Comedy mit Nährwert – Patric Heizmann in der Aula am Aasee

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Den erhobenen Zeigefinger gab es nur symbolisch. (Foto: sg)

Mal was anderes, keine seichte Blödelei, keine politischen Finessen oder Sozialkritik, nein, es ging ans Eingemachte, die Gesundheit. Hirschhausen hat es dezent vorgemacht, den Gesundheitsaspekt im Humor unterzubringen, Heizmann geht aber noch einen Schritt weiter. Bei ihm wird es konkret, niemand geht ohne Tips nach Hause, wie er durch die Umstellung der Ernährung seiner Gesundheit einen riesigen Dienst erweisen kann.

Ohne erhobenen Zeigefinger oder neunmalkluge Belehrungen, aber auch ohne komplizierte Rezepte oder tiefgreifende Einschränkungen, einfach mit Spaß und Tips, die funktionieren. Der Beweis dafür ist er selbst. Etwas enttäuscht, dass nicht wirklich viele Zuhörer am Sonntag den Weg in die Aula am Aasee gefunden hatten, bereitete er den Anwesenden einen heiteren und lehrreichen Abend. Trotzdem sparte er vor der Pause nicht mit Komplimenten. „Es ist die bei weitem am wenigsten besuchte Veranstaltung meiner Tour, aber was von Euch hier an Stimmung zurückkommt, begeistert mich, Wahnsinn! Ihr seid toll!“, ließ er die Münsteraner wissen.

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Patric Heizmann in seinem Element, er klärt auf. (Foto: sg)

Er räumte auf, mit der Mär vom bösen Cholesterin oder der Angst vor dem Fett. Im Gegenteil, „Esst mehr Eier (auch mit Eigelb) oder fetten Fisch, Eiweiß is absolut unverzichtbar!“, lautete seine Botschaft. Die Angst vorm Cholesterin könne dabei getrost beiseite geschoben werden, entstammt doch diese Furcht noch von einer Studie, die an Kaninchen durchgeführt und auf den Menschen ohne weitergehende Studien übertragen wurde. Auch einen „Ölwechsel“ empfahl er allen Haushalten, weg vom Sonnenblumenöl zum Braten, her mit dem Koksöl oder für kalte Speisen Oliven- oder Nussöle.

Die Vegetarier und insbesondere die Veganer bekamen aber auch ihr „Fett“ weg, aus ethischen Gründen für Heizmann absolut nachvollziehbar, ernährungstechnisch aber diskutabel. „Veganer, nur jeder 200. Mensch ist Veganer, dennoch machen sie einen Lärm wie ein Froschteich zur Paarungszeit“, kritisierte er schmunzelnd den Mitteilungsdrang der Anhänger des Veganismus.

Was unter’m Strich aber bleibt: ein lockerer und erkenntnisreicher Abend, vor allem für diejenigen, die Heizmanns Worten jetzt Taten folgen lassen.

 

Wir hatten vor dem Auftritt die Möglichkeit, mit Patric Heizmann einige Worte zu wechseln:

Was erwartet die Zuschauer heute Abend?

Im Grunde nichts neues, denn zum Thema Ernährung ist eigentlich alles gesagt. Es geht um den ständigen Kampf zwischen Kopf, der verstanden hat und dem Bauch, der eigentlich entscheidet, was wir tun. Die Menschen suchen immer den heiligen Gral der Ernährung, sie hoffen, da kommt ein Messias und sagt ihnen, man muss dieses und jenes Schräubchen drehen und dann sind sie gertenschlank, ohne großen Aufwand, aber so funktioniert das nicht. Ich werde aber mit vielen Mythen aufräumen. Ich werde z. B. erklären, warum wir unbedingt wieder viel mehr Eier essen sollten und zwar MIT Eigelb und woher der Cholesterin-Quatsch eigentlich kommt. Auch werde ich erklären, warum Sport eigentlich dick macht.

