Von Babelsberg nach Hollywood Die Schloss Classix gingen am Samstag mit reiner Filmmusik in die zweite Runde

Das Deutsche Filmorchester Babelsberg begeisterte bei den Schloss Classix am Samstag mit Soundtracks aus bekannten Filmen. (Foto: Tanja Sollwedel)

Nach einem Abend mit Klassik im Film ging es am Samstag mit vielen bekannten Film-Melodien  weiter bei den Schloss Classix. Dabei reichte das Repertoire vom Hollywood-Blockbuster à la „Fluch der Karibik“ oder „Star Wars“ über Filmklassiker wie „Der Pate“ oder „Pink Panther“ bis zu alten UfA-Schlagern der 1930er Jahre. Nach drei mitreißenden Zugaben spendeten die fast zweitausend Zuschauer schließlich stehende Ovationen, nachdem sie zuvor schon alle dem Deutschen Filmorchester Babelsberg zum 100. Geburtstag ein wirklich fröhliches „Happy Birthday“ gesungen hatten.

Beim Ständchen gerieten allerdings viele kurz ins Stocken, wem sie da überhaupt beglückwünschen, bis sich die meisten für die Wendung „liebes Orchester“ entschieden. Die wechselhafte Geschichte dieses Klangkörpers stellte Moderator Tim Eberhardt kurz vor: gegründet als Sinfonieorchester der Ufa arbeitete es in seinen Hochzeiten sogar im Zweischichtbetrieb. Abgerechnet wurde dabei nicht nach Zeit oder Aufwand, sondern nach Filmmetern. Und die würden, wenn man alle Filme, Wochenschauen und Fernsehsendungen aneinander legt, inzwischen dreieinhalb mal um die Erde reichen. Nachdem es in der DDR als DEFA-Filmorchester fungierte, wurde es 1992 neu gegründet, um nun nicht nur Filme zu vertonen, sondern auch live zu spielen oder Popmusiker zu begleiten, von Udo Lindenberg über Rammstein und Peter Fox bis hin zu Axel Prahl. Dirigent Robert Reimer outete sich aber wohl nicht nur deswegen als Fan des Münster-Tatorts wie auch der Wilsberg-Serie. Jedenfalls nicht wegen der Soundtracks, denn zu denen fiel ihm nichts zu sagen ein.

Im Mittelpunkt des Konzertabends stand die Musik, die John Williams für Filme wie „Star Wars“, „E.T.“ oder „Indiana Jones“ geschrieben hat. (Foto: Tanja Sollwedel)

Für hervorragende Soundtracks sorgte in Hollywood seit den 1970er Jahren besonders einer, und sein Name zog sich wie ein roter Faden durch das Programm am Samstagabend: John Williams. Es bereitete wirklich Freude, seine Musik einmal live von einem Orchester zu hören, von „Jurassic Park“ und „Harry Potter“ bis „Star Wars“ und „E.T.“ – immer wieder kam das Programm auf ihn zurück. Als besonderes Schmankerl gab es dabei nach dem „Raiders March“, dem Titelthema aus „Jäger des verlorenen Schatzes“, auch noch das „Scherzo for Motorcycle and Orchestra“ aus dem dritten Teil der Abenteuerfilmreihe, „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“. Besonders hier allerdings weniger wegen der Komposition, sondern weil tatsächlich ein Motorradfahrer zur Orchesterbegleitung durch die Sandflächen zwischen Bühne und Tribüne düste. Wie sich anschließend herausstellte, war es Gastgeber Tim Eberhardt selbst, der sich diesen Spaß nicht nehmen ließ und damit irgendwie ein Teil der musikalischen Darbietung wurde. Musikalisch spannender war dagegen eine andere Filmmusik von Williams, nämlich die für den Science Fiction „Close Encounters of the Third Kind“ („Unheimliche Begegnung der dritten Art“) – auch ohne dem Chor aus dem Original-Soundtrack ein großartiges Live-Erlebnis, das keine Unterstützung durch Filmausschnitte oder Show-Effekte benötigte.

Das Bühnengeschehen wurde live auf zwei große LED-Monitore übertragen. (Foto: Tanja Sollwedel)

Filmausschnitte gab es nämlich zu vielen der dargebotenen Filmthemen zu sehen. Zum Glück wurde jedes Mal nach wenigen Minuten auf die Kameras von „Münster 4 Live“ umgeschaltet, um Nahaufnahmen aus dem Orchester zu zeigen. Schließlich saßen nicht wenige Zuschauer ziemlich weit weg von der im Vergleich zur breiten Tribüne eher klein wirkenden Bühne. Für die Optik wäre es schön, diese bei einer Fortsetzung mehr zu den Seiten zu öffnen oder statt eines rechteckigen einen trapezförmigen Grundriss zu wählen. Vermisst wurde ansonsten wenig, gelegentlich vielleicht ein paar Informationen zu den Arrangeuren – vor allem bei dem herrlichen Medley aus alten UfA-Schlagern von „Ein Freund, ein guter Freund“ bis „Du hast Glück bei den Frau’n, Bel Ami“. Und weil einige Arrangements ganz leichte Anklänge an den Jazz offenbarten – bei John Barrys Bond-Thema zu „Goldfinger“ oder Hans Zimmers „On The Road“ aus „Rain Man“ zum Beispiel – könnte sich hieraus vielleicht eine Richtung für die nächste Ausgabe der Schloss Classix ergeben? Der Termin ist jedenfalls schon bekannt, sie finden am 23. und 24. August 2019 wieder vor der Kulisse von Münsters Schloss statt.

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