Mit einer Demonstration haben Apotheken- und Arztteams aus Westdeutschland heute in Dortmund gemeinsam gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung protestiert. Etwa 5.000 Teilnehmer versammelten sich zu einer Kundgebung, um für den Erhalt der wohnortnahen Versorgung der Bürger zu kämpfen und auf die drängenden Probleme beider Berufsgruppen aufmerksam zu machen. Auch in Münster blieben viele Hausarztpraxen und Apotheken geschlossen.
Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), betonte die außergewöhnliche Einigkeit beider Berufsgruppen in ihrem Protest. „Dass sich Apotheker und Ärzte gemeinsam für ihre Anliegen starkmachen und so viele Praxen und Apotheken an diesem Protest beteiligt sind, ist bisher beispiellos. Es verdeutlicht den enormen Druck, dem beide Gruppen ausgesetzt sind und wie schwierig es geworden ist, die Patienten vor Ort angemessen zu versorgen.“ Die geschlossene Teilnahme vieler Hausarztpraxen in Nordrhein-Westfalen und die Schließung der meisten Apotheken in NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland verdeutlichen die Ernsthaftigkeit der Lage. Die Hauptprobleme, so Overwiening weiter, seien massive Lieferengpässe bei Arzneimitteln, unzureichende Finanzierung, überbordende Bürokratie und ein erheblicher Fachkräftemangel, die beide Berufsgruppen gleichermaßen belasten.
Angespannte Lage
Dr. Volker Schrage, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), warnte vor einer Gefährdung der ambulanten Versorgung in NRW und ganz Deutschland. „Die aktuelle Politik mit Bürokratiewahnsinn, Unterfinanzierung und mangelhafter Gesetzgebung führt bei den niedergelassenen Ärzten zum Praxenkollaps. Das muss verhindert werden, denn: Praxis weg, Gesundheit weg!“ Lars Rettstadt, erster Vorsitzender des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe, ergänzte: „Die immer angespanntere Lage in unseren Praxen, die überbordende Bürokratie, die unzureichende Finanzierung der ambulanten Infrastruktur und die fehlende Unterstützung seitens der Politik gefährden die wohnortnahe hausärztliche und gebietsärztliche Versorgung.“
Patienten drohen Leistungskürzungen
Thomas Rochell, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL) mit Sitz in Münster, kritisierte die massive Unterfinanzierung der Apotheken vor Ort und die seit zehn Jahren nicht angepasste staatliche Vergütung. Er warnte vor weiteren Apothekenschließungen und verurteilte die Pläne des Gesundheitsministers, eine „Schein-Apotheke“ ohne Notdienste und ohne Apotheker zu schaffen, was letztlich zu Leistungskürzungen für die Patienten führen würde. Eine besondere Note erhielt der Protest durch die ungewöhnliche Solidarität zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Die Gewerkschaft der Apothekenbeschäftigten (ADEXA) unterstützte den Protest, wie Bundesvorstand Andreas May erklärte: „Die Apotheken brauchen einen Ausgleich für die immens gestiegenen Kosten! Politik muss endlich handeln!“
Vergütung anpassen
In Zeiten hoher Inflation und steigender Kosten sei es notwendig, die Löhne der Mitarbeiter anzupassen, so Thomas Rochell. „Wir können diese Tarifsteigerungen aber nicht gegenfinanzieren, wenn die Politik nicht endlich die Vergütung anpasst.“ Gabriele Regina Overwiening richtete abschließend einen Appell an die Bundesregierung: „Die Politik muss endlich ihrer Verantwortung gerecht werden und die Apotheken vor Ort stabilisieren, damit die qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung nicht in Gefahr gerät.“
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