„Ich lehre euch Gedächtnis“ Gedenkveranstaltung zum 103. Geburtstag und 25. Todestag von Paul Wulf

Am 2. Mai gibt es eine Gedenkfeier für den Antifaschisten Paul Wulf an der Skulptur am Servatiiplatz. (Archivbild: Michael Bührke)

Am Donnerstag, den 2. Mai, ab 17:30 Uhr feiert der Freundeskreis Paul Wulf am Servatiiplatz in Münster mit einer Gedenkveranstaltung den 103. Geburtstag und 25. Todestag des Antifaschisten.

Paul Wulf (1921-1999) wurde 1938 als 16jähriges Heimkind von den Nazis als „lebensunwert“ stigmatisiert und zwangssterilisiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg kämpfte er um Entschädigung und wurde zur Stimme der etwa 400.000 Zwangssterilisierten. Für seine antifaschistischen Ausstellungen und Aufklärungsarbeiten wurde er 1991 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Im Anschluss an seine Beerdigung im Juli 1999 gründete sich der Freundeskreis Paul Wulf, um die Aufklärungsarbeit fortzusetzen. 1999 gab der Freundeskreis die Broschüre „Paul Wulf. Ein Antifaschist und Freidenker“ und 2007 das Buch „Lebensunwert? Paul Wulf und Paul Brune. NS-Psychiatrie, Zwangssterilisierung und Widerstand“ im Verlag Graswurzelrevolution. Zum 100. Geburtstag Wulfs erschien 2021 das Buch „Ich lehre euch Gedächtnis“ im Münsteraner Unrast Verlag. Seit vielen Jahren referiert Dr. Bernd Drücke vom Freundeskreis regelmäßig als Erinnerungspate Wulfs in Schulen und Bildungseinrichtungen über das Leben des NS-Opfers.

Seit den Skulpturprojekten 2007 erinnert das von der Künstlerin Silke Wagner und dem Umweltzentrum-Archiv-Verein geschaffene Kunstprojekt „Münsters Geschichte von unten“ mit der Skulptur am Servatiiplatz und der Homepage www.uwz-archiv.de an den Aktivisten aus den sozialen Bewegungen. 2012 konnte der Freundeskreis mit Hilfe der Bezirksvertretung Münster-Mitte die Umbenennung des seit 1960 nach einem NS-Eugeniker benannten Jötten-Wegs in Paul-Wulf-Weg erreichen.

Gedenkfeier an der Skulptur

Am 2. Mai lädt der Freundeskreis nun zur Gedenkfeier an der Skulptur. Livemusik gibt es diesmal vom Trio Caotina mit Münsters Türmerin Marta Latour. Auch eine Erich-Mühsam Lesung mit Marion und Markus von Hagen wird es geben. Der anarchistische Schriftsteller Erich Mühsam wurde vor 90 Jahren, im Juli 1934, im KZ Oranienburg von den Nazis ermordet. Er war Paul Wulfs Lieblingsautor.

Neben Maria Salinas vom Integrationsrat, Dr. Bernd Drücke und zwei Mitgliedern der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen (VVN-BdA) Münster, wird auch der Soziologe und Publizist Andreas Kemper reden. Er hat aufgedeckt, dass sich hinter dem Nazi-Autor Landolf Ladig der Thüringer AfD-Vorsitzende Björn Höcke verbirgt. Seine Recherchen führten zur Einstufung des AfD-Politikers als „gesichert rechtsextrem“ durch den Verfassungsschutz Thüringen. Kemper zeigt auf, wie sehr Höcke die menschenverachtende NS-Ideologie verinnerlicht hat, eine Ideologie, der auch Paul Wulf als aus Nazisicht „Lebensunwerter“ zum Opfer gefallen ist.

Veranstalter ist der Freundeskreis Paul Wulf. Mitveranstalter sind diesmal der Integrationsrat, die VVN-BdA Münster, der Umweltzentrum e.V. und die Redaktion Graswurzelrevolution. Unterstützt wird die Gedenkfeier vom Kulturamt der Stadt Münster.

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