Ist dein selbstentwickeltes Ernährungskonzept der heilige Gral? Es gibt so viele Diäten, die dies für sich in Anspruch nehmen…

Das ist Quatsch – wer so etwas behauptet, der lügt und möchte einfach nur Kohle scheffeln. Aber da sind wir wieder bei der vorherigen Frage, ich erzähle den Leuten da nichts neues, ich erzähle es nur anders. Zum Beispiel mit einer bildhaften Sprache, ich spreche von Papier und Briketts (Papier stellt die schnell verbrennenden Kohlenhydrate dar, Anm. d. Red.), da verstehen die Menschen plötzlich warum sie Kohlenhydrate ein bisschen reduzieren sollten. Ich liefere einfache und praxistaugliche Lösungen. Vor allem aber, verpacke ich das ganze mit Humor, denn Humor spricht das Herz an. Das Herz ist nämlich der Diplomat zwischen Herz und Bauch.

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Nicht nur auf der Bühne ein Freund von Gesten, auch während des Interviews ist er mit Feuereifer dabei. (Foto: th)

Du wurdest für dein Konzept ja auch durchaus kritisiert, so bemängelte die Zeitschrift „Ökotest“ ja auch, dass es nicht sinnvoll sei, die Kohlenhydrate zu reduzieren, was ist da dran?

Auch das ist totaler Quatsch und stimmt nicht, es wird dort auch fälschlicherweise behauptet, dass ich Vollkornprodukte für bedenklich halte. Ich frage mich, woher die das haben. Ich sage nur, dass man generell versuchen sollte, Kohlenhydrate einzuschränken und könnte dies auch wissenschaftlich breit ausführen warum uns das gut täte, dies würde den Rahmen des Gespräches aber sprengen. Ökotest ist halt auch nicht immer voll im Thema.

Woher nimmst du das Fundament für deine Tips und Programme, arbeitest du mit Wissenschaftlern oder Ärzten zusammen?

24 Jahre große Leidenschaft, was übrigens auch der Grund ist, warum ich mich Ernährungsprofi und nicht Berater oder Coach nenne. Ich vergleiche das mit einem Fußballprofi, der muss den Sport nicht studiert haben um auf dem Platz seine Leistung zu bringen. Der muss einfach mit Leidenschaft und 110% dabei sein. Genau das mache ich auf der Bühne. Ich habe ein richtig gutes Kompetenzteam, wo ich abzapfe, was ich selber nicht weiß. Ich muss aber auch aus Erfahrung gestehen, das darf ich mit 40 Jahren, Ernährung muss man nicht studieren. Die Gefahr da wäre, dass man in eine bestimmte Richtung gelenkt wird und nicht, so wie ich, offen bleibt. Ich habe es neun Jahre lang selbst erlebt, wie falsch man sich ernähren kann. Ich beweise das, was ich auf der Bühne erzähle.

Wie kommt man dazu, den Menschen auf der Bühne so etwas vermitteln zu wollen?

Ich habe mit 23 Jahren angefangen Vorträge zu halten, weil ich da schon sehr viel über dieses Thema wusste. Mich interessierte auch kaum etwas anderes. Das war noch sehr trocken damals und dann habe ich angefangen, das weiterzuentwickeln. Hier kommt dann wieder die bildliche Sprache ins Spiel. Als ich merkte, dass die Leute mich immer besser verstanden, wollte ich immer mehr Menschen damit erreichen. Weil aber trotzdem immer noch nicht viele sich für dieses Thema interessierten, habe ich einen weiteren Zugang zu den Menschen gesucht und das war dann eben Comedy. Die Presse wäre zum Beispiel heute wohl kaum gekommen, wenn wir zu einem Ernährungsvortrag eingeladen hätten. (lacht)

Dann sind wir mal sehr gespannt auf den heutigen Abend, vielleicht noch die traditionelle Abschlussfrage, kennst du Münster? Warst du schon einmal hier?

So wie ich Münster heute kennengelernt habe, kannte ich es noch nicht. Ich bin echt begeistert, so viel kann ich sagen. Wir hatten heute noch einen Termin hier und sind ein wenig rumgefahren. An diesem See (Aasee, Anm. d. Red.) sind wir dann spazieren gegangen, wirklich schön. Danach haben wir noch an eurem tollen Hafen Kaffee getrunken, da ist es auch richtig toll.

 

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