
Die Rieselfelder-Kulturtage feiern im August 2025 ihr zehnjähriges Bestehen. Das Festival, das ursprünglich mit einem Arno-Schmidt-Projekt begann, findet seit 2016 regelmäßig am rekonstruierten Rieselwärterhäuschen nahe dem Heidekrug in Münster statt. Veranstalter ist der gemeinnützige Verein zur Förderung von Schauspiel, Literatur und Sprache.
In diesem Jahr steht das Programm unter dem Titel „Auf dem Vorstellungsklavier“. Die Metapher stammt von Ludwig Wittgenstein, der das Sprechen mit dem Anschlagen einer Taste verglich. Das Motto lässt bewusst Raum für künstlerische Interpretationen, die sich über die vier Festivaltage entfalten.
Am Donnerstag (7. August) eröffnet parallel zur aufgehenden Sonne um 6 Uhr der Theaterregisseur Manfred Kerklau das Festival mit „Des Kranichs Flug“, seinem Qigong-Programm zum Mitmachen. Später folgt ein Harfenkonzert von Stijn Bovenkamp, das musikalisch durch verschiedene Epochen führt. Im Anschluss wird die Installation „POETREE“ eröffnet, ein poetischer Klangbaum, der unter anderem Werke aus der New Yorker Avantgarde hörbar macht.
„Kein Reben-, sondern ein Reckenland“
Ebenfalls am Eröffnungstag präsentieren Walter Gödden und Carsten Bender ihr literarisches Programm „Kein Reben-, sondern ein Reckenland“, das sich mit Westfalenbildern in der Literatur befasst. Begleitend dazu werden zwei Ausstellungen am Rieselfeldhof eröffnet: eine multimediale Retrospektive zur Festivalgeschichte sowie ein Interview mit einer langjährigen Bewohnerin der Rieselfelder.
Am Freitag widmet sich ein Spaziergang durch die Streuobstwiesen ökologischen Themen, darunter Vogelarten, Bodenkunde und die Historie des Geländes. Am Nachmittag liest Carsten Bender am Rieselwärterhäuschen aus Paul Austers Roman „4 3 2 1“. Der Abend steht im Zeichen des gesprochenen Wortes: Klaus Sander gibt in einem Vortrag Einblicke in die Arbeit seines Hörbuchverlags. Den Tagesabschluss bildet ein Open-Air-Kino mit Ingmar Bergmans Filmklassiker „Persona“.
„Vier Lesungen – Vier Sprachen – Viermaliges Anschlagen auf dem Vorstellungsklavier“
Der Samstag beginnt literarisch: In vier Sprachen – Englisch, Arabisch, Persisch und Deutsch – werden Lesungen zum diesjährigen Motto dargeboten. Zum Tagesabschluss liest Julia von Sell den Essay „Wir Flüchtlinge“ von Hannah Arendt.
Ein weiteres Qigong-Angebot gibt es am Sonntagmorgen. Am Nachmittag folgt der Höhepunkt des Festivals: „Kleist K.O.“, ein Bühnenprogramm mit Schauspieler Thomas Thieme, Regisseurin Julia von Sell und Musiker Arthur Thieme. Das Kollektiv setzt sich darin mit Heinrich von Kleist auseinander – in einer ungewöhnlichen Verbindung von Literatur und Boxmetapher. Diese Veranstaltung ist der einzige kostenpflichtige Programmpunkt des Festivals, für den Karten im Vorverkauf erhältlich sind. Alle anderen Angebote sind frei zugänglich, es wird jedoch um Spenden gebeten.
Die Kulturtage werden gefördert vom Kulturamt der Stadt Münster, der Kulturstiftung der Sparkasse Münster und dem LWL-Kulturfonds. Frank Knura, Vorstandsvorsitzender der Sparkassen-Kulturstiftung, bezeichnet das Projekt als einen Beitrag zur regionalen Kulturförderung: „Solche kulturellen Initiativen stärken die Region und schaffen wertvolle Räume für Austausch und Kreativität.“
Informationen zum gesamten Programm könnt ihr unter www.rieselfelder-kulturtage.de abrufen.