Gemeinsam Zukunft gestalten Am Freitag fand der zweite S!NN-Kongress im Messe- und Congress-Centrum Halle Münsterland statt

Beim S!NN-Kongress wurden die Ideen der Keynotes auf einem großen Graphic Recording festgehalten. (Foto: Wolkje Lenz)

Mit farbigen Postern und inspirierenden Botschaften lockte der S!NN-Kongress hunderte Besucher*innen in das MCC Halle Münsterland. Wie versprochen konnte die Veranstaltung neue Perspektiven, interessante Diskussionen und spannende Aktionen zum Mitmachen bieten. Alles unter dem Motto „Kunterbunt denken. Gemeinsam Bewegen.“ Unsere Autorin Wolkje Lenz schildert hier ihre persönlichen Eindrücke.

„Für mich ist das ein erfolgreicher Tag, wenn man merkt, dass man Bock auf die Zukunft hat!“ Nach so einer Begrüßung durch das ehrenamtliche Organisationsteam sind meine Erwartungen an den Kongress-Tag gesetzt. Schon während der Grußworte ist der Sparkassensaal im Messe- und Congress-Centrum (MCC) so prall gefüllt, dass sich die Leute zwischen den Reihen und an den Wänden tummeln. Man kann die Motivation, sich heute mit Themen der Zukunft zu beschäftigen, förmlich spüren.

Nachhaltigkeit, Demokratie und Gleichberechtigung sind drei der Stichworte, um die sich die verschiedenen Keynotes, Paneltalks und Workshops des Tages drehen. In der ersten Keynote „Radikal emotional“ zeigt die Neurowissenschaftlerin Prof. Dr. Maren Urner auf, dass jede neue Erfahrung die Arbeitsweise unserer Gehirne verändert – den S!NN-Kongress eingeschlossen. Mit dieser freudigen Erwartung entlässt sie mich und alle anderen Besucher*innen in die Räumlichkeiten des Congress-Centrums.

Gemeinsam gestalten

Im Erdgeschoss finden die interaktiven Workshops statt, die dafür sorgen sollen, miteinander ins Gespräch zu kommen und zu gemeinsamen Handeln zu bewegen. Weil immer drei davon parallel stattfinden, kann ich nicht alle besuchen. Dennoch lerne ich von Lana Knödler und Lena Tangelder vom Berater-Team „viadee spark“, wie wichtig psychologische Sicherheit ist und erfahre von Diversity Trainerin Gülşah Tunali, dass ich über 200 Spiegel in meinem Kopf trage, die meine Wahrnehmung von Wirklichkeit verzerren.

Die Learnings der Workshops lassen sich auf das unmittelbare gesellschaftliche Umfeld anwenden: „Sprecht die Leute einfach darauf an, wenn ihr merkt, dass sie sich anderen gegenüber anders verhalten“, rät Gülşah Tunali in Bezug auf unbewusste Vorurteile. Zeitgleich weist sie darauf hin, dass diese Verzerrungen auch im unternehmerischen Kontext eine Rolle spielen. Hier schlägt sie vor, den Rekrutierungsprozess von neuen Mitarbeitenden zu anonymisieren. Damit soll das unbewusste Auswählen von Menschen, die der eigenen Person ähnlich sind, vermieden werden.

Jede Perspektive zählt

Man merkt: Hier prallen Welten aufeinander. Es geht nicht nur darum, was jede*r Einzelne im Alltag tun kann, um zu einer besseren Zukunft beizutragen, sondern auch um einen größeren Zusammenhang. Unternehmertum und Politik werden in den Beiträgen genauso berücksichtigt, wie die individuelle Verantwortung.

In den Paneltalks und Diskussionen wird klar, dass die Ansichten dazu, wie sich Gesellschaft verändern kann, unterschiedlich sein können. Wo Alexander Klein, der als Multimillionär 90% seines Vermögens in gemeinnützige Zwecke fließen ließ, und Jesko von Stechow, CFO der Westfalen Gruppe aufeinanderstoßen, wird klar, dass die Meinungen auseinanderdriften. Doch auch das wird akzeptiert und respektvoll abgehandelt.

Im Mittelpunkt steht, dass jede Stimme gehört wird. So treffen Frisöre auf Manager, wenn es um ethisches Wachstum geht, Aladin El-Mafaalani setzt sich in seinem Talk für Kinder als Minderheiten ein und Raúl Krauthausen betont die Relevanz von Inklusion für das gesellschaftliche Miteinander.

Beim gemeinsamen Mittagessen schnappe ich Gesprächsfetzen meiner Sitznachbar*innen auf und merke: Es funktioniert. Die Leute diskutieren tatsächlich über die verschiedenen Impulse, die sie am Vormittag erhalten haben. Immer wieder sehe ich, dass sich auch Personen unterhalten, die wirken, als würden sie sich noch nicht länger als ein paar Minuten kennen.

Viel zu entdecken

Ich mache mich auf den Weg, die Ausstellung im Foyer zu erkunden. Auch hier zeigt sich ein sehr vielfältiges Bild davon, was „Zukunft“ bedeuten kann. Große Unternehmen wie die LVM stehen mit ihren Ständen neben innovativen Vereinen und Organisationen wie dem Hansaforum. Doch so unterschiedlich die Aussteller*innen auch sein mögen, präsentieren sie alle ihren individuellen Beitrag zur Transformation in eine bessere Gesellschaft.

Das hauptsächlich ehrenamtlich arbeitende Veranstaltungsteam zeigt sich zufrieden damit, wie der S!NN-Kongress abläuft. „Ich habe das Gefühl, dass etwa drei Mal so viele Menschen da sind, wie beim ersten Kongress und, dass die Veranstaltung deutlich inklusiver ist“, berichtet mir Laura Berkemeyer von ihren Eindrücken.

Auch bei den Besucher*innen ist die einzige negative Kritik, die ich an diesem Tag aufschnappe, die Enttäuschung darüber, keinen Platz in einem der begehrten Workshops bekommen zu haben. Zum Glück gibt es ein umfassendes Alternativ-Angebot an Messe-Ständen, Mitmach-Aktionen und Netzwerk-Treffen, sodass allen ein lückenloses Programm geboten wird.

Am späten Nachmittag wird es im MCC langsam leerer und auch ich mache mich auf den Heimweg. Ich bin mir sicher, dass auch der Abend des S!NN-Kongresses viele spannende Impulse bereit gehalten hat, doch der ganze Input muss auch erst einmal verarbeitet werden.

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