„Große Chance, die Impfquote zu steigern“ Apotheken dürfen ab 8. Februar Corona-Schutzimpfungen vornehmen

Ab dem 8. Februar dürfen auch in den Apotheken Corona-Impfungen verabreicht werden. (Symbolbild: Marco Petig / pixelio.de)
Ab dem 8. Februar dürfen auch in den Apotheken Corona-Impfungen verabreicht werden. (Symbolbild: Marco Petig / pixelio.de)

In einem regelrechten Kraftakt hat die Apothekerkammer Westfalen-Lippe bis Ende Januar Apothekerinnen und Apothekern geschult. Ab Dienstag dürfen auch sie Corona-Impfungen vornehmen. „Die Apotheken können dann ins Impfgeschehen gegen COVID-19 einsteigen und einen weiteren Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten“, so Apothekerin Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL). 

Die Vorbereitungen für die Impfungen in den Apotheken liefen in den vergangenen Wochen auf Hochtouren, die Praxisschulungen für Apotheker fanden an sieben Tagen pro Woche statt. Geschult wurde in Praxisschulungen der Apothekerkammer, bei Einsätzen in den Impfzentren und in der Arztpraxis nebenan. „Der praktische Teil, nämlich das Setzen der Spritze, lässt sich nun mal nicht online lernen“, weiß Overwiening. Ganz im Gegensatz zum Theorieteil, der digital erfolgte. „Derzeit gehen wir davon aus, dass bis Ende März nahezu die Hälfte der Apotheken grundsätzlich impfbereit ist.“ Die tatsächliche Beteiligung sei jedoch von der Nachfrage nach Impfungen und möglichen Nachfolgeimpfungen sowie dem Verlauf der Pandemie abhängig, heißt es hierzu in einer entsprechenden Pressemitteilung. Rechtlich dürfen Apothekerinnen und Apotheker Impfungen bei Patienten ab zwölf Jahren vornehmen.

Nicht alle Apotheken impfen

Ob und dann welche einzelne Apotheke Impfungen anbietet, ist von der individuellen Situation vor Ort abhängig. So werde auch die Nachfrage Einfluss darauf haben, ob in einer Apotheke geimpft wird. Denn ist das Injektionsfläschchen, das beispielsweise zehn Impfdosen enthält, einmal angebrochen, muss es innerhalb eines bestimmten Zeitraums verimpft werden – ansonsten verfällt es. Es müsse das „Ziel sein, dass kein Impfstoff entsorgt werden muss“, betont die AKWL-Kammerpräsidentin und vermutet, dass manche Apotheken das Impfen nur bei entsprechender Nachfrage anbieten.

Den Apotheken geht es nicht darum, den Arztpraxen die Patienten abspenstig zu machen. „Wir haben uns bei diesem Thema nie aufgedrängt. Genug zu tun haben wir auch so und arbeiten seit zwei Jahren an der Grenze der Belastbarkeit“, stellt Overwiening klar. Aber es gehe nun mal um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Man habe daher stets betont: „Wenn Politik und Gesellschaft möchten, dass wir durch Impfungen unterstützen, dann ermöglichen wir das.“

Kritik von Hausärzteverbänden

Die Hausärzteverbände Nordrhein und Westfalen-Lippe hatten sich zu Beginn der Woche gegen Corona-Impfungen durch Apotheker und auch Zahnärzte ausgesprochen, da es allein mit der Durchführung nicht getan sei. „Im Rahmen der zunehmend verschiedenen Impfvorgaben möchten Patienten auch beraten werden, und zwar in Bezug auf ihre individuelle Situation oder mögliche Vorerkrankungen“, so Anke Richter-Scheer, Vorsitzende des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe. Dies sei Aufgabe des Hausarztes, der die Patienten, ihre medizinische Vorgeschichte und Lebensumstände am besten kennt.

Apothekerin Gabriele Regina Overwiening sieht durch Impfungen in Apotheken eine Chance – nicht nur, aber gerade auch mit Blick auf eine vierte Impfung: „Dann haben wir dezentral noch mehr Möglichkeiten, die Bevölkerung zu schützen.“ Zudem müsse man bedenken, dass „die Apotheken vor Ort sehr niedrigschwellige Anlaufstellen im Gesundheitssystem sind. Hier kann man auch einfach hereingehen und fragen. Vielleicht erreichen wir dadurch auch Menschen, die durch die bisherigen Impf-Angebote aus verschiedenen Gründen nicht erreicht wurden. Das wäre eine große Chance, die Impfquote zu steigern.“

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