Ein weiteres junges Gesangstalent aus Münster sorgt in Münster immer öfter für Aufmerksamkeit, Linda Lulka. Mit ihrer Band „Linda & The Punch“ machte sie bereits vor 2 Jahren mit einem eigenen Album auf sich aufmerksam, aber auch als Singer-/Songwriterin mit ihrem Gitarristen Sean Mertens ist sie sehr umtriebig. Im großen Interview erzählt sie uns von Karriere, Kindheit und Eichhörnchen.
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Wie hat das bei dir angefangen mit der Musik?
Bei uns zu Hause läuft immer Musik, ob beim Essen, oder morgens schon im Radio. Musik war schon immer ein großes Thema bei uns zu Hause. So kam auch ich dann zur Musik. Erst war es mehr der Tanz, seit ich 5 bin, tanze ich Flamenco. Mama ist eher für die Spanish-Salsa-Section zuständig, Papa eher so für Rock und Metal. Da habe ich meine Einflüsse aufgeschnappt. Mit 13 war es dann soweit, dass ich unbedingt Gesangsunterricht haben wollte und bin so zu Simon Dye gekommen, aber das kennst du ja schon.
So genau nicht, wenn ich ehrlich bin…
Ich habe tierisch genervt zu Hause, dass ich unbedingt Gesangsunterricht haben wollte, aber das hat erstmal niemand ernst genommen. Damals war das gerade ein unglaublicher Hype mit Christina Aguilera und Britney Spears. Ich habe, wie man das als Kind so macht, unglaublich viel zu Musik getanzt, mir schon kleine Choreographien zu den Liedern ausgedacht und natürlich auch gesungen, mit dem Deodorant als Mikro. Diese Idee fand ich halt immer ganz toll auf der Bühne zu stehen, das kannte ich ja schon vom Flamenco. So habe ich dann meine Mutter weiter genervt. Irgendwann hat sie halt gesagt „Na gut, wir schauen mal in der Zeitung!“ und so bin ich dann zu Simon Dye gekommen. Da war ich sehr lange und habe diverse Workshops gemacht, „Performance“, „Wer willst du sein auf der Bühne“ und so weiter. Das ging immer über Wochenenden und am Ende gab es immer ein Abschlusskonzert, da habe ich unglaublich viel gelernt. Da war ich 5 Jahre lang, glaube ich. Irgendwann sagte sie dann, dass es gut wäre, wenn man die Gesangslehrerin mal wechselt um auch andere Aspekte kennenzulernen. So bin ich dann bei Nikola Materne gelandet.
Wann ging es dann das erste mal auf die Bühne?
Mit 13 sofort, ich war gerade eine Woche bei Simon, da war sie schon begeistert. Nach ca. einem Monat bekam ich spontan die Gelegenheit, bei einem ihrer Projekte mit „Killing me softly“ das erste mal aufzutreten. Da habe ich einfach mitgemacht, obwohl ich noch keine Bühnenerfahrung hatte. Das hat mir gut gefallen und ich habe weiter an mir gearbeitet, vor allem daran, dass ich etwas lockerer rüberkomme. Mit 13 ist man ja noch nicht so selbstbewusst und man steht etwas eingeschüchtert da rum.
Kommt darauf an, einige schon, andere weniger…
(lacht) Ja, gut, aber da ist man ja noch nicht so „Ey, Yeah!“, das kam dann erst später mit diesen Workshops. Da habe ich gelernt, dass man sich so geben sollte wie man ist und nicht versuchen sollte sich zu verstellen. Das habe ich auch eigentlich nie versucht.
Da war aber schon der Wunsch, dass das mehr werden soll, als ein Hobby?
Auf jeden Fall, klar. Als ich angefangen habe, dachte ich erst: „Mal sehen, wie du überhaupt so bist?“, ich hatte ja keine Ahnung, ob ich gut, schlecht oder eher im Mittelfeld bin. Es war erst mal interessant zu schauen, wo die Grenzen sind. Ich habe mir dann Whitney Houston als Vorbild genommen und versucht, es so gut wie möglich umzusetzen, was natürlich eigentlich nicht möglich ist. Das war meine Challenge, so nah wie möglich da ran zu kommen.
Wer oder was hilft einem dabei, sich selber vernünftig einzuordnen? Familie und Gesangslehrer, könnte man meinen, sind ja nicht immer zu 100% objektiv. Wo bekommt man ehrliches Feedback?
Wenn man tatsächlich auftritt, da kann man am Applaus ein wenig ablesen, ob es den Leuten gefallen hat. Auch, ob die Leute hinterher auf einen zukommen und einem sagen „Hey, das war toll!“. Meine Familie ist aber ziemlich ehrlich und sagt mir auch deutlich, wenn mal ein Song nicht so gut war, das ist mir auch wichtig. Auch die Vocal-Coaches sagen durchaus mal durch die Blume, dass man an manchen Stellen noch arbeiten könnte.
Auf welche Musikrichtung hast du dich dann damals spezialisiert, oder hast du erst mal alles mitgenommen?
