Alle zwei Jahre vergibt die Apothekerstiftung Westfalen-Lippe den renommierten Journalistenpreis als Auszeichnung für herausragende Veröffentlichungen aus den Bereichen Apotheke und Arzneimittel. Die vierte Auflage dieser mit insgesamt 12.500 Euro dotierten Preisverleihung, die am Montag im Schloßtheater stattfand, war eine kleine Sensation.
Erstmals waren Veröffentlichungen von Onlineportalen unter den Gewinnern und belegten aus dem Stand die ersten beiden Plätze. Beide Beiträge stammen vom gemeinnützigen Recherchezentrum „Correctiv“, das ausschließlich online veröffentlicht und in der Vergangenheit bereits mehrfach mit zum Teil spektakulären Berichten auf sich aufmerksam machte.
Den ersten Preis der Apothekerstiftung gab es für den Beitrag „Der Apotheker“ über die kriminellen Machenschaften von Peter Stadtmann, der in seiner Bottroper Apotheke unter anderem Krebsmedikamente streckte und auf diese Weise Millionen verdiente. Leidtragende waren die Patienten, deren schwerwiegende Erkrankungen ohne ihr Wissen mit minderwertigen Medikamenten behandelt wurden. „Als dieser Beitrag vom Team Correctiv bei uns eingereicht wurde, war der Jury sofort klar, dass der erste Platz wohl feststehen würde“, berichtet das Jurymitglied Prof. Achim Baum vom Institut für Kommunikationsmanagement der Hochschule Osnabrück.
Den zweiten Preis erhielt der Artikel „Die Medikamente der Anderen“ von Marta Orosz über so genannte Parallelimporte von Medikamenten aus Ländern Süd- und Osteuropas, wo diese oft nur die Hälfte kosten, nach Deutschland. Auf diese Weise entsteht in den Herkunftsländern eine Verknappung dieser Medikamente, mit zum Teil katastrophalen Folgen zum Beispiel für Kinder mit Epilepsie. Auch dieser Beitrag wurde auf der Online-Plattform Correctiv veröffentlicht.
Die Folgen der Abhängigkeit vieler Pharmakonzerne von einzelnen Zulieferern thematisiert der Beitrag „Wenn Monopole krank machen“ von Jacqueline Goebel im Magazin „Wirtschaftswoche“, der den dritten Preis bekam. Wenn ein bestimmter Wirkstoff nicht lieferbar ist, können mitunter ganze Medikamentengruppen auf einen Schlag wegfallen. Durch die Explosion eines Kessels in einer chemischen Fabrik in China kam es beispielsweise zu weltweiten Lieferengpässen des Antibiotikums Piperacillin. Zwar wurden Alternativprodukte empfohlen, aber auch dort kam es in Folge zu dramatischen Engpässen verbunden mit einer unmittelbar einsetzenden Preisexplosion, die viele Krankenhäuser zum Teil kaum bewältigen konnten.
Platz vier belegte der Beitrag „Gefahr durch Multimedikation“ von Markus Böhle in der ZDF-Reihe „Volle Kanne“ über gefährliche Wechselwirkungen unterschiedlicher Medikamente und die Möglichkeiten, diese zu vermeiden, den fünften Preis gab es für Patricius Mayer für seinen Beitrag „Pharmacrime – Gefährliche Medikamente“, ebenfalls ein Fernsehbericht, in diesem Fall einer der Tagesschau (ARD). Hier thematisiert der Autor das zunehmende Problem gefälschter oder gepanschter Medikamente, die auch in Deutschland ganz normal in den Handel kommen und die Gesundheit der Patienten gefährden.
Die Jury setzte sich zusammen aus der Vorsitzenden der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe, Gabriele Regina Overwiening, Prof. Achim Baum (Hochschule Osnabrück), Andrea Benstein (WDR Münster), Stefan Bergmann (Emder Zeitung), Dr. Frank Biermann (dju in ver.di Münsterland), Wolfram Linke (Presseverein Münster-Münsterland), Stefan Nottmeier (Antenne Münster) und dem Chefredakteur der Westfälischen Nachrichten, Dr. Norbert Tiemann, der an der Preisverleihung nicht teilnahm.
Während bei den Preisverleihungen der Jahre 2012, 2014 und 2016 ausschließlich Zeitungs- und Fernsehberichte ausgezeichnet wurden, übernahmen in diesem Jahr erstmals Online-Veröffentlichungen die ersten Plätze.
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