Flüchtlinge: Stadt und Land rüsten weiter auf

Udo Schröder-Hörster von den Johannitern zeigt ein bezugsfertiges Zimmer. Insgesamt 60 werden erstmal zur Verfügung stehen. (Foto: th)
Udo Schröder-Hörster von den Johannitern zeigt ein bezugsfertiges Zimmer. Insgesamt 60 werden erstmal zur Verfügung stehen. (Foto: th)

Im Auftrag des Landes wird heute eine weitere Notunterkunft für Flüchtlinge in Betrieb genommen. In der Oxford-Kaserne wurden durch die Hilfsorganisationen Teilbereiche hergerichtet, die noch heute die ersten 300 Menschen aufnehmen sollen. Die Stadt setzt indes auf den Bau von Unterbringungen in Holzbauweise. Umweltminister Johannes Remmel besichtigte am Mittag eine solche Baustelle in Gievenbeck.

„Die Zahlen der Zuwanderungen eskalieren – auch in Münster“, so formuliert es Heinz Lembeck, Leiter der Abteilung „Hilfe für Flüchtlinge“ im Sozialamt, ganz unverblümt und spricht von einer eklatanten Steigerung. Aktuell seien 4800 Flüchtlinge aufgenommen worden, 3500 von ihnen in kommunalen und 1300 in den bisherigen Langes-Einrichtungen in der Wartburgschule und der York-Kaserne. Um die beiden Standorte zu entlasten und die Kapazitäten noch weiter zu erhöhen, begannen im August die Vorbereitungen in der Oxford-Kaserne. Hier finden ab sofort 300 Menschen Zuflucht, in einem zweiten Bauabschnitt sollen weitere 400 Plätze errichtet werden. Ziel sei es, im späten Frühjahr Bedarfe von bis zu 1400 Personen abzudecken.

Udo Schröder-Hörster, Mitglied im Regionalvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe und Leitungsausschuss Notunterkünfte lobt den guten Zustand der britischen Kasernen, die zudem mietzinsfrei zur Verfügung stehen. In den Notunterkünften des Landes verbleiben die Flüchtlinge jedoch nur kurzzeitig, wie Schröder-Hörster betont. „In der Regel werden die Menschen innerhalb weniger Wochen bundesweit den Kommunen zugewiesen.“ In Ausnahmefällen dauere dieser Vorgang bis zu drei Monate.

Auf dem Kasernengelände stehen den Flüchtlingen 60 Zimmer zur Verfügung, eine Kleiderkammer und ein Jugendclub sowie eine Betreuung für Kinder sind im Aufbau. Verschiedene Funktionsbereiche, in den beispielsweise Waschmaschinen zur Verfügung stehen, werden ebenso genutzt, wie eine komplett ausgestattete Sanitätsstation inklusive Isolierzimmer. Ab der nächsten Woche kann auch eine Sporthalle auf dem Gelände genutzt werden. Die Verpflegung im großen Speisesaal übernimmt eine Catering-Firma. Für Rüdiger Körmann von den Johannitern, die den Standort federführend leiten, ist die gute Infrastruktur vor Ort sehr wichtig: „Erfahrungswerte haben gezeigt, dass die Menschen lieber vor Ort bleiben und sich nicht weit entfernen.“ Für die allgemeine Sicherheit sorgt ein privater Security-Dienst.

Umweltminister Johannes Remmel (Mitte) auf einer Baustelle in Gievenbeck. Hier wird eine Flüchtlingseinrichtung in klimafreundlicher Holzbauweise errichtet - dafür hab es sogar eine Auszeichnung. (Foto: th)
Umweltminister Johannes Remmel (Mitte) auf einer Baustelle in Gievenbeck. Hier wird eine Flüchtlingseinrichtung in klimafreundlicher Holzbauweise errichtet – dafür hab es sogar eine Auszeichnung. (Foto: th)

Auch auf den kommunalen Unterbringungen lastet ein enormer Druck, immer mehr Flüchtlinge aufzunehmen, Aufnahmekapazitäten schwinden. Derzeit sind die Flüchtlinge auf 46 städtische Einrichtungen verteilt. „Das dezentrale Wohnen ist weiterhin wichtig, damit Integration und Miteinander in den Vierteln gelingen kann“, erklärt Bürgermeister Gerhard Joksch. Um weiter feste Dächer für die Zuflucht Suchenden zu garantieren und von Turnhallen abzusehen, setzt die Stadt Münster auf den Bau von Häusern in Holzrahmenbauweise. In einer öffentlichen Ausschreibung setzte sich die Ahauser Baufirma „Terhalle“ durch und baut seit Mitte September drei Häuser: Am Dahlweg, an der Robert-Bosch-Straße und an der Gronowskistraße in Gievenbeck. Zur letzten Baustelle luden Stadt und Baufirma den Umweltminister Johannes Remmel ein.

„Die weltweiten ungelösten Kriegsherde sorgen seit Monaten dafür, dass Menschen auch in NRW Schutz suchen“, so Remmel, „wir als Land leisten dazu unseren Beitrag und der Bau von Flüchtlingsunterkünften aus Holz bietet eine schnelle, effiziente und auch für die Folgenutzung flexible Alternative.“ Wenn Baugrund und Genehmigungen da seien, könne ein solches Haus innerhalb von nur zwei Monaten errichtet sein, abgesehen davon trage diese klimafreundliche Bauweise positiv zur CO2-Bilanz bei.

Das Haus in Gievenbeck soll bereits ab Januar 100 Flüchtlingen Platz bieten.

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