Viele Sprachen an den Chillida-Bänken Das „Internationale Lyrikprojekt“ von Marion Lohoff-Börger wanderte am Mittwoch mit vielen Stimmen vom Vorgarten in Mauritz in den Rathausinnenhof

Autorin Marion Lohoff-Börger freut sich auf der Chillida-Bank sitzend über die Veröffentlichung, sie weiß eine große Übersetzer-Schar hinter sich. (Foto: Ralf Börger)
Autorin Marion Lohoff-Börger freut sich auf der Chillida-Bank sitzend über die Veröffentlichung, sie weiß eine große Übersetzer-Schar hinter sich. (Foto: Ralf Börger)

ALLES MÜNSTER-Autorin Marion Lohoff-Börger ist vor allem für ihre Geschichten auf Masematte bekannt, wie ihr sie in der Kolumne „alles jovelino“ lesen könnt. Sie schreibt hin und wieder aber auch Gedichte – und die wurden in diesem Jahr international, mit Hilfe von vielen Menschen, die aus ganz unterschiedlichen Ländern nach Münster gekommen sind. Anfangs auf Karten im Vorgarten angeboten, ist das internationale Lyrikprojekt jetzt als Buch erschienen. Die Autorin beschreibt hier selbst, wie sie die Präsentation an den Chillida-Bänken erlebt hat.

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Das sei das „wertvollste Buch“, das er je geschenkt bekommen habe, sagte der Oberbürgermeister Lewe am Mittwochmorgen im Rathausinnenhof. Ich finde, es gibt keinen besseren Platz als die Chillida-Bänke mit dem Titel „Toleranz durch Dialog“, um mein Buch „wir sind – wir bleiben“, welches in diesem Sommer im agenda Verlag erschienen ist, dem Oberhaupt der Stadt Münster zu überreichen. Anlass war, dass Lewe das Grußwort zu dem Buch schrieb. Nun dankten wir es ihm mit 15 von 20 Übersetzer*innen durch eine kleine Lesung.

Nochmal von Anfang an: Alles begann mit einem tröstlichen Gedicht, das ich im März 2020 während des Lockdowns schrieb, ein paar Mal ausdruckte und in einem Holzkästchen auf einem alten Küchenhocker vor meine Haustür stellte, weil ich den vielen Spaziergängern, die in Mauritz mit hängenden Schultern vor meiner Tür herliefen, etwas Mutmachendes mitgeben wollte. Es ging mit einer Übersetzung des im Iran gesprochenen Farsi von einer Bekannten und dem Bau des „Lyrikomaten“ aus einem Ikea-Lattenrost weiter und endete in diesem Sommer mit dem Erscheinen eines Buches, das sogar einen Druckkostenzuschuss des LWL erhielt, im agenda Verlag.

Marion Lohoff-Börger und OB Markus Lewe präsentierten das Lyrikprojekt. (Foto: Ralf Börger)
Marion Lohoff-Börger und OB Markus Lewe präsentierten das Lyrikprojekt. (Foto: Ralf Börger)

Drei Gedichte von mir, die während des Lockdown entstanden sind, wurden inzwischen in zwanzig Sprachen übersetzt. Jede und jede der Übersetzer*innen ist mir inzwischen persönlich bekannt und freundschaftlich verbunden. Jede Übersetzung und jedes Foto, die ich bekam, erzählen eine eigene Geschichte. Die Person, die mit ihrer Lebensgeschichte dahintersteht, sowieso. Mit viel Fleiß, Ausdauer und Einfühlungsvermögen bastelte ich ein Buch zusammen, das heute im Buchhandel für 12,90 € zu haben ist. Ein absolutes Novum, das seinesgleichen sucht.

Das Besondere ist, dass nicht Menschen mit Migrationshintergrund, die in Münster leben, beweisen müssen, wie gut sie Deutsch können, sondern sie zeigen mit ihrer Muttersprache, dass wir in Zeiten von Corona im Herzen gleich fühlen und das haben wir gemeinsam ausgedrückt. Das sah auch der Oberbürgermeister Lewe so, der dankend ein Buch aus den Händen von Rahaf Aldabbagh entgegennahm, die aus Syrien stammt und seit 4 Jahren in Deutschland lebt.

Münster lebt von Vielfalt und Veränderung, die durch Menschen wie die, die heute im Rathausinnenhof versammelt sind, gewährleistet wird, verdeutlicht Lewe mit Blick auf die Zukunftsgestaltung der Stadt Münster. Dass er das Internationale Lyrikprojekt, das seinen Anfang in meinem Vorgarten fand, von ganzen Herzen so wertschätzt, macht dieses Event für mich zu einem der wichtigsten Momente in meiner Tätigkeit als Autorin und Lyrikerin. Denn wenn Menschen daran glauben, dass Lyrik hilft und zu Veränderungen beitragen kann, dann bin ich tatsächlich auf dem richtigen Weg und im richtigen Beruf.

Münster darf sich freuen. Im Rahmen der derzeitigen Möglichkeiten planen wir Lesungen und Events. Denn das Internationale Lyrikprojekt gibt sich mit einem Vorgarten im hübschen Mauritz und dem geschichtsträchtigen Rathausinnenhof nicht zufrieden …

Für Anfragen, Ideen immer zu haben:
Marion Lohoff-Börger
www.schreibmaschinenlyrik.de

Marion Lohoff-Börger: wir sind – wir bleiben. Internationales Lyrikprojekt im Vorgarten. agenda Verlag, 2020. 12,90 € (überall erhältlich, wo es Bücher gibt!)

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