Am Donnerstag wird das Naturkundemuseum 130 Jahre alt und ist damit das älteste Museum des Landschaftsverbandes (LWL). Für die Zukunft laufen zahlreiche Planungen und Veränderungen. So soll beispielsweise das neue Planetarium seine Pforten öffnen.
Das Museum wurde vor 130 Jahren unter dem Namen „Westfälisches Provinzialmuseum für Naturkunde“ in Münster gegründet. Dies gehe aber nicht auf eine Idee der preußischen Verwaltung zurück, sondern auf ehrenamtliche Naturforscher:innen aus der Umgebung, wie es in einer Medienmitteilung heißt. Vielmehr wünscht man sich einen Ort „für fachlichen Austausch, einen Aufbewahrungsort für die umfangreichen naturkundlichen Privatsammlungen als Referenzsammlung für die heimische Artenvielfalt und ein Kompetenzzentrum für allgemeine fachliche Unterstützung sowie für die naturkundliche Bildung der Bevölkerung.“ So stand es 1872 in den Gründungsstatuten des Westfälischen Provinzialvereins für Wissenschaft und Kunst. Die ehrenamtlichen Forscher waren Mitglieder der zoologischen und botanischen Sektionen des „Westfälischen Provinzialvereins für Wissenschaft und Kunst“. Sie hatten das Ziel, ein Museum zu gründen, das Zeugnisse der Kunst, Literatur, Geschichte und Natur sammelt und ausstellt.
Größte Sammlung Westfalens
„Unser Museum sammelt seit 1892 nicht nur Objekte, sondern Superlative“, erklärt LWL-Direktor. „Es ist das älteste der 18 LWL-Museen, es ist eines der besucherstärksten überhaupt in NRW, und es hat mit 2,3 Millionen naturkundlichen Objekten westfalenweit die größte Sammlung. Wir sind stolz auf unser Naturkundemuseum.“ Der Erfolg liege zu großen Teilen an der engagierten Mitarbeiterschaft und den vielen Ehrenamtlichen, die sich dem Haus verbunden fühlten. Darum werde das LWL-Museum mit einem Anbau zu einem Kompetenzzentrum für hauptamtliche und ehrenamtliche Forscher:innen („Forum für Naturwissenschaften“) weiterentwickelt.
Am 10. Februar 1892 betraten erstmals Besucher das „Provinzialmuseum für Naturkunde“, das heutige LWL-Museum für Naturkunde. Das erste Museumsgebäude wurde in Münster auf einem Grundstück des Provinzialverbandes neben dem alten Zoogelände an der Himmelreichallee erbaut. Entscheidend an der Gründung beteiligt war Zoo-Gründer Professor Dr. Hermann Landois. Er wurde auch der erste ehrenamtliche Direktor des Museums. „Schon die Gründung des Museums zeigt, wie wichtig die Arbeit von ehrenamtlichen Forschern war, und das ist sie auch heute noch“, betont LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger.
Museum im Wandel
Das Museum wurde in der Kaiserzeit gegründet, überdauerte zwei Weltkriege und die NS-Herrschaft, überstand die Weltwirtschaftskrise und erlebte die Wiedervereinigung Deutschlands. Die Wechsel werden in den Jahresberichten des „Westfälischen Provinzialvereins für Wissenschaft und Kunst“ deutlich. So schrieb Otto Koenen im August 1918: „Die lange Dauer des Krieges, der einen immer stärkeren Druck auf das gesamte Volksleben ausübt, blieb auch auf die Tätigkeit der Zoologischen Sektion nicht ohne Einfluss. (âŠ) Die Herausgabe des Jahresberichtes, die sich schon in den letzten Jahren recht schwierig gestaltete, stellten sich nunmehr bei der Papierknappheit und Arbeitermangel in den Druckereien fast unüberwindliche Hindernisse entgegen.“ Während der NS-Herrschaft beeinflusst die Ideologie der Nationalsozialisten die Arbeit am Museum, so erscheinen Zeitschriften mit dem Titel „Naturschutz aus dem Nationalsozialismus“.
Nicht nur Ausstellungen sind Teil der Arbeit am Museum, es wird auch geforscht, gesammelt und publiziert. „Als das Museum 1892 gegründet wurde, hätten sich wohl nur wenige vorstellen können, dass es einmal die umfangreichsten naturkundlichen Sammlungen bezogen auf Westfalen-Lippe beherbergen würde“, erklärt Museumsdirektor Dr. Jan Ole Kriegs. „Damit leistet das Museum einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des kulturellen Erbes der Region. Einzigartige Belege und zahlreiche paläontologische Bodendenkmäler sind darunter“, so Kriegs weiter.
Begründet wurden die Sammlungen in den Museumsanfängen aus den privaten Beständen der zoologischen und botanischen Sektion des Westfälischen Provinzialvereins. Darüber hinaus profitierte das Museum von den im Zoo verstorbenen Tieren, die für die Schausammlung präpariert wurden. Bis heute tragen ehrenamtliche Sammler stark dazu bei, dass die Sammlung größer wird, deren Objekte als Belegstücke die Vielfalt der heimischen Natur abbilden und als Grundlage für die Erforschung dienen.
Auch das Museumsgebäude erlebte den Wandel. Im Oktober und November 1944 wurde das Gebäude durch Fliegerangriffe stark beschädigt. Vorsorglich waren jedoch die Bestände ausgelagert worden, sodass sich die Kriegsschäden auf das Gebäude beschränkten. Als der alte Zoo 40 Jahre später aus Platzgründen an den westlichen Stadtrand zog, entschloss sich auch der LWL als Träger des Naturkundemuseums zu einem Neubau in der Nachbarschaft des Zoos. 1982 wurde der deutlich größere Neubau an der Sentruper Straße in Münster eröffnet. In das neue Gebäude wurde ein Großplanetarium integriert, in dem damals mehr als 260 Personen Platz fanden. Die Kombination von Naturkundemuseum und Großplanetarium ist bis heute in Deutschland einmalig.
Blick in die Zukunft
Bereits vor zehn Jahren ging das Naturkundemuseum die ersten Schritte Richtung Klimaneutralität. So wurde das Gebäude 2011 energetisch saniert und mit einer Rundumdämmung und einer Pelletheizung ausgestattet. Dafür wurde es zwei Jahre später mit dem „Green Building Award“ ausgezeichnet. „Wir planen in den nächsten Jahren noch viel in Sachen Nachhaltigkeit, Mobilität und Energiemanagement“, erklärt Museums-Direktor Kriegs. Die Planungen, das Museumsgebäude mit einer riesigen Fotovoltaikanlage auszustatten, laufen bereits, „um den Weg Richtung Klimaneutralität konsequent zu beschreiten.“
Für das Museum sind außerdem weitere Veränderungen geplant. „Das LWL-Museum soll zu einem einzigartigen Ort des wissenschaftlichen Austauschs werden“, betont Kulturdezernentin Rüschoff-Parzinger. „Im geplanten ’Forum für Naturwissenschaften’ auf dem Museumsvorplatz sollen sich Ehrenamtler, Wissenschaftler und naturkundlich Interessierte begegnen, diskutieren und gemeinsam weiterbilden“, so die Kulturdezernentin weiter. Der Baubeginn ist für die zweite Hälfte des Jahres geplant. Der fast zweijährige Umbau des LWL-Planetariums ist bereits fast abgeschlossen. Mitte des Jahres soll das neue Planetarium als eines der modernsten in Europa, wiedereröffnet werden.