Umwege erhöhen die Ortskenntnis Plan B nach dem Abitur: Reisen, Praktikum und Freiwilligendienst

Joshua Kux hat beim DRK Münster ein FSJ im Krankentransport gemacht. (Foto: DRK / Brockmann)
Joshua Kux hat beim DRK Münster ein FSJ im Krankentransport gemacht. (Foto: DRK / Brockmann)

Nach dem Abitur direkt an die Hochschule und weiter pauken – das war für Joshua aus Münster überhaupt keine Alternative! Nach der Schule wollte er erst etwas von der Welt sehen und reiste durch Norwegen, Schweden und Frankreich. Den Wunsch Medizin zu studieren hat er schon länger. Ein Praktikum im Krankenhaus brachte schließlich letzte Gewissheit, dass das der richtige Weg ist.

Um die Zeit sinnvoll zu überbrücken war für ihn klar: „Eine Ausbildung anzufangen oder gar nichts zu tun, das macht doch überhaupt keinen Sinn!“ Ein Jahr Freiwilligendienst, der flexibel zwischen 6 und 18 Monate dauert, in dem er nicht nur Einblicke in den medizinischen Bereich, sondern sich auch zum Rettungshelfer qualifizieren kann – das schien für Joshua die beste Alternative. Ein Jahr lang ist er nun im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) an der DRK-Rettungswache Münster tätig und ist begeistert über diese Möglichkeit für junge Menschen: „Sich als Rettungshelfer zu engagieren, die Ausbildung und Erfahrung mitzubekommen und damit die Zeit zwischen Schule und Studium flexibel und sinnvoll zu überbrücken, das ist genau das Richtige“, sagt Joshua.

Fünfmal am Tag etwa klingelt sein Melder. Dann fährt Joshua zusammen mit einem hauptamtlichen Kollegen Patienten mit dem Krankentransportwagen in Krankenhäuser, Seniorenheime und Arztpraxen. „Man kommt jeden Tag in neue Situationen vor Ort, lernt täglich andere Menschen mit unterschiedlichen Krankheiten kennen“, erläutert Joshua. Dabei bekommt er Einblicke in ganz verschiedene Krankheitsbilder, anstatt sich direkt zu spezialisieren. Fast alle Fahrten sind geplante Transportfahrten, die also ohne Blaulicht und Martinshorn gefahren werden. „Nicht nur medizinisches Wissen ist wichtig. Zuhören, den Menschen ernst nehmen und sich Zeit für ihn nehmen, darauf kommt es an!“ Denn auf den Transportfahrten hat er die Zeit, die manchmal im Krankenhausalltag fehlt, sich in Ruhe mit den Patienten zu unterhalten. Dann erklärt er und hört zu. Wenn eine Transportfahrt dann auch mal bis zu 200 Kilometer weit weg führt, sind das Kompetenzen, die mindestens ebenso wichtig sind wie das medizinische Wissen, betont der junge FSJler.

(Foto: CC0)
(Foto: CC0)

Das Jahr als sinnvolle Überbrückung zu nutzen und Einblicke zu erhalten – das war für Joshua genau die richtige Alternative nach dem Abitur. Sollte das Jahr also verpflichtend für alle jungen Menschen eingeführt werden? Davon hält Frauke Sabat, Leiterin der Freiwilligendienste beim DRK-Kreisverband Münster, überhaupt nichts. Stattdessen plädiert sie dafür die bestehenden Angebote Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und Bundesfreiwilligendienst (BFD) weiter auszubauen. „Einen Dienst mit Zwang durchzusetzen ist nicht der richtige Weg. Der Freiwilligendienst ist ein Bildungsjahr, das hervorragend geeignet ist gesellschaftliche Solidarität zu stärken, eben weil es ein freiwilliges Jahr ist. Statt junge Menschen zu verpflichten, sollten die bestehenden Strukturen für die Freiwilligendienste FSJ und BFD vielmehr gestärkt werden“, so Frauke Sabat.

Mehr zum Thema: www.freiwilligendienste-muenster.de

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