Unglaublich, wie unterhaltsam und abwechslungsreich ein Konzert sein kann, das ausschließlich von Schlagzeugern bestritten wird. Das lag nicht nur an den meistens recht launigen Moderationen der Musiker von Elbtonal Percussion, sondern vor allem an der breit gefächerten Auswahl ihres Repertoires. Es erstreckte sich von japanischen Kompositionen und afrikanischen Klängen über Johann Sebastian Bach bis zu einem Titel von Radiohead.
Die Bühne der Friedenskapelle bietet eigentlich viel Platz, doch sie wirkte ziemlich vollgestellt mit all den Instrumenten, die von den vier Musikern aus Hamburg mitgebracht worden waren. Kaum zu glauben, dass die ganzen Trommeln, Gongs, Marimbas und Vibraphone sowie die zahlreichen anderen Percussions-Instrumente in einen einzigen Sprinter passen.
Schon in seiner Anmoderation hatte Gastgeber Tim Eberhardt angekündigt, dass der Abend sowohl laut als auch leise sein wird. Tatsächlich begann es ziemlich leise, mit dem Rauschen aus dem Regenmacher oder sachten Läufen auf dem Balaphon. Bald bespielten alle vier dieses eine afrikanische Instrument, das so etwas wie die Mutter aller Marimbas und Vibraphone ist. Dabei klang zumindest für unsere westlichen Ohren die Komposition „Afrock“ von Ensemble-Mitglied Jan-Frederick Behrend authentisch nach Afrika, nicht nur durch die vielen Rhythmen, die dabei ineinander greifen. Da passte das bekannte Stück „Ghanaia“ von Matthias Schmitt wunderbar hinzu, das von Elbtonal aber nicht nur auf dem Marimbaphon dargeboten wurde, sondern auch auf vielen anderen Percussions-Instrumenten.
Mit „Trio per Uno“ des Perkussionisten Nebojša Jovan Živković wurde es dann wie versprochen laut – schließlich bearbeiteten dafür gleich drei Schlagwerker die große Trommel. Spätestens da merkte jeder, wie gut diese Gruppe aufeinander eingespielt ist. Und warum soll man eine Cello-Suite von Johann Sebastian Bach nicht auf der Marimba spielen? Wenn schon die Bögen statt fürs Cello dafür genutzt wurden, um durch Anstreichen der Vibraphon-Platten die herrlichsten Obertöne zu erzeugen.
Das Programm bot einen Querschnitt aus dem gesamten Programm des Ensembles, das kürzlich erst sein zwanzigjähriges Bestehen feiern durfte. Dabei durfte natürlich auch das Marimba-Concertino „The Wave“ von der japanischen Komponistin Keiko Abé nicht fehlen, das die Zuhörer ganz besonders aufmerksam verfolgten. Eigentlich ein Werk der zeitgenössischen Klassik mit der Marimba als Solo-Instrument, rückten die Hamburger es näher an die fernöstliche Tradition heran, nicht zuletzt mit den beiden Taikos, den traditionellen dicken Trommeln aus Japan.
Die vier Perkussionisten sind aber nicht nur große Virtuosen auf ihren vielen Instrumenten aus aller Welt, sie sind auch große Spaßmacher. Das bewiesen sie mit ihren launigen Einlagen vor der Pause und als Zugabe. Da wurden flugs Alltagsgegenstände zu Trommeln: einmal waren es Regentonnen und Plastikeimer, bei der „Kleinen Tischmusik“ dann sogar Tische, Stühle, Holzlöffel und Schneebesen: „Mahlzeit!“ riefen sie dazu – und der Saal fand vor lauter Begeisterung kein Halten mehr. Zuvor hatte es mit ihrer ganz eigenen Version von „Daydreaming“ der britischen Art-Rock-Band Radiohead eigentlich einen ruhigen Abschluss gegeben, nachdem die Elbtonal Perkussionisten vorher noch bei „Lift Off!“ mit allerlei Trommeln das Abheben eines Hubschraubers lautstark nachempfunden hatten.
Wie vom künstlerischen Leiter der Friedenskapelle Tim Eberhardt versprochen, war es sowohl ein lauter wie ein leiser Abend geworden. Und ein sehr kurzweiliger noch dazu.
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