Reul: Auch auf ein KÖNNTE muss man vorbereitet sein! Am Montag fand in Münster ein „Katastrophen- und Zivilschutz“-Symposium statt

Herbert Reul lobt die zahlreichen Ehrenamtlichen. (Foto: Jasmin Otman)

Das Freiherr-von-Vincke-Haus am Domplatz ist nicht nur ein schmucker Altbau, sondern auch Sitz der Bezirksregierung Münster. Und so wird der prall gefüllte Saal von niemand geringerem begrüßt als dem dortigen „Herrn des Hauses“, Regierungspräsident Andreas Bothe. Der Glockenschlag des Doms läutet die Veranstaltung ein und durch die hohen Bogenfenster strahlt das warme Licht der Abendsonne. Es könnte so schön sein – aber nur, wenn man Augen und Ohren vor der Realität verschließt.

„Wir müssen reden“, beginnt Bothe, „…über das Wetter.“ Gemeint ist natürlich der dramatisch fortschreitende Klimawandel, eines der Themen, die auf dem Tableau stehen. „Wir möchten mit Veranstaltungen wie dieser die breite Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren und selbstverständlich auch unbequeme Fragen offen diskutieren.“ Dafür hat die Bezirksregierung eine Expertenrunde eingeladen. Zu Gast ist u.a. NRW-Innenminister Herbert Reul, Dr. Christian Schulze Pellengahr (Landrat des Kreises Coesfeld), Alexandra Dorndorf (Polizeipräsidentin Münster), Berthold Penkert (Direktor des Instituts der Feuerwehr NRW) und Dr. Frank Obenaus (Vorstand Wassermanagement und Technik der Emschergenossenschaft und Lippeverband).

Die Moderation des Abends übernimmt Manfred Müller. Er ist Vorsitzender des Westfalen e.V., einer unabhängigen und parteiübergreifenden Vereinigung, dessen Mitglieder sich mit den unterschiedlichsten Hintergründen und Kompetenzen für das Wohl von Westfalen und Lippe einsetzen. „Verwechseln Sie uns nicht mit dem Heimatbund, bei uns geht es weniger um die Geschichte, sondern wir beschäftigen uns mit Zukunftsfragen. Und unserer Resilienz als Gesellschaft.“

Wie gut ist NRW eigentlich aufgestellt in Krisensituationen?

Innenminister Reul weiß dazu folgendes zu sagen: „Es hat sich viel verändert, aber es muss noch mehr passieren!“ Ein wichtiger Schritt ist wohl die von ihm neu aufgestellte Landes- und Koordinierungsstelle Katastrophenschutz NRW. „Es muss ja nichts Schlimmes passieren, aber es KÖNNTE. Und auch auf ein KÖNNTE muss man vorbereitet sein!“

„Wir müssen uns wieder mit vorbereitenden Maßnahmen auseinander setzen. Das bedeutet, nicht nur die Bundeswehr muss sich vorbereiten auf Bedrohungen, sondern die zivile Verteidigung ist genau so gefragt.“ Aus Katastrophen wie der im Ahrtal habe er besonders eine Erkenntnis gezogen: „Wir haben uns jeden Tag mit der Schuldfrage beschäftigt anstatt die 24.000 Helden zu feiern. Ich habe begriffen, dass die Gesellschaft anders ist als wir oft beschrieben und geglaubt haben. Sie ist nämlich voller engagierter und tatkräftiger Menschen.“

Westfalen besonders ausgezeichnet

Dass es in NRW insgesamt 100.000 Ehrenamtliche im Brand- und Katastrophenschutz gibt, beeindrucke ihn sehr. Ebenfalls lobt er darüber hinaus die Arbeitgeber, die dahinter stehen und diesen Einsatz durch Freistellungen erst ermöglichen. Westfalen sei da übrigens vorbildlich: Im Jahr 2024 seien in diesem Zusammenhang 8 von 10 Auszeichnungen an westfälische Unternehmen gegangen. Um die Aufgabenerfüllung weiterhin zu gewährleisten, werde sich Reul dafür einsetzen, dass die Fördermittel erhöht werden. Damit rennt er offene Türen bei den Teilnehmenden der anschließenden Diskussionsrunde ein. Auch Stimmen aus dem Publikum werden laut: Man wünsche sich einen intensiveren Informationsfluss zugunsten der Zivilbevölkerung. Abende wie dieser dürften darauf wohl eine passende Antwort sein.

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