Stolze Fassaden, alte Türme und Orte des Erinnerns Viele Angebote und viele Besucher am Tag des offenen Denkmals in Münster

Die multimediale Ausstellung der Villa ten Hompel lädt Besucher ein, sich mit der Geschichte zu beschäftigen. (Foto: Tanja Sollwedel)
Die multimediale Ausstellung der Villa ten Hompel lädt Besucher ein, sich mit der Geschichte zu beschäftigen. (Foto: Tanja Sollwedel)

Der Tag des offenen Denkmals am 14. September hat Münster auch in diesem Jahr in einen Ort der Geschichte verwandelt. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit, verborgene Winkel zu erkunden und Geschichten zu hören, die sonst hinter Mauern oder in Archiven verborgen bleiben. Wir waren dabei und haben ein paar Orte für euch besucht.

*****

 

Villa ten Hompel – ein Haus erzählt Geschichte
Besucher der Villa ten Hompel bekommen mit modernen Möglichkeiten einen geschichtlichen Eindruck. (Foto: Maximilian Halstrup)
Besucher der Villa ten Hompel bekommen mit modernen Möglichkeiten einen geschichtlichen Eindruck. (Foto: Maximilian Halstrup)

Den Namen hat die Villa ten Hompel von Rudolf ten Hompel, der sie in den 1920er Jahren als private Wohnresidenz gebaut hat. Heute steht hier nicht mehr nur ein Haus mit schöner Fassade. Die Villa ten Hompel ist ein geschichtsträchtiger Ort, der einst Verwaltungszentrale der Ordnungspolizei im Nationalsozialismus war, später in der Nachkriegszeit Ort der Entnazifizierung und für die Wiedergutmachung von NS-Unrecht zuständig und der heute als Erinnerungs- und Lernort dient. Die Dauerausstellung „Geschichte – Gewalt – Gewissen“ zog beim Tag des offenen Denkmals viele Besucher an. Sie zeigt Originaldokumente, Medienstationen und eindrückliche Lebensgeschichten und lädt zum Innehalten und Nachdenken ein. Es können berührende Bilder angesehen, alte Dokumente gelesen, spannende Videos geschaut und überraschende tonale Mitschnitte angehört werden.

Prinzipalmarkt – Geschichten hinter den Giebeln

Der Prinzipalmarkt, Herzstück Münsters, zeigte sich beim Tag des offenen Denkmals von einer anderen Seite. Statt Einkaufsflair standen historische Führungen im Mittelpunkt. Dabei stand bei einigen Führungen besonders die Architektur der jüngeren Zeit im Vordergrund. So zeigte Mechthild Mennebröcker an einigen markanten Beispielen, wie in den Nachkriegsjahren mit den Bauten umgegangen wurde, die den Zweiten Weltkrieg mehr oder weniger überstanden hatten. Dazu nutzte die Denkmalschutzbeauftragte der Stadt Münster zahlreiche Fotos aus der Vorkriegszeit. An manchen Häusern war es überraschend, wie sie vor den Bombardierungen aussahen und nach welchen Regeln sie ab den 1950er Jahren umgestaltet wurden.

Auf in "Münsters Guter Stube" wurden spannende Führungen angeboten, wie hier von Tobias Viehoff und Christoph Achterkamp zum Haus am Prinzipalmarkt 41. (Foto: Ralf Clausen)
Auf in „Münsters Guter Stube“ wurden spannende Führungen angeboten, wie hier von Tobias Viehoff und Christoph Achterkamp zum Haus am Prinzipalmarkt 41. (Foto: Ralf Clausen)

Das neueste Objekt präsentierten Bauherr Tobias Viehoff und Architekt Christoph Achterkamp unter der Überschrift „Spitzfindig“. Erst vor wenigen Jahren wurde durch sie der letzte Notgiebel des Prinzipalmarkts durch eine moderne Lösung ersetzt, die dennoch viele historische Bezüge aufweist. Sehr anschaulich beschrieben sie all die dabei zu bewältigenden Hürden, vom städtischen Gestaltungsbeirat über die Wirkung von Regen auf den noch nicht verbauten Sandstein. Wer an diesen Führungen teilgenommen hat, wird diesen vertrauten Ort zukünftig mit neuen Augen sehen – nicht nur als Postkartenmotiv, sondern als Schauplatz, der seit Jahrhunderten Leben und Geschichte der Stadt prägt.

