versprechen mit ihrem ersten Stück eine „Überdosis Rock’n’Roll“.

Ihre große „Rock’n’Roll – mir schpuin eh nix anders“-Tour haben die rüstigen Münchener gerade erst begonnen. Münster ist der dritte Stopp bevor es für die Spider Murphy Gang bis Ende Oktober durch ganz Deutschland geht. Ein in Anbetracht des Alters beeindruckendes Vorhaben – und lange nicht das letzte!

Die Band aus München brachte ordentlich Stimmung in die JOVEL Music Hall. (Foto: Thomas Hölscher)

„Mir ziehn die Rock’n’Roll-Schuah no long ned aus! Zumindest ned die nächsten zehn Joahr… oder 20… oder 30. Man muass doch optimistisch bleib’n“, scherzt Sigl in dem typischen bayrischen Dialekt. Ob das die weitgehend westfälischen Ohren im JOVEL überhaupt verstehen? Ein weiblicher Gast zeigt sich im Gespräch mit ALLES MÜNSTER ganz souverän. „Ich höre die Musik ja seit ich jung war – irgendwann versteht man den Dialekt.“ Wie einige im Saal habe auch sie die Konzertkarte von ihren Kindern geschenkt bekommen und freut sich, die musikalischen Helden ihrer Jugend noch einmal live zu erleben. Was für die Fans eine Zeitreise ist, scheint für die Band der Jungbrunnen.

Die Stimmung im JOVEL ist… zünftig! Zu Songs wie „Pfüati Gott Elisabeth“ und „Ich schau Dich an (Peep Peep)“ wiegen sich die Körper im Saal entspannt von links nach rechts, zu dem Hit „Skandal im Sperrbezirk“ wird kräftig mitgesungen und spätestens bei „Schickeria“ tut es die ältere Generation der Jugend eben doch nach – und zückt ihr Handy zum Filmen.

Die sechsköpfige Band weiß ihre Fans musikalisch und humorvoll bei Laune zu halten. „Mia hoam seit ein’ger Zeit a jüngeren Schlagzeuger, den Andreas, der ist erst 58! Dadurch bekomm mia a jüngere Groupies!“ scherzt der Sänger selbstironisch.

Die Band hat sichtlich Spaß bei ihrem Live-Auftritt. (Foto: Thomas Hölscher)

Alter hin oder her – die Spider Murphy Gang scheint mit den Jahren weder an Energie noch Freude eingebüßt zu haben. Mit emotionalen Saxophon-Soli oder minutenlangen instrumentalen Interludes, in denen die Musiker beweisen, dass sie ihr Handwerk verstehen. Und zum bayrischen Handwerk gehört eben auch das Jodeln, dessen Nachahmung die Münsteraner-Kehlen vor eine ganz besondere Herausforderung stellt. Deutlich leichter fällt das inbrünstige Mitträllern bei den Zeilen „I hoab sooo Heeeeerz-Herzkloooooopfen“. Bevor sich das sympathische Sextett zurückziehen darf, fordert das angeheizte Publikum gleich mehrere Zugaben ein.

„Jetzt wollt’s uns aba fertig mach’n!“ entgegnet Sigl, gibt den unersättlichen Fans aber einen ordentlichen Rock’n’Roll-Nachschlag, bevor es dann wirklich heißt: Pfüat di!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert