Bring me the Horizon: Boygroup-Feeling im Skaters Palace

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Geburtstagskind Oli Sykes in Action. (Foto: sg)

Wenn Scharen von (jungen, überwiegend weiblichen) Fans schon Stunden vor dem Konzert vor der Halle ausharren und das bei nasskaltem Herbstwettter, erinnert einen das unweigerlich an die 90er, als Bands wie „New Kids on the Block“, „Backstreet Boys“ oder „Caught in the Act“ reihenweise Teenager auf ihren Konzerten zu Fall brachten. Jetzt ist es 2015 und es haben sich offensichtlich nur Details verändert, der Effekt ist aber fast derselbe. Anders ist nur das Erscheinungsbild der Fans und natürlich die Töne auf der Bühne.

Bring me the Horizon steht schon seit einiger Zeit für Metalcore: Hart, treibend, melodiös, aber vor allem mit einer gewaltigen Portion Melancholie. Offenbar trifft diese Mischung seit einigen Jahren genau den Geschmack, das Konzert der Briten war im Nu ausverkauft. Als Verstärkung brachte man mit den US-Amerikanern von Beartooth und Pvris keine Unbekannten mit in die Domstadt. Vor allem letztere unterstrichen den düsteren Touch des Abends, Sängerin Lyndsey Gunnulfsen schaffte mit ihrer Stimme eine gebührende Atmosphäre für alles, was noch so passieren sollte.

Zu feiern gab es einiges an diesem Abend, denn das Konzert im Palace markierte nicht nur den Abschluss der durchaus erfolgreichen Deutschlandtour von Bring me the Horizon, sondern Sänger Oli Sykes feierte an diesem Abend auch noch seinen Geburtstag. Dies ist den Fans natürlich nicht verborgen geblieben und so gab es vor dem Auftritt ein gebührendes Geburtstagsständchen aus dem Publikum.

Genug der ausgelassenen Fröhlichkeit, es wurde dunkel im Skaters Palace und die ersten Töne des Openers „Doomed“ erklangen. Mit Licht wurde gespart, der Metalcorer mag es wohl endzeitlich-dramatisch und dunkel. Der Stimmung tat das keinen Abbruch, das junge Publikum war extrem textsicher und zum Kreischen aufgelegt. Die Band allerdings spielte sich, zwar auf hohem Niveau aber doch auffallend routiniert durch das Set. Die Setlist war durchweg vom aktuellen Album „That’s the Spirit“ geprägt. Gefühlt wollte man sich wohl auch nicht auf das eigene Können verlassen, denn der Eindruck schlich sich ein, dass nicht alles so ganz live gespielt wurde, passten die Einsätze der Musiker doch nicht immer ganz exakt zu dem, was aus den Boxen dröhnte. Die Show wirkte zu glatt, zu durchgestylt und -choreographiert.

Oft ist es der Charme des „Unperfekten“, welches ein Konzert zu einem unvergesslichen Erlebnis macht, und nicht die Austauschbarkeit mit anderen Shows. Vielleicht will man auch nichts dem Zufall überlassen und in jeder Stadt ein gleich perfektes Erlebnis hinterlassen, mit „Rock ’n‘ Roll“ hat das aber rein gar nichts mehr gemein, eher würde man so ein Vorgehen in anderen Genres vermuten. So haben wenigstens die vielen, vielen jüngeren Mädchen nichts aufregendes verpasst, welche während des Konzertes, ganz boygrouplike, in Ohnmacht fielen und statt Bring me the Horizon nur die Jacken der Sanitäter sahen. Der Rest? Der war begeistert, das soll hier nicht unerwähnt bleiben.

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