Aus WWU wird „Universität Münster“ (Update) Namensänderung in Senatssitzung beschlossen / Umsetzung zum 1. Oktober geplant

Die WWU Münster wird in "Universität Münster" umbenannt. (Archivbild: Thomas Hölscher)
Die WWU Münster wird in „Universität Münster“ umbenannt. (Archivbild: Thomas Hölscher)

Bereits in einer Probeabstimmung Ende Januar hatte sich der Senat der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) für eine Namensänderung ausgesprochen. Benannt ist die Universität nach Wilhelm II. In seiner Regierungszeit wurde die „Königliche Akademie“ 1902 wieder zur Universität erhoben. Person und Regierungshandeln des letzten deutschen Kaisers sind dabei umstritten – und das nicht erst seit gestern. Künftig soll die Uni schlichtweg den Namen „Universität Münster“ tragen.

Der Senat beschloss am Nachmittag die Namensänderung. Dieser war ein immer wiederkehrende Diskussion vorausgegangen. Schon im Oktober 1996 setzte der Senat, nachdem Studenten eine Umbenennung der Universität gefordert hatten, eine Kommission zur Namensfrage ein. Diese empfahl, den Namen zu ändern, jedoch kam es seinerzeit nicht zu einem förmlichen Senatsbeschluss. Das Rektorat beschloss daher, den Namen „Westfälische Wilhelms-Universität Münster“ beizubehalten. 2018 wurde im Senat von Studenten erneut der Antrag gestellt, sich mit dem Namensgeber zu befassen. Der Senat forderte daraufhin die Universitätsleitung auf, ein „Konzept zu einem historisch verantwortlichen Umgang der WWU mit Wilhelm II.“ zu erstellen. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des WWU-Historikers Prof. Dr. Olaf Blaschke empfahl eine wissenschaftlich begleitete, öffentliche Debatte über Wilhelm II. als Namenspatron der WWU und erarbeitete 2020 ein differenziertes Bild.

Notwendige Mehrheit erreicht

20 Senatsmitglieder stimmten für die Umbenennung, eine Person dagegen, zwei waren nicht anwesend. Die notwendige Zweidrittelmehrheit wurde damit erreicht. „Die Entscheidung wird von allen Statusgruppen und allen Fachbereichen der Universität getragen. Sie ist so klar und einvernehmlich, weil wir über einen langen Zeitraum gemeinsam Fakten und Argumente gesammelt und ausgewertet haben“, betonte der Senatsvorsitzende Prof. Dr. Hinnerk Wißmann. Dieser nahm auch zu den Kommentaren und Initiativen Stellung, die sich für die Beibehaltung des Zusatzes „Westfälisch“ ausgesprochen hatten. „Die ‚schlichte‘ Bezeichnung Universität Münster steht für unser Profil: Sie ist eine Referenz an unsere erstmalige Gründung. Der Lehrbetrieb wurde 1773, also lange vor Wilhelm II. und der zeitweiligen Funktion als ‚westfälischer Landesuniversität‘, aufgenommen. Zugleich positionieren wir uns als Hochschule, die gleichermaßen für die Region steht als auch in Deutschland, Europa und darüber hinaus wirkt.“

Kraftanstrengung in der Uni

Auch Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels begrüßte die Entscheidung. Die Universität habe sich „auf beeindruckende Weise über mehrere Jahre intensiv mit ihrem Namensgeber beschäftigt“. Das Votum sei mit Blick auf die neuesten historischen Erkenntnisse konsequent und eindeutig. Der Beschluss wird erst nach der Genehmigung durch das NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft wirksam. Die Namensänderung tritt voraussichtlich am 1. Oktober mit dem Wintersemester in Kraft. Bis dahin werde die Universität an einer schnellen Umsetzung des Beschlusses arbeiten. „Das ist sportlich“, so Wessels weiter, „wenn man überlegt, dass natürlich Anpassungen nicht nur am Logo, sondern an der kompletten Geschäftsausstattung, an Urkunden, an, und das ist dann schon der kompliziertere Teil, Dienstsiegeln und dergleichen – all dieses muss durchgeführt werden.“ Eine Schätzung des finanziellen Rahmens, den die Umbenennung bedeutet, wollte der Rektor nicht abgeben. Vieles davon könne in Eigenregie erledigt werden. „Aber seien Sie versichert: Wir wissen mit unseren Mitteln sehr sorgsam umzugehen.“ So sollen beispielsweise Erstsemesterrucksäcke, Regenschirme oder Shirts aus den Beständen aufgebraucht werden.

Auch keine „Westfälische“ Universität Münster

Der Zusatz „Westfälische“ im neuen Namen wird ebenfalls mit gestrichen. „Wir sind keine westfälische Universität in einem materiellen Sinne“, erklärt der Senatsvorsitzende Wißmann die Entscheidung. „Das wäre zu viel und zu wenig zugleich. Wir sind es nicht, weil wir nicht mehr – wie früher als – Landesuniversität für ganz Westfalen stehen. Natürlich und zum Glück gibt es inzwischen mehrere Universitäten in Westfalen. Das können wir gar nicht beanspruchen, dass wir für Westfalen stehen. Und zum anderen sind wir aber auch mehr als eine westfälische Einrichtung. „Man sei auf die Region hin orientiert, wolle aber auch für Deutschland, Europa und darüber hinaus Forschung, Lehren und Transferleistungen erbringen. „Es ist auch unser westfälisches Selbstbewusstsein, dass wir nicht – als alte Universität – einen solchen Namenszusatz brauchen.“

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert