Mit „Junges Gemüse“ zum stolzen Kleinbauern Das Start-up der Agravis-Auszubildenden bietet vorbereitete Ackerparzellen an, um eigenes Gemüse anzubauen.

Marie und Henning Franke freuen sich mit ihrer sechsjährigen Tochter auf die erste Ernte. (Foto: mb)
Marie und Henning Franke freuen sich mit ihrer sechsjährigen Tochter auf die erste Ernte. (Foto: mb)

45 Quadratmeter bester Boden, um nach Herzenslust leckeres Gemüse anzupflanzen und das Ganze günstig gelegen am Stadtrand von Münster. Bei den aktuellen Grundstückspreisen dürfte dieser Wunsch für die meisten Menschen praktisch unerschwinglich sein. Junges Gemüse: Mit diesem Projekt der Auszubildenden von Agravis wird dieser Traum wahr, wenn man Glück hatte und eine der knapp 60 Parzellen am Kappenberger Damm ergattern konnte.

So wie Marie und Henning Franke, die mit ihrer sechsjährigen Tochter schon sehr gespannt sind, wie sich Möhren, Sellerie und Co. auf ihrer Parzelle 48 entwickeln werden. „Wir haben schon immer überlegt, ein Stück Acker zu mieten“, berichtet die Journalistin und Bloggerin, ihr Mann kannte das Konzept bereits von einem Kollegen aus Frankfurt. „Der pädagogische Mehrwert ist uns sehr wichtig. Unsere Tochter war beim Sähen dabei und wir haben sie kaum vom Acker bekommen“, berichtet das junge Ehepaar aus dem Kreuzviertel begeistert. Bislang beschränkten sich ihre Erfahrungen mit dem Ackerbau auf eine Erdbeerpflanze auf dem Balkon. „Ich finde es toll, was die Auszubildenden mit ‚Junges Gemüse‘ auf die Beine gestellt haben. Die Kinder können hier lernen, dass das Essen nicht aus dem Supermarkt kommt sondern vom Acker. Und wir Erwachsenen haben einen guten Ausgleich zur Schreibtischarbeit“, schildert Henning Franke die Vorteile des Projektes.

Die Arbeit auf den Ackerflächen ist eine gute Gelegenheit, mit der ganzen Famile gemeinsam aktiv zu werden. (Foto: mb)
Die Arbeit auf den Ackerflächen ist eine gute Gelegenheit, mit der ganzen Famile gemeinsam aktiv zu werden. (Foto: mb)

Das Start-up „Junges Gemüse“ wird von 16 Auszubildenden der Agravis Raiffeisen AG in Eigenregie betrieben. Dass es von der ersten Idee bis zur Übergabe der Parzellen an die Pächter am 6. Mai ein langer Weg war, schildert Sarah Körting: „Die Auszubildenden haben richtige Expertengruppen gebildet. Die Werbung lief über die Sozialen Medien und über Faltblätter, die von den Auszubildenden im Umfeld verteilt oder in Cafés ausgelegt wurden. Die haben richtig Klinken geputzt!“, berichtet die Ausbilderin noch immer sichtlich beeindruckt vom Elan der jungen Auszubildenden. Als Zielgruppe hatten die Initiatoren junge Familien im Blick und dieses Konzept scheint aufgegangen zu sein. Bei der Übergabe stiefelten kleine Kinder in Gummistiefeln mit Gießkannen über das Feld und berieselten gemeinsam mit ihren Eltern die zukünftigen Möhren und Kartoffeln. Neben der Werbung musste noch die richtige Zusammensetzung der Gemüsesorten ermittelt werden, nicht alle Pflanzen vertragen sich miteinander und ob zum Beispiel für Radieschen der Ackerboden geeignet sein würde, musste auch erst noch in Erfahrung gebracht werden. Insgesamt 23 Gemüsesorten sorgen zukünftig für gesunde Abwechslung auf den Speiseplänen von Familie Franke und der anderen stolzen Kleinbauern, sie belegen rund 70 Prozent der Parzelle, die restlichen 30 Prozent können die Mieter selber bepflanzen. Die Nutzungsdauer ist von Mai bis Oktober und kostet 195 Euro pro Saison.

Der spannende Moment: Sarah Körting verteilt die Parzellen an die zukünftigen Kleinbauern. (Foto: mb)
Der spannende Moment: Sarah Körting verteilt die Parzellen an die zukünftigen Kleinbauern. (Foto: mb)

Sarah Körting freut sich über den Erfolg des Projektes: “Alle Parzellen konnten vermietet werden. Aktuell führen wir eine Warteliste und wenn dort weitere 15 Interessenten draufstehen, wir die Fläche erweitert“. Die Auszubildende Adriana Dreyer macht klar, dass von den Parzellenmietern auch gewisse Regeln eingehalten werden müssen. So ist der Einsatz von Pestiziden grundsätzlich verboten und auch gedüngt werden darf nur sehr zurückhaltend wenn dann nach Rücksprache und mit Biodüngern. In einem verschlossenen Bauwagen lagern Gartengeräte und hängen aktuelle Informationen aus. Auf der Internetseite und in einer eigenen App werden leckere Rezepte veröffentlicht, damit zum Beispiel der Mangold nach der Ernte nicht für Ratlosigkeit sorgt. „Wir planen eine geschlossene Facebook-Gruppe als Gärtner-Community, wo sich die Parzellenbesitzer untereinander austauschen können“ schildert Adriana Dreyer die Pläne von „Junges Gemüse“ für die nahe Zukunft. Damit den Pächtern der Parzellen die Arbeit nicht über den Kopf wächst, ist John Birresborn von Agravis oft als Ansprechpartner vor Ort und sorgt dafür, dass auch unter der Woche die Pflanzen immer genug Wasser haben und auch sonst alles in Ordnung ist.

Wer sich um eine Parzelle bewerben möchte, kann dies auf der Seite www.jungesgemuese.ms machen. Und wer Familie Franke auf ihrem Weg als junge Parzellenmieter begleiten möchte, kann dies im Blog von Marie Franke www.frauraufuss.de unter dem Stichwort „Acker“ machen.

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