Von Universalgenies und halben Hähnchen Band 5 aus Henning Stoffers Buchreihe "Münster – Menschen, Geschichten und Erinnerungen" ist erschienen

Ein Kapitel beschäftigt sich mit historischen Stadtplänen. (Foto: Michael Bührke)
Ein Kapitel beschäftigt sich mit historischen Stadtplänen. (Foto: Michael Bührke)

Auf Münsters historischen Alleswisser Henning Stoffers ist Verlass, kürzlich ist der fünfte Band seiner Reihe „Münster – Menschen, Geschichten und Erinnerungen“ im Agenda-Verlag erschienen und wieder liegt ein Buch vor, das so daherkommt, wie man es vom Autor gewohnt ist: Kurzweilig, spannend und überraschend. Ein großer Fundus historischer Fotos aus der Stadtgeschichte wird flankiert von kenntnisreichen Geschichten.

Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis zeigt sofort, wohin die Reise geht. Erinnerungen an die Gaststätte Beisenkötter zeigen nicht nur das Auf und Ab eines gastronomischen Betriebs, sie entführen die Leserinnen und Leser in eine Zeit, in der es zum Beispiel normal war, dass jede Gastwirtschaft das Bier selber braute. Eine Tradition, die erst mit dem Wachsen der Großbrauereien wie Germania oder Westfalia ihr bedauernswertes Ende fand. Dem Autor gelingt es in diesem Kapitel auch aufzuzeigen, wie strategisch früher zum Teil geheiratet wurde, um den Betrieb wachsen zu lassen.

Diesen markanten Gebäuden am Roggenmarkt wurde ebenfalls ein Kapitel gewidmet. (Foto: Michael Bührke)
Diesen markanten Gebäuden am Roggenmarkt wurde ebenfalls ein Kapitel gewidmet. (Foto: Michael Bührke)

Stoffers neuestes Buch setzt zwei Menschen ein literarisches Denkmal, die erst in den letzten Jahren verstorben sind, Manfred Schneider und Klaus Otto Nagorsnik. Beide hat Henning Stoffers für seine Webseite www.sto-ms.de interviewt. Manfred Schneider war eine münstersche Institution. Wenn es bei dem Namen nicht sofort klingelt, dann sicherlich beim Anblick – mit seiner Baskenmütze, dem Schnauzbart und der Nickelbrille gehörte Schneider untrennbar zum Stadtbild. Er war Buchhändler, Schauspieler und spielte das Glockenspiel im historischen Rathausturm. Stoffers schreibt, dass Schneider die Stadt mit seiner liebenswerten Art bereicherte, dem ist wenig hinzuzufügen. Klaus Otto „KO“ Nagorsnik war da schon ein anderes Kaliber. Im ersten Moment durchaus sperrig, schaffte es Stoffers mit seiner ganz eigenen Art, schnell einen Draht zu dem Mann zu finden, der als „Jäger“ in der Fernsehshow „Gefragt-Gejagt“ eine deutschlandweite Fangemeinde hatte. Ein sehr aufschlussreiches Gespräch, das viel über das „Universalgenie“ verrät, dessen Spitzname „KO“ wohl nicht nur auf seine Vornamen Bezug nahm.

Der legendäre "Nordstern" im Kreuzviertel. (Foto: Michael Bührke)
Der legendäre „Nordstern“ im Kreuzviertel. (Foto: Michael Bührke)

Weiter geht es mit spannenden Berichten über ausgesuchte Gebäude der Innenstadt, das ehemalige Café-Restaurant „ff“, den Stadtteil Gievenbeck oder Clemens-August Graf von Galen, an den sich letzten Endes nicht mal die Nazis herantrauten. Aufschlussreich ist auch das Kapitel über den Wandel der Stadt, dargestellt an historischen Stadtplänen. Viele Detailaufnahmen zeigen ein Münster, das heute gleichermaßen fremd wie vertraut wirkt. Das Restaurant „Nordstern“ hat im Laufe seiner Geschichte vermutlich tausende Studentinnen und Studenten mit seinen halben Hähnchen vor dem Hungertod bewahrt, wenn der Ladenschluss mal wieder völlig überraschend über einen hereinbrach und der WG-Kühlschrank gähnend leer war. Das Kapitel über diese Kultgaststätte im Kreuzviertel gehört sicher zu den Highlights von Henning Stoffers neuestem Werk.

Band 5 der Reihe „Münster – Menschen, Geschichten und Erinnerungen“ von Henning Stoffers ist, so wie seine Vorgänger, ein Muss für alle, die sich nicht nur für die ganz großen Geschichten Münsters interessieren, sondern auch für die vielen kleinen Dinge, Ereignisse und Personen, die in ihrer Summe das Schöne an unserer Stadt ausmachen. Wer Henning Stoffers bereits persönlich erlebt hat, zum Beispiel bei einem seiner stets ausverkauften Vorträge im Schloßtheater, hat beim Lesen seiner Bücher mit jeder Zeile die ruhige, bedächtige Stimme des Autors im Ohr.

Bevor die Reihe im Agenda-Verlag startete, erschien vom selben Autor die fünfbändige Reihe „Münster zurückgeblättert“ im Münstermitte Medienverlag, von der die Ausgaben 2 bis 4 noch verfügbar sind.

Münster - Menschen, Geschichten und Erinnerungen: Band 5. Herausgeber: agenda Münster, Seitenzahl: 140 Seiten; ISBN: 978-3896888938. Abmessungen: 14.5 x 1.2 x 21 cm. 14,90 Euro

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