Geburtstagsparty mit Lilo Wanders Am Sonntag feierte die Adam Riese Show ihren 18. Geburtstag

Showmaster Adam Riese und Lilo Wanders haben sichtlich Spaß. (Foto: Thomas Hölscher)
Showmaster Adam Riese und Lilo Wanders haben sichtlich Spaß. (Foto: Thomas Hölscher)

Ganz Deutschland sitzt am Sonntagabend vor dem Fernsehgerät und schaut „Tatort“. GANZ Deutschland? Nein, denn in Münster gibt es regelmäßig ein anderes Unterhaltungsprogramm. Und das nun schon seit 18 Jahren – die Adam Riese Show.

Drei Herren im Anzug betreten die Bühne und nehmen an ihren Instrumenten Platz. Mit glockenspielartigen Klängen aus dem Vibraphon stimmt die Showband „Markus Paßlick und seine Original Pumpernickel“ den gefüllten Engelsaal mit einer swingigen Version von „Happy Birthday“ auf den Abend ein. Im Publikum: Münsteraner Prominenz wie Lisa Feller und Illustratorin Antje Vogel.

Das Motto des heutigen Abends ist ganz klar die erlangte Volljährigkeit der Show und so stellt Moderator Adam Riese die Band mit den Worten vor: „Unsere Musiker dürfen jetzt rauchen, trinken und kiffen!“ Und wo wir gerade beim Thema „Band“ sind, lüftet Riese ein persönliches Geheimnis, welches für kollektive Begeisterung sorgt. „Ich habe ja bereits erwähnt, dass ich mit 18 Jahren in einer Punk-Band gesungen habe.“ beginnt er. „Nun…das war nicht meine erste Erfahrung…ich war mit 16 Frontmann einer Band namens DIE ZURÜCKGEZOGENEN VORHÄUTE.“

Blöd gelaufen mit Sabine

Bei Geständnissen aus der Jugend steigt „Show-Assistentin“ und Comedian Jens Heinrich Claassen gerne mit ein und nimmt das Publikum mit in die Zeit, als er 18 Jahre alt war – und schrecklich verliebt in Sabine. Als sein Schwarm ihn damals fragte, ob sie nicht gemeinsam ein Bad nehmen wollen, habe er klargestellt: „Nein, danke, ich habe heute morgen schon geduscht!“

Dass es überhaupt zum 18. Geburtstag der Show gekommen ist, habe Moderator Adam Riese vor allem zwei Personen zu verdanken: Tim Eberhardt von der Friedenskapelle, dem Veranstalter der Show, und Hoteldirektor Sascha von Zabern, der dem Projekt die Räumlichkeiten des Atlantic Hotels zur Verfügung stellt. „Ich hatte Sascha kurz vor Corona kennengelernt und gefragt: Sag‘ mal, hast du nicht Lust, ein Hotel für uns zu bauen? – Da guckt er mich an und sagt: Jau!“ Aus der ersten Reihe, aus der besagter Hoteldirektor die Show verfolgt, ertönt lautes Lachen.

Josef Zutelgte. Der 1958 in Telgte geborene freischaffende Künstler ist der erste Talkgast des Abends. Er lebt mittlerweile in New York und ist extra für die Geburtstagssause eingeflogen. Nach Münster komme Zutelgte immer gerne: “Wenn man die Heimat verlässt, kommt man der Heimat näher“, philosophiert er und schwärmt: „Das Stadtbild, der Wochenmarkt, die Menschen… einfach toll.“ In seinem Geburtsort Telgte hat er sich 2006 künstlerisch verewigen dürfen. Den dortigen Kreisverkehr ziert eine acht Tonnen schwere und sechs Meter hohe rote Skulptur, die eine auf dem Kopf stehende Telgte (Linde) darstellt.

Der freischaffende Künstler Josef Zutelgte lebt mittlerweile in New York. (Foto: Thomas Hölscher)
Der freischaffende Künstler Josef Zutelgte lebt mittlerweile in New York. (Foto: Thomas Hölscher)
Weihnachten auf Isländisch

Den zweiten Gast der Jubiläumsshow verschlägt es heute tatsächlich zum ersten Mal nach Münster – zumindest beruflich. Da die in Berlin lebende Kabarettistin Alice Köfer einen Coesfelder geheiratet hat, ist ihr unsere Stadt natürlich bekannt. Was sie für eine Beziehung zu Münster habe, möchte Riese wissen. „Wenn man aus Coesfeld heraus mal etwas erleben wollte, dann fuhr man nach Münster! Das verbinde ich mit Münster: Es krachen lassen“, erklärt sie.

