Protest von damals wird zur Kunstaktion „Wehrt euch gegen die Eingemeindung“: Die mehrteilige Performance „Aktion Bürgerwille neu“ erinnert an die Gebietsreform von 1975

Kunst mit Käfer: Chryssa Tsampazi bei ihrer Performance in Hiltrup. (Foto: Münsterland e.V. / Philipp Fölting)

Münster erinnert sich an einen lautstarken Protest aus den 1970er-Jahren: Mit ihrer Performance „Aktion Bürgerwille neu“ lässt die Künstlerin Chryssa Tsampazi am Freitag, 9. Mai, ab 17 Uhr an der Ecke Windthorststraße / Promenade die Widerstände gegen die kommunale Gebietsreform von 1975 künstlerisch aufleben.

Die Aktion ist Teil des Projekts „Schilderwechsel – 50 Jahre Gebietsreform im Münsterland“, das vom Kulturbüro beim Münsterland e.V. organisiert wird. Insgesamt fünf Kunstprojekte widmen sich dem Jubiläum der umstrittenen Neuordnung der Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen.

Im Zentrum der Performance steht das erste Volksbegehren in NRW, bei dem sich die Initiative „Aktion Bürgerwille“ gegen die Eingemeindung zahlreicher Orte stemmte – letztlich vergeblich. Tsampazi entdeckte das Thema während ihrer Recherchen zur Gebietsreform. „In meiner Arbeit interessiert mich oft die Perspektive von denjenigen, deren Stimme sich nicht durchsetzen konnte“, sagt sie.

„Wehrt euch gegen die Eingemeindung“

Geboren 1975 in Rheine, beschäftigt sich die Künstlerin mit gesellschaftlichen Prozessen und kollektiver Erinnerung. Ihre Frage: Welche politischen Anliegen von damals sind heute noch aktuell? „Mich hat beschäftigt, wie die Vorgänge heute wieder sichtbar werden, ohne sie bloß inszenieren zu müssen“, erklärt Tsampazi. Besonders faszinierend findet sie das künstlerische Mittel des Reenactments – also das Wiedererlebbar-Machen vergangener Ereignisse mit heutigen Mitteln.

Ein erstes Echo der Aktion war bereits am 5. April in Hiltrup zu erleben: Dort fuhr ein VW Käfer mit Protestplakaten durch die Straßen, während per Megafon die Botschaft „Wehrt euch gegen die Eingemeindung“ ertönte – eine Szene, inspiriert von einem historischen Archivfoto.

In Münster wird sich die Performance an den Thesen des damaligen Volksbegehrens orientieren. „Im Fokus steht das Konzept des Echos – als künstlerisches Mittel, aber auch als Metapher: Was bleibt von politischen Bewegungen in der kollektiven Erinnerung? Was kommt in der Gegenwart noch an? Die Performance versteht sich als eine Art Brücke zwischen damals und heute, zwischen Vergessenem und Wieder-Hörbarem“, so Tsampazi.

Weitere Informationen zur Kunstaktion und zum Gesamtprojekt „Schilderwechsel“ könnt ihr online unter www.muensterland.com/schilderwechsel finden.

 

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