
Der Auftritt der drei Clownsfiguren ist sicherlich erst einmal gewöhnungsbedürftig. Doch The Tiger Lillies sind wahre Meister der Kontraste. Hinter der bizarren Fassade stecken Gesellschaftskritik und Zynismus pur. Lässt man sich darauf ein, kann einen die Musik der Band durchaus faszinieren.
The Tiger Lillies sind ein britisches Avantgarde-Trio um den Sänger Martyn Jaques. Auf ihrer aktuellen Tour legten sie auch einen Stopp in Münster ein. Im ausverkauften LWL Museum für Kunst und Kultur präsentierte die Band ihre unverwechselbare Kombination aus harmlos-ruhiger Musik und abgründigen Texten.
Dass die drei Gestalten vor einer schlichten schwarzen Bühne stehen, verleiht ihrem Auftritt eine gewisse Ausdruckskraft. Jedem der drei Clownsgesichter kann man einen eigenen Gemütszustand zuschreiben: Während Schlagzeuger Budi Butenop unschuldig, beinahe ahnungslos ins Publikum schaut, ist die Boshaftigkeit das Bassisten Adrian Stout kaum zu übersehen. Im Mittelpunkt steht während der gesamten Show aber die Stimme von Martyn Jaques, die auf einem ganz schmalen Grat zwischen Oper und Wahnsinn balanciert.
Musikalisch gelingt es dem eigenartigen Trio, verschiedenste Instrumente hervorzuzaubern, die die Zuschauenden nur faszinieren können. Ein absolutes Highlight ist dabei die Singende Säge. Zwischenzeitlich wirkt es, als würde ihr ruhiger, beinahe einschläfernder Klang das Publikum hypnotisieren. Während einigen Liedern traut sich niemand auch nur ein Wort zu sagen, doch es dauert nicht lange bis das nächste Stück selbst die letzte Reihe wieder zum Mitwippen bewegt.
The Tiger Lillies verleihen jedem noch so absurden Instrument eine besondere Wirkung. Ob der helle Klang der Triangel, die zwischendurch die düsteren Klänge unterbricht, oder das auffällige Rasseln, das eine skurrile Atmosphäre schafft – hier hat jeder einzelne Ton einen Platz.
Ihre Liedtexte erzählen Geschichten, die von Trauer, Grausamkeit und schwarzem Humor strotzen. Es sind unübliche Themen wie Perversion, Tod, Gewalt und gesellschaftliche Außenseiter, die The Tiger Lillies ansprechen. Zeitgleich untermalen sie die makabren Inhalte mit einer derart friedvollen Musik, dass man oft nicht weiß, ob man lachen oder sich fürchten soll. Der musikalische Zirkus zeigt durch seine Widersinnigkeit einmal mehr auf, in welch absurder Welt wir leben.
An diesem Abend im LWL-Museum für Kunst und Kultur haben The Tiger Lillies eine durchaus abwechslungsreiche Show hingelegt, die das Publikum auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitnehmen konnte. Von ruhigen Songs wie „Violin“ über eher treibende Stücke wie „Go“ war alles dabei, was zu einem runden Auftritt gehört.
Nach der rund zweistündigen Darbietung signierte das Trio fleißig Shirts und CDs, bevor die Clownsfiguren wieder hinter der dunklen Fassade der Bühne verschwanden.
Mehr über die Tiger Lillies erfahrt ihr auf deren Homepage.
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