„Blaue Frau“: Uraufführung im Kleinen Haus Inszenierung nach dem Roman von Antje Rávik Strubel über sexuelle Gewalt gegen Frauen in vier europäischen Ländern

Wie können die großen demokratischen Ideen Europas verteidigt werden, wenn Gewalt gegen Frauen täglich grassiert? Rose Lohmann und Artur Spannagel in "Blaue Frau" nach dem Roman von Antje Rávik Strubel (Foto: Julia Pidun).
Wie können die großen demokratischen Ideen Europas verteidigt werden, wenn Gewalt gegen Frauen täglich grassiert? Rose Lohmann und Artur Spannagel in „Blaue Frau“ nach dem Roman von Antje Rávik Strubel (Foto: Julia Pidun).

Am Freitag, 7. Oktober, feiert die szenische Inszenierung des Romans „Blaue Frau“ von Antje Rávik Strubel ihre Uraufführung im Kleinen Haus am Theater Münster. Antje Rávik Strubel denkt in ihrem Roman sexuelle Gewalt gegen Frauen zusammen mit der strukturellen, männlichen Gewalt im globalen politischen Gefüge und der Deklassierung, die Osteuropa seit der Wende vom Westen erfahren hat. 2021 erhielt sie dafür den Deutschen Buchpreis.

Eine Frau – Adina, Nina, Sala genannt – formiert ihre Erinnerungen. Ihre Geschichte misst die Grenzen der Liebe ebenso ab wie die Unterschiede zwischen ihrem Geburtsland Tschechien und dem Entfaltung verheißenden Berlin. Von Ost nach West gen Norden durchquert sie vier europäische Länder und findet sich jeweils in männlichen Zuschreibungen. Sie begegnet dem Machtfeld von Männern, wie ihrem Geliebten Leonides, der stets aufklärerisch und im Sinne einer europäischen Idee zu handeln glaubt und die ungeklärten Machtverhältnisse zwischen Russland, dem Westen und den Ländern dazwischen befragt. Und sie trifft auf den Politfunktionär Bengel, der männlichen Gunst so sicher, dass er sich gesetzlos verhalten kann. Schließlich sucht sie nach einer Sprache, um die erlebte Gewalt in der Welt hörbar zu machen. Wie können die großen demokratischen Ideen Europas verteidigt werden, wenn Gewalt gegen Frauen täglich grassiert? Seit dem Angriff auf die Ukraine steht das Verhältnis zwischen Europa und Russland zudem massiv zur Disposition. Blaue Frau trifft damit gleich mehrere wunde Punkte des vermeintlich gleichberechtigenden und friedlichen Westens.

Regie führt Isabel Osthues, die bisher u.a. auch am Nationaltheater Mannheim, am Schauspielhaus Zürich, am Thalia Theater Hamburg, am Deutschen Theater Weimar, am Theater Baden-Baden, am Jungen Schauspielhaus Hamburg und am Theater Heidelberg inszeniert hat. Sie erzählt Adinas/Salas Geschichte als eine der Selbstermächtigung und des weiblichen Erzählens.

Regie: Isabel Osthues
Bühne: Jeremias Böttcher
Kostüme: Mascha Schubert
Video: Severin Renke
Dramaturgie: Victoria Weich

Mitwirkende: Adina/Sala (Rose Lohmann), Leonides (Artur Spannagel), Blaue Frau (Regine Andratschke), Kristiina, Rickie (Elzemarieke de Vos), Razvan Stein (lja Harjes), Bengel (Frank-Peter Dettmann)

Premiere ist am Freitag, 7. Oktober, 19.30 Uhr, Kleines Haus, weitere Vorstellungstermine ab Samstag, 15.10.2022 unter www.theater-muenster.com

 

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