Buddenturm – Blick über Stadt und Zeit
Der Buddenturm ist hoch, die Treppen steil, die Stufen schmal, die Mauern alt. (Foto: Maximilian Halstrup)
Der Buddenturm ist hoch, die Treppen steil, die Stufen schmal, die Mauern alt. (Foto: Maximilian Halstrup)

Auch im Buddenturm, dem letzten erhaltenen Stadtturm der mittelalterlichen Befestigungsanlage, gab es bei geführten Besichtigungen Spannendes zu sehen. Zu jeder halben Stunde bildeten sich vor dem Eingang Schlangen aus interessierten Menschen jedes Alters. Schon der Aufstieg über die engen Stufen war ein Erlebnis, belohnt mit einem eindrucksvollen Blick über die Dächer Münsters. Die Führung brachte anschaulich nahe, welche strategische Bedeutung der Turm einst hatte.

Er entstand um das Jahr 1150 als Wehrturm der städtischen Befestigungsanlage. Im Laufe der Jahrhunderte hatte er unterschiedliche Funktionen: beispielsweise wurde er 1533, kurz vor der Herrschaft der Täufer, als Gefängnis genutzt und ab 1598 diente er als Pulverturm, quasi als Lager für Schießpulver.

Zwinger – Kunst trifft Geschichte
Ein wenig Licht am Ende eines dunklen Ganges im Zwinger. (Foto: Maximilian Halstrup)
Ein wenig Licht am Ende eines dunklen Ganges im Zwinger. (Foto: Maximilian Halstrup)

Aufmerksamkeit von Interessierten am Tag des offenen Denkmals erhielt auch der Zwinger, der ohne Anmeldung betreten werden konnte. Im Inneren war es zunächst sehr dunkel, in den ersten Zellen und Gängen flackerten teils keine, teils nur wenige Lichter. Es waren Klopfgeräusche zu hören.

Diese entstehen durch kleine Stahlhämmer, die an Wänden und Decken der Zellen und Gänge angebracht sind. Dabei handelt es sich um die Installation „Das gegenläufige Konzert“ von Rebecca Horn, die seit den Skulptur Projekten 1987 zu hören ist. Im bewachsenen Innenhof ist ein großer Glastrichter angebracht, aus dem alle zwanzig Sekunden ein Wassertropfen in einen darunterliegenden Metalltrichter fällt, wodurch ein gegenläufiger Rhythmus zum Hämmern erzeugt wird. Vor fast 500 Jahren erbaut, wechselten die Funktionen des Zwingers im Laufe der Jahrhunderte zwischen Verteidigungsbau, Folterstätte und Gefängnis. Heute ist er Kunstraum, Erinnerungsort und Mahnmal für die Opfer der Gewalt.

Zwei für die Denkmäler

Die Denkmalbehörde der Stadt und das Ortskuratorium Münster der Deutschen Stiftung Denkmalschutz haben gemeinsam den Tag des offenen Denkmals gestaltet und damit zahlreiche historische Orte für Besucher erlebbar gemacht. Das Ortskuratorium war am Tag des offenen Denkmals an vielen Orten in der Stadt vertreten und informierte über die Aufgaben und Projekte der Stiftung.

Das Ortskuratorium Münster der Deutschen Stiftung Denkmalschutz informierte auch am Buddenturm. (Foto: Maximilian Halstrup)
Das Ortskuratorium Münster der Deutschen Stiftung Denkmalschutz informierte auch am Buddenturm. (Foto: Maximilian Halstrup)
Ein Tag der Entdeckungen

Der Tag des offenen Denkmals in Münster machte einmal mehr deutlich, wie vielfältig Geschichte in einer Stadt präsent sein kann: zwischen mahnenden Orten wie der Villa ten Hompel, stolzen Fassaden am Prinzipalmarkt sowie mittelalterlichen Relikten wie dem Buddenturm und dem Zwinger. Wer sich auf den Weg machte, konnte Münster aus neuen Blickwinkeln sehen und Geschichte nicht nur lernen, sondern auch erleben.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von AllesMünster (@allesmuenster)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert