Ministerpräsidentin Kraft beim Kramermahl

(v.l.:) Oberbürgermeister Markus Lewe, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Matthias Lückertz, Vorsitzender der Kaufmannschaft. (Foto: cabe)
(v.l.:) Oberbürgermeister Markus Lewe, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Matthias Lückertz, Vorsitzender der Kaufmannschaft. (Foto: cabe)

Sie ist der zweite weibliche Festredner, der zum altehrwürdigen Kramermahl geladen wurde – 2005 hatte Angela Merkel die Ehre, vor Vertretern aus Politik, Kirche und Gesellschaft der Stadt Münster sprechen zu dürfen. Mit einem Schluck aus dem Goldenen Hahn im Friedenssaal als Aperitif begann für Hannelore Kraft die Traditionsveranstaltung Kramermahl am Freitag im Rathaus. Nach einem weiteren Begrüßungstrunk mit den 350 Anwesenden vor dem Festsaal wurde es dann politisch und die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin gab den aktuellen, drängenden Themen Raum.

(-nn-). Erst einmal dankte sie den Städten und ehrenamtlichen Helfern für das „Unglaubliche“, das sie bei der Aufnahme und Betreuung der Flüchtlinge vollbracht hätten. „Auf die große Zahl waren wir und unsere Strukturen nicht vorbereitet“, resümierte sie. Gleichzeitig forderte sie eine gerechtere Verteilung der Menschen, die in Deutschland Zuflucht suchen, beklagte die Länge der Asylverfahren und dass es kaum klappe, die Menschen, die man zurückschicken müsse, auch wirklich ins Flugzeug zu setzen. „Wer gehen muss, den müssen wir auch auf die Reise schicken können“, meinte sie. Das ginge zurzeit aber kaum.

„Wir brauchen ein geregeltes Zuwanderungsgesetz“, verlangte die SPD-Politikerin. Hoffnungsfroh zeigte sich Kraft zumindest mit Blick auf einen nationalen Integrationsplan. „Der Bund scheint dazu bereit“, sagte die Ministerpräsidentin, die nach eigenen Angaben einen Tag zuvor noch in Berlin war.

350 geladene Gäste spiesen beim traditionellen Kramermahl im Friedenssaal. (Foto: cabe)
350 geladene Gäste spiesen beim traditionellen Kramermahl im Friedenssaal. (Foto: cabe)

Kraft nahm in ihrer Festrede auch den „digitalen Wandel“ ins Visier. Der verändere alle Wirtschafts- und Lebensbereiche, meinte sie, und deshalb müsste die entsprechende Infrastruktur ausgebaut werden. 80 Prozent aller Verkaufsentscheidungen von Kunden würden beispielweise heutzutage online getroffen werden. „Münster lebt da ein bisschen auf der Insel der Glückseligen“, meinte sie. „Der stationäre Handel muss hier aktiv die Verknüpfung finden“, forderte sie die Kaufleute auf zu agieren. Einkaufserlebnis vor Ort plus Online-Angebot – das sei heute gewinnbringend. Über die Digitalisierung hinaus dürfe man die eigentliche Infrastruktur aber nicht aus den Augen verlieren. „In den letzten Jahren sind wir auf Verschleiß gefahren.“

In Hinblick auf die Übergriffe am Silvesterabend in Köln, die sie fatal nannte, kündigte Hannelore Kraft ebenfalls Konsequenzen an, und dass Hundertschaften der nordrhein-westfälischen Polizei nicht mehr ohne Weiteres „an Andere abgegeben werden“. „Wir brauchen die hier.“

Dann ging es in den Festsaal zum Abendessen: Frack oder Smoking und feierliche Abendkleider waren auch bei der 60. Auflage des Kramermahls Pflicht. Kraft dürfte es geschmeckt haben. Angeblich mag sie Hausmannskost.

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