
Rote Lackfarbe klebt an einer der Säulen des historischen Rathauses, dies war nicht der erste Anschlag auf das geschichtsträchtige Gebäude. Skulpturen, Denkmäler, Kirchen, Hausfassaden, immer wieder verüben Unbekannte, meist im Schutz der Dunkelheit, Farbattacken. Welches Ziel sie verfolgen, ist nicht immer klar, oft findet sich jedoch der Schriftzug „Gaza“ am Tatort.
Seit dem verheerenden Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und 251 verschleppt wurden, tobt in der Region ein Krieg, dem viele Menschen weltweit fassungslos gegenüberstehen. Der Wunsch, sich für die Opfer dieses Krieges zu engagieren und dafür zu sorgen, dass das Blutvergießen endet, ist verständlich und berechtigt. In einem demokratischen Land wie unserem gibt es hierfür viele Möglichkeiten, von der Teilnahme an friedlichen Demonstrationen oder der Organisation öffentlicher Podiumsveranstaltungen über das Teilen von Petitionen, das Verfassen von Leserbriefen oder dem Posten von Statements in den sozialen Medien bis hin zur Mitgliedschaft in demokratischen Organisationen und Parteien sind die Möglichkeiten vielfältig. Farbanschläge gehören nicht dazu.

Münsters historisches Rathaus ist nicht irgendein Gebäude, es ist der Ort, an dem 1648 bewiesen wurde, dass Kriege auf dem Verhandlungsweg beendet werden können. Der „Peace of Westphalia“ ist ein weltweit bekannter Begriff, der dafür steht, dass ein Krieg nicht nur dadurch beendet werden kann, dass eine Partei der anderen nichts mehr entgegenzusetzen vermag. Wenn aktuell dazu aufgerufen wird, dass Putin und Selenskyj sich an einen Tisch setzen sollen, um zumindest eine Waffenruhe auszuhandeln, dann resultiert das auch aus den Erfahrungen, die vor 377 Jahren in Münster und Osnabrück gemacht wurden. Eben diese Erfahrungen könnten auch dabei helfen, den Krieg in Gaza zu beenden. Ausgerechnet diesen Ort zu attackieren, ist absurd und geschichtsvergessen.
Anschläge auf die Kunst
Doch nicht nur das Rathaus ist Ziel regelmäßiger Farbanschläge, auch Skulpturen wie die „Kirschensäule“ von Thomas Schütte und natürlich immer wieder die „Giant Pool Balls“ von Claes Oldenburg wurden und werden mit roter Farbe beschmiert. Die Sockel vom Rémy Zauggs “Versetzung des Denkmals Knecht mit Pferd und Magd mit Stier“ am Kreisel müssen ungewollt für aufgesprühte Demohinweise herhalten. Münsters zahlreiche Skulpturen im öffentlichen Raum, oft Resultate der zurückliegenden Skulptur Projekte, bieten auch Menschen, die sich den Gang in das Museum oder in eine Galerie nicht leisten können oder wollen, die Möglichkeit, Kunst namhafter Künstlerinnen oder Künstler zu genießen – kostenlos. Sie mit Farbe zu besprühen, ist nichts Geringeres als ein Angriff auf die Kunst.
Nachts loszuziehen, um Farbanschläge zu verüben, ist nicht ungefährlich. Sollten die Täter gefasst werden, dürften empfindliche Strafen drohen. Was motiviert diese Menschen also? Geht es darum, zentrale touristische Orte anzugreifen, um zu zeigen, dass es nicht überall so idyllisch ist wie auf dem Prinzipalmarkt oder am Aasee? Soll das Augenmerk auf das tägliche Sterben in Gaza gelenkt werden? Schon längst hat doch der Krieg in Gaza dem in der Ukraine den medialen Rang abgelaufen, die Bilder zerstörter Häuser und hungernder Menschen dominieren die Berichterstattung. Was wollt ihr noch? Soll „die Politik“ dazu gebracht werden, sich deutlicher zu positionieren und Israel klarzumachen, dass das Blutvergießen enden muss? Durch Farbattacken auf öffentliche Gebäude und Skulpturen? Im Ernst? Sie schaden der Sache eher, indem sie die Menschen, die sich legal und friedlich für das Ende des Kriegs einsetzen, diskreditieren. Die Farbanschläge werden den Krieg nicht um eine einzige Sekunde verkürzen, geschweige denn beenden!
Wen sollen die Anschläge treffen?
Wen treffen die Anschläge? Am tiefsten wohl Menschen, die sich des ideellen Wertes der betroffenen Gebäude und Objekte bewusst sind – also Menschen, die sich vermutlich auch über andere Dinge Gedanken machen. Zum Beispiel über den Krieg in Gaza. Ist das tatsächlich die Zielgruppe? Denkt doch bitte mal darüber nach, bevor ihr den nächsten Farbanschlag plant! Dann ist da noch das Geld, vielleicht nicht das wichtigste Argument, aber doch schwer zu ignorieren. Die Summen, die von der Kommune aufgebracht werden müssen, um die Schäden zu beseitigen, sind immens. Geld, das am Ende des Tages woanders fehlt, insbesondere in Zeiten knapper Kassen.
Bitte hört damit auf!
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Wie wäre es denn wenn endlich mal Überwachungskameras aufgestellt werden, das wird höchste Zeit? Datenschutz hin oder her, wer nichts zu verbergen hat sollte damit kein Problem haben!
Hallo Thorbeb, zumindest am historischen Rathaus befinden sich Überwachungskameras, deren Aufnahmen aktuell von der Polizei ausgewertet werden. Aber es ist ja kaum möglich, den öffentlichen Raum komplett zu überwachen, das würde wohl auch niemand wollen.