IG BAU warnt vor Abwärtstrend Bilanz 2022: Münster baut 1.861 neue Wohnungen / Bau-Gewerkschaft fordert „Booster für den Neubau“

In Münster wurden im vergangenen Jahr 551 Wohnungen mehr als im Vorjahr gebaut. Dennoch besteht noch immer ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum. (Symbolbild: Mikael Blomkvist / Pexels)
In Münster wurden im vergangenen Jahr 551 Wohnungen mehr als im Vorjahr gebaut. (Symbolbild: Mikael Blomkvist / Pexels)

Im vergangenen Jahr wurden in Münster insgesamt 1.861 Wohnungen neu gebaut – darunter 231 in Ein- und Zweifamilienhäusern. Das sind 551 Wohnungen mehr als im Vorjahr, doch noch immer fehlt bezahlbarer Wohnraum. Insgesamt investierten die Bauherren in Münster 2022 rund 206,6 Millionen Euro für den Wohnungsneubau. 

Bei ihren Angaben beruft sich die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Für das laufende Baujahr warnt der IG BAU-Bezirksvorsitzende für Münster-Rheine Detlev Hopp vor einem Abwärtstrend: „Bauvorhaben werden auf Eis gelegt. Denn hohe Baukosten treffen auf hohe Zinsen und hohe Hürden beim Bauen durch staatliche Auflagen und Vorschriften. Das ist ein toxischer Mix für den Wohnungsbau.“ Die Kaufpreise beim Neubau seien längst „aus den Fugen geraten“ und die Mieten „klettern enorm nach oben“ – vor allem bei neu gebauten Wohnungen.

Mehr bezahlbarer Wohnraum

Entscheidend sei jetzt, was gebaut werde: „Die Wohnungen müssen zur Lohntüte der Menschen passen. Es kommt darauf an, vor allem bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen zu bauen“, sagt der Vorsitzende der IG BAU Münster-Rheine, Detlev Hopp. Gebraucht werde jetzt ein „Booster für den Neubau“ von sozialen und bezahlbaren Wohnungen. Hopp appelliert an die heimischen Bundestagsabgeordneten, sich in Berlin für ein „massives Aufstocken der Fördergelder“ stark zu machen. Aber auch das Land Nordrhein-Westfalen sei mehr gefordert. „Für mehr Sozialwohnungen und für mehr bezahlbare Wohnungen muss der Staat – müssen Bund und Länder – bis 2025 mindestens 72 Milliarden Euro in die Hand nehmen“, sagt Detlev Hopp. Der Gewerkschafter beruft sich dabei auf Berechnungen von zwei Wohnungsbau-Studien, die die IG BAU beim Pestel-Institut (Hannover) und beim Bauforschungsinstitut ARGE (Kiel) mit in Auftrag gegeben hat.

Sondervermögen benötigt

Konkret werde ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau benötigt. „Nur dann kann es noch klappen, bundesweit 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr zu bauen“, so der IG BAU-Bezirkschef. Zusätzlich seien 22 Milliarden Euro für den Neubau von 60.000 bezahlbaren Wohnungen dringend erforderlich. Davon profitiere schließlich auch Münster. Außerdem drängt die IG BAU auf ein „schlankeres Baugesetzbuch“: „Es geht um das Durchforsten von Gesetzen, Verordnungen und Normen, auf das die Branche seit Jahren wartet. Das muss jetzt passieren – und nicht irgendwann im nächsten Jahr“, fordert Hopp.

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