Coperlins große Show im GOP

Der große Coperlin umringt vom Ensemble. (Foto: GOP)
Der große Coperlin umringt vom Ensemble im GOP. (Foto: GOP)

Ein großer Wurf zum Jahresende ist dem GOP Theater da gelungen. Die Besucher, welche in der (Vor-)Weihnachtszeit einen Besuch dort planen, können sich auf einiges gefasst machen. Jetzt wäre auch die Gelegenheit, die Gutscheine aus der Schublade zu holen, um sich „Die Große Coperlin Show“ anzusehen, denn diese Show macht richtig Lust auf Varieté.

Showtreppe, Glitzer und Glamour ist genau das, was die Zuschauer erwartet, wenn der designierte Zauber- und Jonglagekönig Coperlin, hervorragend und sympathisch gespielt von Dustin Nicolodi, sein Publikum in Empfang nimmt. Glaubt man dem Video-Intro, ist dem „Showkönig“ schon so einiges gutes widerfahren, sogar „die Bardot“ hat er schon gehabt. Aber, ob da nicht auch ein wenig geflunkert wurde? So ganz glatt laufen will in seiner Show nicht immer alles, denn nicht alle Darbietungen gelingen dem charmant-kauzigen Conférencier so einwandfrei. Es wird munter drauf los persifliert und so ziemlich jedes Klischee höchst amüsant auf die Schippe genommen, große Gesten und Superlative inklusive.

Auch in der Zauberei versucht sich Coperlin ein ums andere Mal und verhaut dabei sehr gekonnt so ziemlich jeden (Karten-)Trick, sei es durch eigenes „Ungeschick“ oder durch eine „schlecht eingearbeitete“ Assistentin. Was ein Glück, dass ein richtiges Magier-Duo hinter der Bühne wartet und die Magier-Ehre verteidigen kann. Craig & Liz heißen sie und beweisen eindrucksvoll, wie eine klassische und rasante Zaubershow aussehen muss. Schwertkästen, egal ob aus Pappe, Metall oder Holz werden hier durchbohrt oder sich in ihnen entfesselt – klassisch, ja, aber ganz sicher nicht altbacken. Auch ein brandaktueller Seitenhieb bleibt nicht aus, als bei einem Münztrick zielsicher der Hinweis erfolgt, dass es sich bei der gezeigten Halbdollar-Münze um eine echte Münze handelt: „A real half Dollar, with a REAL President on it…“! So viel Tagesgeschehen sei erlaubt, auch wenn Varieté den Alltag und seine Probleme eigentlich ausblenden sollte.

Marcel Peneux hat seine Tanzschuhe angezogen und steppt was das Zeug hält. (Foto: GOP)
Marcel Peneux hat seine Tanzschuhe angezogen und steppt was das Zeug hält. (Foto: GOP)

Bei der Jonglage hingegen macht Coperlin eine weitaus bessere Figur. Alles fliegt durch die Luft und die jonglierten Äpfel dürfen auch im Flug ruhig direkt angebissen werden. Ganz ohne Slapstick kommt er eben nicht aus. Als Virtuose erweist der Tausendsassa sich auch am von ihm erfundenen Instrument, der „Kerzen-Orgel“, welcher er sehr authentische Töne entlockt. Für den richtigen Takt der Show sorgt Marcel Peneux beim Stepptanz. Ohne Schirm, dafür aber mit Charme und Hut, steppt er über die Bühne, lässt sich vom Publikum anfeuern und zeigt eindrucksvoll, was man als Stepptänzer auf einer Mini-Showtreppe so alles machen kann, da bleibt kein Quadratzentimeter ungenutzt, vor allem, wenn „Paps“ dafür die richtige Musik anschmeißt.

Ein großer Entertainer wie Coperlin es sein möchte, ist natürlich nur halb so gut, wenn ihm die schillernden Showgirls fehlen. Auf der cleveren Seite des Lebens groß geworden, hat er natürlich auch hieran gedacht. Mit Alexandra Kovalyova fand er eine bezaubernde Assistentin und tanzender Weise steht ihm die wundervolle Olivia Grainge zur Seite, beide sorgen für das letzte Quäntchen Glanz in einer famosen Show.

Große Akrobatik darf in Vegas genau so wenig fehlen, wie auf deutschen Varieté-Bühnen. Hierfür sorgt unter anderem Emma Phillips, welche nicht nur knapp unter dem Bühnendach am Luftring, sondern auch bei der Fußjonglage eine ganz ausgezeichnete Figur macht. Der Kanadier Matthew Richardson landet mit seinem Cyr-Wheel völlig geplant aus der Luft ganz sanft auf dem Bühnenboden. Boden-Luft-Akrobatik at its best, was hier gezeigt wird, actionreich, bestens choreografiert und stimmig musikalisch untermalt. Sheila Nicolodi, im wahren Leben Dustin Nicolodis Schwester, hebt den Begriff Anmut beim Poledance auf eine neue Ebene: Gelenkig, geschmeidig und ausdrucksstark, durfte man sie bereits bei „Rock Stars“ im GOP bewundern.

Das Duo Liazeed. (Foto: GOP)
Das Duo Liazeed. (Foto: GOP)

Für weiteren Slapstick zeigt sich dann Guy Waerenburgh verantwortlich, „The man with the Bucket“. Mit einem Alu-Eimer auf dem Kopf versucht er immer wieder, sieben Teller auf Stangen kreisen zu lassen, was ihm eher schlecht als recht gelang, da sein Sichtfeld ob des Eimers doch ein wenig eingeschränkt war. Das Publikum stand ihm aber hilfreich zur Seite und teilte lautstark mit, welcher Teller gerade abzustürzen drohte und glücksringende Scherben werden da schon einmal unter den großen Teppich gekehrt.

Große Show, großer Schlusspunkt. Genauer gesagt gleich zwei Schlusspunkte, denn das Duo Liazeed aus Kuba bestreitet die letze Nummer des Abends, und wie! Kraftakrobatik ist das Genre und viel besser kann man es wohl kaum umsetzen, schier unmögliche Figuren werden hier gehalten. Nicht umsonst sah man die beiden wohl auch schon in Monte Carlo oder im weltberühmten Moulin Rouge in Paris.

Chapeau! Eine klassische Varieté-Show, die es schafft, sich selbst auf sympathischste Weise immer wieder aufs Korn zu nehmen und den Spagat von Persiflage und dennoch großartiger Artistik so gekonnt und charmant rüberzubringen, wird den Besuchern in der Weihnachtszeit noch viel Freude bereiten.

"Die große Coperlin Show" | GOP Münster

Die Show ist noch bis zum 31.12.2016 zu sehen, Karten und weitere Infos unter: www.variete.de

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