Nachdem im Allwetterzoo Münster am Mittwoch Tigerkatze Nely eingeschläfert werden musste, fordert PETA die Zooverantwortlichen auf, die Pläne für die Tigerzucht einzustellen. Stattdessen spricht sich die Tierschutzorganisation zur Aufnahme von Großkatzen aus Zirkusbetrieben auf.
Die 17 Jahre alte Tigerin litt seit einigen Jahren an einer fortschreitenden Arthrose und Osteoporose der Hüfte, zuletzt kamen noch Zahnwurzelabszesse und altersbedingt geschädigte Nieren hinzu. „Im Laufe der letzten Woche wurde klar, dass weitere Behandlungen der Katze nicht helfen würden“, hieß es dazu aus dem Zoo. Da sich ihr Zustand weiter verschlechterte und wir Nely unnötiges Leid ersparen wollten, haben wir uns für diesen endgültigen Schritt entschieden. Die Tigerdame sollte ursprünglich für Nachwuchs sorgen – nach dem Neubau des Tiger-Außengeheges hoffte der Zoo auf „ein Tiger-Jungtier als Publikumsmagnet“.
„Nicht genug adäquate Auffangstationen“
In einem Schreiben bittet PETA die Zooverantwortlichen nun in einem Schreiben, die Pläne für die Tigerzucht einzustellen. Die Tierrechtsorganisation fordert, künftig ausschließlich Großkatzen aus Zirkusbetrieben aufzunehmen. Laut PETA warten etwa 150 bis 200 Löwen und Tiger in deutschen Wanderzirkussen auf ihre Rettung – dort würden sie unter der Haltung in engen Käfigwagen und der Dressur mit der Peitsche leiden. „Während Zoos ständig Tiger nachzüchten, warten Dutzende dieser majestätischen Tiere in Zirkusbetrieben auf ihre Rettung. Denn obwohl es notwendig wäre, vermeiden Veterinärbehörden Beschlagnahmungen von Großkatzen, weil es nicht genug adäquate Auffangstationen gibt“, erklärt Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche. Die wenigen Auffangstationen für Großkatzen in Deutschland und in der EU seien längst überfüllt. PETA wirft den Zoos vor, mit der Zucht und Haltung der Tiere keinen Beitrag zum Artenschutz zu leisten. Dort geborene Löwen oder Tiger können nicht ausgewildert werden, da sie in Gefangenschaft nicht lernen, selbstständig in der Natur zu überleben.
Zoo schließt keine Option aus
„Wir denken immer zuerst an das Tierwohl und arbeiten eng mit dem Koordinator des ‚EAZA Ex-situ Programms‘ zusammen“, erklärt Zoodirektorin Dr. Simone Schehka auf Anfrage unserer Redaktion. Diese europäischen Erhaltungszuchtprogramme sind ein zooübergreifendes Projekt zur gezielten und koordinierten Zucht von in Zoos gehaltenen Tierarten. „In unseren Überlegungen schließen wir keine Option aus. Auch die Aufnahmen einer Raubkatze aus schlechter Haltung ist eine davon“, so Schehka weiter. „Aktuell verarbeitet unsere Belegschaft noch den Verlust von Nely. Aus diesem Grund gibt es auch noch keine Details zu unserem weiteren Vorgehen.“
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