Dem Rheinländer jeht et jut

Um unverzichtbare Alltagsweisheiten geht es im aktuellen Programm „Wie jeht et? Et jeht“ von Kabarettist Jürgen B. Hausmann. (Foto: Pressefoto)

Jürgen B. Hausmann hat sein Publikum von Beginn an im Griff. Kaum stellt er die Frage: „Wie jeht et?“, da schallt ihm schon ein lautes „Juuut!“ von den gut gefüllten Rängen in der Aula am Aasee entgegen. Als säßen dort nur Rheinländer. Ums Gehen ging es gelegentlich auch an diesem unterhaltsamen Freitagabend, schließlich heißt sein aktuelles Programm „Wie jeht et? Et jeht“. 

Denn „mit dem Wort Jehen kann man ganze Dialöge führen“ („Ihr habt euch sicher jefragt, wie lang jeht dat heut? Bis der letzte Bus jeht. Oh, dat jeht ja.“). Wer Spaß an solchem Wortwitz und am rheinischen Sing-Sang hat, ist bei Jürgen Karl Beckers aus Alsdorf bei Aachen genau richtig. Den Namen Jürgen B. Hausmann hat er sich übrigens mal verpasst, um nicht mit dem bekannten Kölner Kabarettisten Jürgen Becker verwechselt zu werden.

Den Abend bestritt er nicht alleine, sondern zusammen mit seinem langjährigen musikalischen Partner Harald Claßen an

(Foto: Promo / Pressebild)

der Orgel, die oft verdächtig nach der fiesen alten Heimorgel klang. So passte sie zu den vielen Schlagern der 50er bis 70er Jahre oder den Hits der Neuen Deutschen Welle, die beide immer wieder kurz anstimmten. Dabei wurde aber nichts unnötig in die Länge gezogen: Sobald das Publikum einmal mitgesungen oder mitgeklatscht hatte, ging es weiter im Text. Manchmal übernahm Harald Claßen auch die zweite Stimme beim Gesang, wie bei der großartigen Hymne aufs Abwaschen „Der Döskopp spült et all“, gesungen auf der Melodie von ABBAs „The Winner Takes It All“. Oder er warf das gewünschte Stichwort ein. Das war aber nur selten nötig, denn Jürgen B. Hausmann redete meistens ohne Punkt und Komma, wie wir in Westfalen es von Rheinländern gar nicht anders erwarten.

Die Feinheiten der Sprache steht bei ihm immer wieder im Mittelpunkt, schließlich ist Jürgen Beckers eigentlich Lateinlehrer. Als Jürgen B. Hausmann schaut er aber nicht in die Literatur, sondern dem Volk aufs Maul – und ergründet dessen ganz eigene Grammatik: „Käutsche… ja, was ist denn der Plural von Couch? Ne Couch un noch ne Couch?“. Er macht seinen Spaß mit den üblichen Floskeln: „Wir sprechen ja so, als wenn wir die Körperteile immer wieder neu krächten. Meine Schwäjerin säät, ich krich am Dienstag de Füß jemacht. Ich sach, dann brauchst du nimmer auf de Händ zu jehen. Am besten war die Schwiegermutter: Ich krich am Samstag de Kopp jemacht. Ich wusste immer, datt das en Provisorium war“. Oder er widmet sich den Mehrdeutigkeiten unserer Sprache: „Ein Einlauf kommt im Krankenhaus ganz anders als im Stadion“.

Der Höhepunkt des zweiten Teils war die lebhafte Schilderung einer schier endlosen Urlaubsreise mit dem VW-Käfer, wie ihn wohl viele in den 70er Jahren erlebt haben („Ist das schon Rimini?“ – „Nee, Warendorf“). Von der dummen Idee, im Voraus zu schlafen, über das Bespaßungsprogramm der Oma, die immer auf der Rückbank zwischen den Kindern saß, bis hin zu den mitgebrachten Speisen in Tupperdosen, weil es an den Raststätten in Österreich oder anderswo keiner so hinbekommt wie wir. Und tatsächlich: „Den Geruch kricht keiner hin“ – und schon meinte man es selbst zu riechen, mitsamt dem inzwischen „labberigen Käse“. Der schmeckt übrigens „am besten zu furzlauem Sprudel ohne Kohlensäure“. Mit Erkenntnissen wie dieser entließ Jürgen B. Hausmann sein dankbares Publikum in die regenfeuchte Nacht von Münster. Viele hatten dabei vielleicht eine seiner Szenen im Sinn: War der wichtigste Satz am Anfang einer Ehe noch „Liebst du mich?“, so ist es später dann „Müssen wir einen Schirm mitnehmen?“

Weitere Informationen unter www.juergen-beckers.de

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