Am Anfang war es eher so poppig, dann kamen halt viele Bands, die alle in verschiedene Richtungen fokussiert waren. Meine Schülerband war eher rockig, „Sickness“ hieß sie. Mittlerweile würde ich meine eigene Musik eher Jazz-Pop nennen.
Wann kam „Linda & The Punch“?
Das war vor ungefähr 3 oder 4 Jahren, vor 2 Jahren war dann unser Album fertig. Das war eher eine etwas spontane Idee, ich hatte bis Dato ja immer Musik gemacht und auch im Studio gearbeitet, immer mit Michael Voss, dann für andere Künstler eingesungen. Irgendwann habe ich gedacht, eigentlich möchte ich gar nicht so im Hintergrund bleiben, sondern ich würde auch mal gerne vorne stehen – bin ja auch Sängerin. Ich hatte dann überlegt ein eigenes Projekt zu machen, eigene Songs aufzunehmen und habe mich mit Michael Voss in Verbindung gesetzt, ob man sowas mal machen könnte. So kam das dann ins Rollen.
Der Sound von „Linda & The Punch“ passt ja nun mal gar nicht zu dem, den du gerade für dich in Anspruch nimmst?
Ich versuche immer so breit wie möglich zu fächern und finde es wichtig, dass man sich nicht so in eine Schublade stecken lässt, sondern seine Grenzen austestet. Ein Opernstück mit einem Tenor habe ich auch schon gesungen, eine super Erfahrung, weil ich mit Klassik normalerweise nicht so viel zu tun habe. Neue Herausforderungen sollte man immer annehmen.
Ist das Kapitel „Linda & The Punch“ jetzt abgeschlossen?
Ne! Es war eine Zeit lang Pause, es gab ein wenig Probleme mit den Bandmitgliedern, weil alle unterschiedliche Prioritäten hatten. Wir sind jetzt nicht im Streit auseinander, aber ich muss auch sehen, dass ich irgendwie weiterkomme. Ich musste da einige Entscheidungen fällen, die mir nicht so leicht gefallen sind. Wir haben uns jetzt neu formiert, sind dabei, als Band zusammenzuwachsen und es soll jetzt bald auch auf die Bühne gehen. Endlich!
Wann kam der Punkt, an dem Du dich entscheiden musstest, wieviel Platz die Musik in deinem Leben einnehmen wird und man damit sogar seinen Lebensunterhalt verdienen kann oder will?
Die Frage stellt sich irgendwie immer noch, bin da selbst unsicher. Das Thema kam nach der Schule ganz akut auf. Man kann Pop-Gesang ja mittlerweile studieren. Da war ich mir aber unsicher, denn das Studium bietet einem ja auch keine Garantie. Ich habe mich in Liverpool an der LIPA (Liverpool Institute for Performing Arts) beworben und da auch vorgesungen. Wenn ich da genommen worden wäre, hätte ich das auch wahrscheinlich gemacht. Die Wahrscheinlichkeit war aber sehr gering und da musste ich dann eine Entscheidung treffen: Setze ich dennoch alles auf die Musik, oder gehe ich doch den etwas sichereren Weg? Musik kann ja auch ziemlich kurzlebig sein und da habe ich mich für das Lehramtsstudium entschieden, ohne dabei die Musik aus dem Fokus zu verlieren. Momentan versuche ich, beides unter einen Hut zu bekommen, was mal mehr, mal weniger gelingt. Die Musik gewinnt aber immer öfter in letzter Zeit, und ich würde es nach wie vor gerne hauptberuflich machen. (lacht)
Lehramtsstudium, soso, was warst du eigentlich selbst für eine Schülerin?
Ich glaube ich war schon recht laut und aufmüpfig, vielleicht, ein bisschen. (lacht) Mir konnten die Lehrer aber eigentlich nichts, weil ich immer gute Noten geschrieben habe und meine Leistung schon erbracht habe. Ich war aber nicht leise.
Ich kann mir vorstellen, als Mädchen hat man es da immer etwas leichter?
Ja, ne, das ist ja so ein Vorurteil… (lacht) Vielleicht ein bisschen.
Was waren Deine Lieblingsfächer in der in der Schule?
Puh, mein Lieblingsfach war eigentlich Deutsch… Achja, und Pädagogik, da durften wir auch sehr viel selbst machen, Präsentationen und sowas. Das fand ich immer cool, dass man nicht nur so blöd rumsitzt sondern sich mal aktiv zeigen darf. Sport fand ich auch noch ganz cool. Ich war mit einer Schulkameradin zusammen das einzige Mädchen in der Fußball-AG, zwischen den ganzen Jungs.
Fußball, echt? Spielst du immer noch?
Jetzt mehr so kicken, ich war mal im Verein beim Training, aber das fand meine Mama nicht so gut, weil man da am Wochenende immer unterwegs ist. Fußball fand ich aber immer cool, weil, wie soll ich das sagen… Vielleicht klingt das jetzt böse, aber ich spiele nicht so gerne mit Mädchen Ball, die sind manchmal so schreckhaft. Da kommt auf einmal ein Ball und dann rennen die erst mal schreiend rum und man denkt nur: „Komm, setzt dich am besten auf die Bank!“. (lacht)
Hattest du einen Spitznamen auf der Schule?
