Klein aber nicht unbedeutend Mit einer sehenswerten Austellung im Archäologischen Museum zeigen die "Kleinen Fächer", was sie zum Verständnis der großen aktuellen Fragen beitragen können.

Prof. Dr. Achim Lichtenberger, Prof. Dr. Angelika Lohwasser, Saskia Erhardt, Dr. H.-Helge Nieswandt und Dr. Inken Rabbel (v.l.) mit einem Exponat der Ausstellung. (Foto: Michael Bührke)
Prof. Dr. Achim Lichtenberger, Prof. Dr. Angelika Lohwasser, Saskia Erhardt, Dr. H.-Helge Nieswandt und Dr. Inken Rabbel (v.l.) mit einem Exponat der Ausstellung. (Foto: Michael Bührke)

Wer jeden Zettel bis in die letzte Ecke beschreibt und dann die Rückseite noch als Einkaufszettel nutzt, befindet sich in guter Gesellschaft. Bereits im alten Ägypten wurden die wertvollen Papyrusblätter mehrfach genutzt, entweder indem die Schrift abgewaschen oder einfach quer zur ersten Beschriftung ein neuer Text aufgeschrieben wurde. Wo Papyrus zu teuer war, taten es auch Tonscherben oder Gesteinssplitter, die Ostraka genannt werden.

In der kürzlich eröffneten Ausstellung „WeltWeit.Unverzichtbar“ sind neben diesen frühen Beispielen des Recyclings viele weitere Exponate zu sehen, die zeigen, dass die großen Fragen der Gegenwart wie Migration, Kommunikation und Nachhaltigkeit alles andere als neu sind. Die Idee für die Ausstellung im Archäologischen Museum der Universität Münster hatten Prof. Dr. Achim Lichtenberger und Prof. Dr. Angelika Lohwasser, Anlass sind die deutschlandweiten Kleine-Fächer-Wochen, die von der Hochschulrektorenkonferenz und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung ins Leben gerufen wurden. „Unter kleinen Fächern werden Hochschulfächer mit höchstens drei Professuren zusammengefasst, die aber ein hohes Selbstverständnis haben und sich als eigenständige Fächer betrachten“, erläutert Lichtenberger. Zum Vergleich: Die medizinische Fakultät der Uni Münster hat insgesamt 112 Professuren, die juristische immerhin 32.

Dass die „Kleinen Fächer“ zwar personell sparsam aufgestellt sind, ihre Bedeutung beim Verständnis vieler aktueller Fragestellungen jedoch groß sein kann, betont Lohwasser: „Wir können auch keinen Trump verhindern, wir können aber über die Hintergründe aufklären“, wie die Ägyptologin sagt. „Bei den Krisen auf der Welt gibt es oft nur sehr wenige Experten, die sich mit den Hintergründen auskennen, und die gibt es dann in den kleinen Fächern“, wie auch Lichtenberger feststellt.

Die Ausstellung "WeltWeit.Unverzichtbar" ist bis zum 22. März im Archäologischen Museum zu sehen. (Foto: Michael Bührke)
Die Ausstellung „WeltWeit.Unverzichtbar“ ist bis zum 22. März im Archäologischen Museum zu sehen. (Foto: Michael Bührke)

Die öffentliche Ausstellung, die bis zum 22. März zu sehen ist, widmet sich dem Verständnis der drei Kernthemen, die unsere Gesellschaft aktuell schwerpunktmäßig beschäftigen: Migration, Kommunikation und Nachhaltigkeit. Lichtenbergers Lieblingsstück in der Ausstellung ist ein Tontopf zur Aufbewahrung von Getreide, der bei Ausgrabungen in der Nähe von Soest gefunden wurde. Er stammt aus dem Neolithikum, der Jungsteinzeit, die bei uns etwa 5.000 v. Chr. begann und den Übergang vom Jäger und Sammler zum Hirten und Bauern darstellt, „Diese Zeit war für die Menschheit wichtiger als die Digitalisierung“, ist sich Lichtenberger sicher. Die Zeit des Umherziehens war vorbei, die Menschen bildeten erste Siedlungen. Der Impuls dazu und die vielen neuen Techniken, Gerätschaften und Kenntnisse wie zum Beispiel das Herstellen von Tongefäßen, kamen aus dem Vorderen Orient und Anatolien, eingeführt von Migranten. „Ohne Migration kein Brot, keine Milchprodukte, keine Häuser, keine Wirtschaftstiere wie Rind, Schwein, Schaf oder Ziege“, wie die Ausstellungsmacher in ihrem Katalog betonen.

Geld kann kommunizieren, das belegen diese Exponate. (Foto: Michael Bührke)
Geld kann kommunizieren, das belegen diese Exponate. (Foto: Michael Bührke)

Wie über Geld kommuniziert wurde und noch immer wird, zeigt eine Vitrine mit Münzen aus Alexandria Troas. Auf ihnen sind mythische Figuren zu sehen, die geschichtlich deutlich weiter zurückreichen als die Stadtgründung selber. So wurde eine historische Bedeutung vorgespiegelt, die die Stadt gar nicht hatte. „Auf unseren heutigen Euroscheinen sind Brücken, offene Tore und Fenster zu sehen“, berichtet eine der Kuratorinnen der Ausstellung, Saskia Erhardt, „So will man zeigen, dass wir in Europa offen sind und uns vieles verbindet“, wie die Museumsmitarbeiterin weiter erläutert. Die Ausstellung ist nicht nach Fachbereichen sondern nach Themen sortiert, „Wir zeigen Strukturen und Phänomene, nicht Fächer“, wie Lichtenberger betont.

Neben der interessierten Öffentlichkeit richtet sich die Ausstellung, die von insgesamt 24 geisteswissenschaftlichen „Kleinen Fächer“ zusammengestellt wurde, insbesondere an Schulen.

Die Ausstellung "WeltWeit.Unverzichtbar", ist bis zum 22. März im Archäologischen Museum, Domplatz 20-22, zu sehen. Geöffnet ist die Ausstellung dienstags bis sonntags von 10 - 18 Uhr, am 2. Freitag im Monat bis 22 Uhr.

2 Kommentare

  1. wie Sie Ihre Ägyptologie verkaufen ist hierzulande politisch angesagt, noch mehr Migration, leider kann man trump nicht verhindern….ect.
    Migration —Sie bekommen eine 6 von mir
    Kommunikation — Sie bekommen eine 6 von mir
    sustainability — Sie bekommen eine 6 von mir

    ich bin oft genug und lange im Ausland um erkennen zu können, daß Sie alle als sogn. Akademiker im deutschen Goldfischglas leben , sprechen, arbeiten. Gratulation: Sie sind perfekte deutsche des verwirrten Deutschlands,
    einer permassiven, einer gleichzeitig repressiven Gesellschaft, welche nicht die bedingen für ihr überleben schafft.
    in 50 jahren, wenn es uns dann noch gibt, wird man über Sie lachen und auch weinen.

    ein tüskes an die großartigen münsterschen akademiker

    1. Guten Tag Herr Weber. Zunächst: Mich wird es in 50 Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr geben. Was die anderen Punkte anbelangt, bin ich mir nicht sicher, ob Sie mit Ihrer Kritik unser Nachrichtenmagazin oder die Aussteller meinen. Im zweiten Fall würde ich Ihnen empfehlen, die Ausstellung zu besuchen und dann den Dialog mit den Organisatoren zu suchen. Mit freundlichen Grüßen, der Autor und münsterscher Akademiker. (mb)

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