Der Tag des offenen Denkmals hat auch in Münster gestern wieder viele Menschen dazu verlockt, sich geschichtsträchtige Orte in der Stadt anzusehen. Diesmal stand es unter einem Motto, das eigentlich jedes Jahr passen würde: „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“. Wieder einmal haben sich am zweiten Sonntag im September viel zu viele solcher Zeitzeugen unseren neugierigen Blicken geöffnet, um sie alle in den paar Stunden zu besichtigen. Wir haben uns neben zwei altbekannten auch zwei weitere Denkmäler herausgepickt, die zumindest mit der Programmgestaltung in ihrem Umfeld etwas aus dem Rahmen fielen.
Anders als im vorigen Jahr, als hier in Münster der Deutschlandauftakt zum Tag des offenen Denkmals groß auf dem Prinzipalmarkt gefeiert und der Münster-Marathon daher auf ein Wochenende davor verlegt wurde, musste man diesmal wieder aufpassen, wann welche Straßen nach dem großen Sportereignis wieder passierbar waren. Wohl auch deswegen ging es am Haus Rüschhaus erst am Nachmittag so richtig los. Auf diesem Landsitz zwischen Gievenbeck und Nienberge wurde nicht wie sonst nur der langjährige Wohnort der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff präsentiert, sondern auch das Hörspiel gefeiert.
Denn Jörg Albrecht, der das Center for Literature auf Burg Hülshoff leitet, hat als fundierter Kenner dieses Genres für die ARD die Hörspiel-Collection „100 aus 100“ mitgestaltet, wo Höhepunkte aus der inzwischen hundertjährigen Radiogeschichte präsentiert werden. Auszüge davon gab es am Sonntagnachmittag zu hören, ausgewählt und kommentiert von Jörg Albrecht mit Katharina Agathos und Jakob Roth vom Bayerischen Rundfunk. Neben den historischen Radio-Hörspielen konnten sich aber auch die in diesen Jahr von Laien erstellten Ergebnisse des HörSpielLabs präsentieren, worüber sich die Workshop-Initiatoren Mirijam Streibl und Paul Sattler freuten. „Es ist natürlich so ein bisschen der Spagat zwischen den opulenten Radio-Hörspielen und diesen kleinen spielerischen Hörspielen, die an einem Wochenend-Workshop mit Laien, also eben in der Praxis entstanden sind“, meinte Paul Sattler abschließend, als sich die Besucher im weitläufigen Garten vom Haus Rüschhaus verteilten und den kleinen akustischen Kunstwerken über Kopfhörer lauschten. „Es sind zwei Welten des Hörspiels, die aber sehr schön zusammen passen.“
Barocke Bauten und Industriedenkmäler
Beliebte Ziele beim Tag des offenen Denkmals sind naturgemäß die Gebäude, die man sonst nicht betreten kann. Neben Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg gehört dazu der Buddenturm – auch wenn es von dort oben nicht den von vielen sicher erhofften tollen Ausblick auf Innenstadt oder Kreuzviertel gibt. Wegen des Andrangs mussten sich die am Aufstieg interessierten Bürger auf Wartezeiten einlassen. Sie erfuhren dafür, dass nur der untere Teil aus der mittelalterlichen Stadtbefestigung stammt und der Turm immer wieder umgebaut und erweitert wurde, zuletzt als Wasserturm für die Stadtbewohner.
Ein weiterer Klassiker beim alljährlichen Denkmaltag ist das nordöstliche Torhaus am Neutor. Während sich das baugleiche Pendant auf der anderen Straße inzwischen im Privatbesitz befindet, gehört dieses der Stadt. Genutzt wird es vom Stadtheimatbund Münster, der dort unter dem Titel „Unter Freunden“ zurzeit die Wimmelbilder der Künstlerin Kathrin Menke zeigt. Wer sich vor Ort interessiert zeigte, bekam auch einen Einblick in die ehemalige Arrestzelle des früheren Wachhauses – inklusive der Latrine, dem „Donnerbalken“.
In eine ganz andere Welt eintauchen konnte man am Boelckeweg: Das Kollektiv „GAZO“ lud nicht nur zu Führungen über die technische Geschichte dieses Industriedenkmals ein, sondern auch zu einer ganzen Veranstaltungsreihe mit Tauschbörse, veganem Essen, Konzerten und schließlich sogar einem Open Air-Kinoabend mit Kurzfilmen auf dem rostigen Boden des alten Gaskessels.
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