Ähm, ja, ich hieß „Eichhörnchen“, weil mein bester Kumpel meinte, ich sähe wegen meiner Nase aus wie eines. Oh mann, das war gemein, erst fing das nur im Spaß an und hinterher habe ich sogar darauf gehört, weil es alle dauernd sagten. Aber Gott sei Dank hat sich nur das durchgesetzt, irgendwann fing mal einer an, mich „Lili“ zu nennen, wer bin ich denn, Prinzessin Lillifee oder was? (lacht)
Ich merke schon, dieser ganze Mädchenkram ist gar nicht dein Ding, kann das sein?
Ne, das habe ich richtig gehasst. Während es diese Pink-Phase gab, habe ich nur schwarz getragen, ich hatte die Schwarz-Phase, schwarz is viel cooler. Da sah ich aus wie so’n Punk, mit Totenköpfen und allem was dazugehört. Mädchen kam dann erst später, nach der HipHop-Sache mit Baggy-Pants und so. Mittlerweile teile ich Audrey Hepburns Philosophie: „I believe in pink“
Wann sieht man Dich denn mal wieder live in Münster?
Am 19. Mai in der Weinbar Idéal in Münster, da spiele ich mit Jacinto Mendez. Jacinto begleitet mich, der ist eigentlich Gitarrist, singt aber auch mit mir. Wir spielen ausschließlich Cover-Songs, da hatten wir mal Lust drauf. Sonst sind noch 2-3 Sachen in der Planung, da ist aber noch nichts spruchreif.
Du bist in Münster geboren?
Ja genau, ich bin im Franziskus Hospital geboren. Ah, da kann ich noch eine coole Geschichte erzählen…
Ja? Dann mal los…
Ich war im Bauch meiner Mutter schon ein kleiner Wiggel, habe mir die Nabelschnur zweimal um den Hals gewickelt und kam schon total blau angelaufen auf die Welt. Am ersten Tag, als ich aus dem Krankenhaus raus durfte, machte meine Mutter den Fehler, meinen Vater damit zu beauftragen, mich abzuholen. Ich lag also schön verpackt in meinem Tragekörbchen, so eins mit zwei Henkeln, und vor unserem Haus war so ein kleiner Schotterweg. Was macht mein Vater? Papa dachte, er hätte beide Henkel des Körbchens in der Hand. Hatte er natürlich nicht und lässt mich erst mal rausplumpsen. Bämm, schön mit dem Gesicht in den Schotter! Da ging es natürlich sofort zurück ins Krankenhaus. Daher vielleicht mein leichter Knall. (lacht)
Kannst du dir vorstellen, Münster zu verlassen?
Ich liebe Münster über alles, wollte hier nie weg nach der Schule. Dann war ich aber ein Jahr in Nordspanien und es war auch ganz nett, die Komfortzone zu verlassen, das Leben neu zu entdecken und auf sich alleine gestellt zu sein. Das war sehr reizvoll. Ich würde es also nicht ausschließen, diese Stadt mal zu verlassen. Ich würde aber immer wiederkehren. Es ist und bleibt meine Heimat.
Was sind deine Lieblingsorte in Münster?
Ich bin total gerne im Botanischen Garten, vielleicht ein bisschen spießig, aber ich finde es da richtig gut.
Endlich mal jemand, der nicht sofort Aasee sagt…
Aassee ist auch schön, das ist schon cool da, aber nur ohne Menschen. Im Botanischen Garten sind halt nicht so viele Leute und da kann man sich mal schön auf eine Bank setzen, nachdenken und über das Leben zu philosophieren.
Was philosophiert man dann so?
Fragen die so aufkommen, wo will ich noch hin, wer will ich so sein, hat man seine Ziele erreicht, sowas halt.
Fließt das auch in deine Songs ein?
Ja schon, aber eigentlich muss ich richtig traurig sein um Songs zu schreiben, da bin ich ein sehr melancholischer Mensch. Dann kann ich am besten schreiben, wenn man Schmerz hat und denkt, es ist eh alles scheiße gerade. Ich bin nicht so ein „Happy-Song“-Schreiber. Dieses „Hey, cool, der Himmel ist blau, yeah, wir sind so gut drauf!“ liegt mir gar nicht, da weiß ich dann zu schnell nicht mehr, wie es weitergeht im Text. Ist zwar nett, aber mit ein wenig Schwermut geht es besser. Da kann man mehr draus ziehen, auch wenn man sich da ziemlich entblößt.
Kommt ja auch darauf an, ob man die Hörer wissen lässt, dass es um sich selbst geht…
Wohl richtig, meine Songs sind aber schon eher biografisch, das ist kein Geheimnis.
Linda, vielen Dank für Deine Zeit und das heitere Gespräch!
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