Dass ihre Weltgewandtheit über das Münsterland hinaus geht, beweist Köfer durch das inbrünstige Trällern eines isländischen Weihnachtsliedes. Auf einem mitgebrachten Rekorder nimmt sie die gewöhnungsbedürftige Arie auf und sorgt dann für die Auflösung – die nicht weniger Eindruck schindet beim Publikum als das Erlernen von Isländisch: Rückwärts gespielt ergibt ihr Gesang nämlich das Lied „Oh Tannenbaum“!

Kabarettistin Alice Köfer verbindet Musik mit Comedy. (Foto: Thomas Hölscher)
Kabarettistin Alice Köfer verbindet Musik mit Comedy. (Foto: Thomas Hölscher)
Zu wenig Zeit für all die Geschichten

Der nächste Geburtstagsgast muss nicht einmal die Bühne betreten, um alle Blicke auf sich zu ziehen. Mit über zwei Metern Körpergröße und langer Funkelrobe ist Dragqueen und Moderatorin Lilo Wanders eine imposante Erscheinung – und das nicht nur optisch, sondern auch verbal. Einmal auf der Talk-Couch steht sie Moderator Adam Riese nicht nur Rede und Antwort, sondern neigt bei dem Schwank aus ihrer Vita mehrmals zum Ausufern – da gibt es aber auch wirklich viel zu erzählen. „Haben wir überhaupt Zeit?“, diszipliniert sie sich selbst und scherzt: „Ach, egal… ich hätte gerne gegen Mitternacht einen doppelten Espresso!“

Zu jeder Frage gibt es immer noch „eine Geschichte oben drauf!“ – zur Begeisterung des Publikums. Fotos aus den letzten Jahrzehnten untermalen nicht nur die schillernden Erzählungen, sondern veranschaulichen, wie wandlungsfähig die „Wa(h)re Liebe“-Moderatorin ist. In den 90ern feierte Lilo Wanders, die mit bürgerlichem Namen Ernst-Johann „Ernie“ Reinhardt heißt, europaweiten Erfolg mit ihrer provokant-frivolen Sendung. „In Bagdad ordnete Saddam Hussein Ende der 90er an, dass alle Satelliten von den Dächern geschraubt werden, weil alle ‚Wa(h)re Liebe‘ geschaut hatten. Mehr kann man nicht verlangen,“ freut sie sich.

ALLES MÜNSTER fragte nach, was die große Wanders heute anders machen würde, wenn sie nochmal 18 wäre. „Es ist ja so, dass man manchmal an lebensentscheidende Kreuzungen kommt und dadurch erst rückblickend merkt, welchen Weg man eingeschlagen hat. Und ich sage mal in voller Selbstüberschätzung: Ich würde gar nichts anders machen – es war ein tolles Leben!“ Als Adam Riese sie zu einem Quiz herausfordert, muss sich auch eine selbstüberschätzende Diva medizinischen Gegebenheiten stellen und die Brille aus der Designer-Handtasche fischen. „Jetzt seh‘ ich wieder aus wie ‚reife Frauen warten auf deinen Anruf’…“, scherzt sie mit einem lasziven Augenaufschlag.

Nachdem in besagtem Quiz wichtige Fakten geklärt werden (Wusstet ihr beispielsweise, dass Lisa Fellers erster Fernsehauftritt die Rolle als Callgirl in der „Lindenstraße“ war?), wird das Publikum mit einem mehr oder weniger erotischen Ohrenschmaus entlassen. Show-Assistentin Jens Heinrich Claassen singt im Duett mit Alice Köfer die einstige Titelmusik zu „Wa(h)re Liebe“: „Je t’aime“. Auf Wunsch von dem frisch vergebenen Jens wird das Stöhnen durch Gähnen ersetzt. „Du bist so treu, du kannst nicht einmal mit mir stöhnen.“ staunt Köfer.

Wenn Sabine wüsste, was ihr da entgangen ist….

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