Auf der friedlich vor sich hinfließenden Werse haben die Enten die Seehoheit, die herbstlichen Temperaturen locken inzwischen keine Freizeitpaddler mehr aufs Wasser. Dave Gappa liebt diese Momente, wenn er an seinem Kugelgrill auf der Terrasse steht und auf das Wasser blickt. „Das ist hier unsere Oase, davon habe ich immer geträumt“, wie der ehemalige Sänger der H-Blockx erklärt, während er ein perfektes Stück Steak sorgfältig über der Kohlenglut platziert. An diesem Tag mischt sich in das Grillvergnügen eine kräftige Portion Spannung, zwei von Gappa entwickelte Gewürzmischungen für Steaks und Ribs, sogenannte Rubs, absolvieren ihren Testlauf und „Alles Münster“ ist exklusiv vor Ort.
„Ich bin seit 1990 begeisterter Hobbykoch. Als es damals mit der Band losging, habe ich zum Geldverdienen als Hilfskoch in der ‚Kiepe’ in Wolbeck gearbeitet“, erinnert sich der 46-Jährige. Mit den Erfolgen von „Move“ und „Risin’ High“ Mitte der 90er kamen die großen Tourneen, unter anderem durch die USA. „Da gab es praktisch jeden Abend nach der Show ein Barbecue und ich war irgendwann genervt von den schlechten Saucen, die es zum Fleisch gab. Als wir dann unter anderem mit Eminem und den Musikern von Bad Religion und den Black Eyed Peas am Grill saßen, habe ich in die Runde gerufen, dass ich auf jeden Fall eine bessere Barbecue-Sauce mitbringen werde, wenn die Tour nach Europa kommt“. Die Tour kam zwar nicht aber Dave Gappa ließ der Gedanke nicht los, die perfekte Sauce zu komponieren. “Kochen ist wie Musik machen, du brauchst Zeit, um ein gutes Stück zu komponieren und du brauchst Zeit, um gut zu kochen!“
Und Zeit hat es tatsächlich gebraucht, von 1999 bis 2011 hat Gappa, der seit seinem Ausstieg bei den H-Blockx als Anwalt tätig ist, immer wieder an dem Rezept für die ultimative Sauce zum Steak gearbeitet, „ich habe keine Lust, halbgare Sachen zu liefern“ ist seine Erklärung für die immerhin zwölfjährige Entwicklungsphase. Das Ergebnis heißt SMOKY DAVE’S und kommt gediegen in einer flachmannförmigen Glasflasche daher, „so kannst du die Flasche gut einstecken und immer beim Grillen dabei haben“, erklärt Gappa.
Bis vor einem Jahr hat der Hobbykoch die Sauce bei einer Fleischerei in Telgte selber am Wochenende hergestellt, das Gemüse geschnitten, die Zutaten gekocht, in Flaschen abgefüllt, den Deckel zugeschraubt und das Etikett von Hand aufgeklebt. „Maximal 400 Flaschen konnte ich auf diese Weise pro Woche produzieren. Rund 10.000 dürften es wohl insgesamt gewesen sein und alle gingen durch meine Hände“, berichtet Gappa und kann es offenbar rückblickend selber kaum glauben. Inzwischen hat er einen Produzenten in Ingolstadt gefunden, der von der Sauce begeistert ist und bis zu 2000 Flaschen pro Tag produzieren kann. Seit einigen Tagen gibt es die Sauce sogar bei Amazon und die ersten Rezensionen sprechen für sich: „Danke an Smoky Dave – wer immer Du auch bist!“
Billig ist die Sauce nicht aber dafür kann Gappa zu praktisch jeder Zutat eine eigene Geschichte erzählen: „Es gibt flüssiges Raucharoma, das kann man allerdings kaum vernünftig dosieren. Nach langem Suchen habe ich eine Firma gefunden, die alles Mögliche räuchert, auch so ungewöhnliche Dinge wie Traubenzucker und der ist jetzt in der Sauce“. Die Barbecue-Sauce soll das Aroma vom Fleisch unterstreichen und nicht übertünchen, das war die große Herausforderung bei der Entwicklung des Rezeptes, es sollte die perfekte Balance aus Frucht, Säure, Rauch und Schärfe werden. Das Ergebnis heißt SMOKY DAVE’S.
Beflügelt vom Erfolg der Sauce gehen aktuell zwei neu entwickelte Rubs auf die Zielgerade, einer für Steaks und einer für Ribs. „Der Unterschied ist wichtig, Steaks liegen wesentlich kürzer auf dem Grill als zum Beispiel Pork Ribs, darum sind in Rubs für Ribs keine Kräuter, die würden während der langen Zeit auf dem Grill vollständig verbrennen und diesen Geschmack mag nicht jeder“, erläutert der Hobbykoch, während das fertige Steak auf seinem Teller landet und einen würzigen Duft im Wohnzimmer verbreitet.
Kritische Unterstützung erhält Gappa von seiner Freundin Ines Erath, die als gebürtige Münchenerin unter anderem die Sat.1-Kochshow „The Taste“ betreut hat und jetzt in Frank Rosins Sterne-Restaurant in Dorsten arbeitet. Zuhause an der Werse steht überwiegend der Perfektionist Dave Gappa am Herd und das kann dauern, was die Freundin auch schon ungeduldig werden lässt, „Aber ich will eben gute Qualität, auch wenn ich zuhause koche“.
Über die Frage, ob der ehemalige Sänger der H-Blockx eher ein kochender Anwalt oder ein Koch sei, der nebenbei als Anwalt arbeitet, muss David Gappa länger nachdenken. „Aktuell nimmt die Sache mit der Barbecue-Sauce richtig Drive auf und ich könnte mir gut vorstellen, dass ich als Anwalt aufhören würde, wenn wir davon leben könnten. Es ist etwas anderes, wenn du mit den Händen etwas erschaffst, was du anfassen, riechen und schmecken kannst und was andere Menschen begeistert als wenn du nur Papier produzierst!“
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