Beruf: Bildeinrahmerin Die Wolbeckerin Anita Greve ist eine der wenigen Bildeinrahmerinnen in Deutschland

Anita Greve (re.) arbeitet im „Kleinen Bilderladen“ ihrer Mutter Gisela Hautopp in Wolbeck mit. (Foto: Michael Bührke)

„Was machen manche Menschen bloß für einen Quatsch“, Anita Greve liebt Bilder und sie liebt es, wenn diese Bilder in schönen Rahmen an der Wand hängen. Und sie findet es grausam, wenn diese zum Teil unwiederbringlichen Werke mit Klebstoff, Paketklebeband oder ähnlichen Hilfsmitteln festgeklebt und dadurch zum Teil irreparabel beschädigt werden. Die 42-Jährige ist ausgebildete Bildeinrahmerin, eine Berufsbezeichnung, die zwar deutlich macht, worum es geht, auf der anderen Seite aber auch ein wenig wie ausgedacht klingt.

„Die offizielle Prüfung zur Bildeinrahmerin kann nur vor der Handwerkskammer Stuttgart absolviert werden“, erklärt die Wolbeckerin. Verteilt über ein Jahr musste sie sechs Wochen Theorie und Praxis pauken, „zum Teil von 8:00 bis 16:00 Uhr und auch an Samstagen“, erklärt sie. Davor müssen mindestens drei Jahre Berufserfahrung vorliegen. Ein Jahr Ausbildung, um ein Bild in einen Rahmen zu klemmen? Wer sich mit der geprüften Bildeinrahmerin unterhält, wird schnell feststellen, dass man bei einer solchen vermeintlich einfachen Aufgabe mehr falsch als richtig machen kann. „Der Rahmen hat zwischen der Glasscheibe und der Rückwand eine eigene Atmosphäre. Die Lagen dazwischen sind wie ein Sandwich, die Bilder müssen atmen können und sollten nicht das Glas berühren. Das gilt besonders für Fotos und Pastellbilder. Das Glas sollte außerdem die UV-Strahlung abhalten“.

Viele Kunden bringen Muster der Wohnzimmereinrichtung mit, damit die Rahmenfarbe passt. (Foto: Michael Bührke)

Wird das falsche Material verwendet, drohen Schäden durch Säure oder Vergilben, das Ablösen alter Klebstoffreste kann das Bild vollends ruinieren. Anita Greve stellt den Klebstoff selber her, aus Weizenstärke und destilliertem Wasser, „ich habe mir dafür extra einen französischen Saucenkocher gekauft, ein sehr seltenes Gerät“, erklärt die Bildeinrahmerin, während sie mit einem Pinsel vorsichtig den Kleister auf feine Japanpapierstreifen aufträgt. Die Streifen halten die Bilder zum Teil so im Passepartout fest, als ob sie schweben würden. Alle zehn Jahre sollten die Rahmen für zwei Tage geöffnet werden, empfiehlt die Wolbeckerin.

Was wertvoll ist, entscheidet der Kunde. Hier ist es ein liebevoll gestaltetes Bild des Nachwuchses. (Foto: Michael Bührke)

Die Kunden kommen mit allen möglichen Einrahmungswünschen, vom ersten Buntstifte-Werk des Nachwuchses über Trikots und Kleider bis zum Original von Salvador Dali, „aktuell sehr angesagt sind Bilder von Udo Lindenberg“. Sogar einen Originalrahmen von Johann Conrad Schlaun, Münsters Stararchitekten aus dem 18. Jahrhundert, hatte sie bereits auf dem Tisch. Die Kunden bringen auch Kissen oder Holzproben mit, damit der zukünftige Rahmen perfekt ins Wohnzimmer passt. „Der günstige Wechselrahmen hat sicherlich noch seine Berechtigung, aber es gibt immer mehr Menschen, die auch einfache Dinge wertvoll finden und entsprechend präsentieren und erhalten möchten“, sagt Greve.

Aktuell arbeitet die Bildeinrahmerin noch im Geschäft „Der kleine Bilderladen“ ihrer Mutter Gisela Hautopp mit, in ein paar Jahren wird sie ihn wohl übernehmen. Ihre Hauptmotivation sei, Kunst zu erhalten, sagt sie, während sie bereits den nächsten Rahmen in Angriff nimmt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert