Münster bleibt stabil 5.000 Menschen demonstrieren beim Neujahrsempfang der AfD

Wieder ein AfD-Neujahrsempfang in Münster und der Protest des "Keinen Meter den Nazis"-Bündnisses ist da. (Foto: Thomas Hölscher)
Wieder ein AfD-Neujahrsempfang in Münster und der Protest des „Keinen Meter den Nazis“-Bündnisses ist da. (Foto: Thomas Hölscher)

Am Freitag demonstrierten etwa 5.000 Menschen in „Münsters Guter Stube“ gegen den AfD-Neujahrsempfang des Bezirksverbandes Münster im historischen Rathaus. Dort sprach unter anderem der Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke. Die beiden Veranstaltungen wurden von hohem Polizeiaufgebot begleitet, größtenteils verlief der Gegenprotest friedlich. Zum Schluss spielten die „Donots“ ein kurzes Geheimkonzert.

Bereits 2017 war die Band auf dem Prinzipalmarkt dabei, als sich die AfD Münster die damalige Bundesvorsitzende Frauke Petry eingeladen hatte. An den mächtigen Gegenwind aus der Stadtgesellschaft damals kann sich Donots-Frontmann Ingo Knollmann noch gut erinnern: „Das hat uns damals gezeigt, wie viele Leute man für eine gute Sache gegen Engstirnigkeit vereinen kann“, betonte Knollmann im ALLES MÜNSTER-Interview, „Münster ist immer stabil.“ Damals versammelten sich rund 10.000 Menschen in der Innenstadt und zeigten, was sie von der AfD halten. Auch wenn es am Freitag nur halb so viele Demonstranten waren wie vor sechs Jahren – eines waren sie: laut. Mit Trommeln, Megaphonen und Sprechchören dürfte es drinnen im Rathausfestsaal für die AfD-Anhänger schwierig gewesen sein, den Reden unter anderem von Höcke zu folgen. Dieser war unter Polizeischutz durch ein Hintertürchen ins Rathaus geschleust worden.

Der Protest verlief nach Aussage von Polizeisprecherin Antonia Linnenbrink weitestgehend friedlich. Rund um das Rathaus befanden sich teilweise so viele Demonstranten, dass für einzelne Gäste des AfD-Neujahrsempfangs kein Durchkommen war. „Aus Gründen der Verhältnismäßigkeit hat die Polizei zwar kommunikativ versucht, ein Durchlassen zu ermöglichen, dieses aber nicht mit Zwang durchgesetzt“, heißt es in einer ersten Bilanz. An der Sperrstelle am Rathausinnenhof / Klemensstraße kam es aber in mindestens zwei Fällen zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstranten. Eine Frau wurde von Beamten zu Boden gestoßen, als diese versuchte, eine Sperrlinie zu überwinden. Die Demonstrantin musste rettungsdienstlich versorgt werden. An einem Stand der „Schwurbelbusters“, einer Initiative gegen Verschwörungsideologien und Antisemitismus, kam es laut Beobachtern zu einem Angriff, außerdem sei der Hitlergruß gezeigt worden. Die Stimmung um die auf dem Prinzipalmarkt aufgebaute Bühne allerdings war friedlich und entspannt, nur an den Engstellen unter den Bögen war es teils sehr eng, sodass einige Menschen fast in Panik gerieten.

Bereits vor dem AfD-Neujahrsempfang hatten am Nachmittag das katholische Stadtdekanat, der Evangelische Kirchenkreis und die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen zu einem Friedensgebet in die Überwasserkirche eingeladen. „Wieder kommen Menschen nach Münster, unter deren Parteinamen Unsägliches gesagt wurde und wird. Personen mit solch menschenverachtenden Weltbildern müssen in unserer Stadt – der Friedensstadt Münster – auf massiven Widerstand treffen“, erklärte der katholische Stadtdechant Jörg Hagemann und forderte zum Einsatz für den „Frieden in den Herzen aller Menschen“ auf. Auch fand er weitere klare Worte: „Ich merke, dass ich müde werde, dass ich es satt bin: Frieden, Toleranz, Dialogbereitschaft, Fremdenfreundlichkeit – das sollte doch selbstverständlich sein.“

„Die AfD hat immer noch das Ziel und anscheinend auch die Hoffnung, in Münster Fuß fassen zu können. Dass diese Stadt ein Ort wird, an dem sie sich und ihre menschenverachtende Ideologie in Ruhe feiern können. Aber das können sie vergessen“, betonte Carsten Peters vom Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ in seiner Rede. „Eine solche Normalisierung der AfD werden wir hier in unserer Stadt niemals zulassen.“ Mit der Einladung von Björn Höcke zeige der Kreis- und Bezirksverband der AfD nun ganz offen, wofür er steht, kritisiert Peters. Mit ihm komme „nicht nur jemand, der wie alle extremen Rechten die demokratischen Strukturen eines Landes schwächen und die Unabhängigkeit der Presse aushöhlen will und die Rechte von Geflüchteten und queeren Menschen mit Füßen tritt“, sondern auch jemand, der „den deutschen Faschismus wiederbeleben möchte“.

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